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Ich glaub, ich lieb euch alle

Titel: Ich glaub, ich lieb euch alle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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soeben das Drill Team angetanzt. Mann, das ist aber echt ein herber Schlag ins Gesicht. Was haben die denn vor, wollen die eine fette Tanznummer hinlegen? Es ist schon schwer genug, in der nassen Schwimmhalle zu gehen… für Hip-Hop ist das hier aber rein gar nichts.
    Abby kommt als eine der Letzten rein. Sie macht den Eindruck, als würde ihr jemand eine Pistole ins Kreuz drücken, um sie zu dieser Schwimmveranstaltung zu zwingen, und ihr zuraunen: » Hey, Abby, wie viele Typen haben dir schon das Herz gebrochen? Wie, nur zwei? Na, wie wäre es dann, wenn du deinen Arsch da reinschwingst und für die beiden damit wackelst!« Trotz ihrer Miene, die an ein paralysiertes Reh im Scheinwerferlicht erinnert, sieht sie ganz niedlich aus. Andre zieht wieder seine Mr-Clean-Masche ab und redet vor Abbys Augen mit seiner Schlampe von der Hooker. Was für ein Arsch. Er gähnt und küsst sein Mädchen dann zum Abschied. Er sieht total entspannt aus, während ich mit den Nerven am Ende bin. Wir müssen beide im selben Durchlauf beim Hundert-Meter-Freistil antreten, und mir ist klar, dass das meine Chance ist. Ich will so sehr gewinnen, dass mir schon schlecht ist. Wie cool wär das denn, wenn ich das auch noch vor Abbys Augen schaffen würde?
    Die Schmetterlinge in meinem Magen benehmen sich wie auf Crack, als endlich die Zuteilung der Bahnen bekannt gegeben wird. Mr Clean ist gleich nebenan auf Bahn drei. Meine Hände zittern, während ich versuche, mir die Schwimmbrille überzuziehen. Ich steige auf den Startblock und schau zu Andre rüber, aber der gähnt mir nur ins Gesicht. Na warte! Der Herr findet also, dass dieser unbedeutende Junioren-Wettbewerb unter seiner Würde ist, nur weil er Mitglied im Staffelteam bei den Landesmeisterschaften ist? Oh, ich kann es ja gerade noch ertragen, dass das Drill Team sich da drüben eins abhottet, aber diese imaginäre Ohrfeige nehme ich nicht so einfach hin. Das kriegst du gleich zurück, du Hund!
    Der Schiedsrichter ruft: » Schwimmer, auf die Plätze.« Andre sollte sich jetzt besser darauf gefasst machen, dass er gleich besiegt wird.
    Die Startglocke ertönt und ich schieße los wie der Blitz. All meine Angst und Frustrationen lasse ich mit den ersten vier Schwimmzügen hinter mir. Meine zerschundenen Beine treten das Wasser, als wäre es Andres Gesicht. Ich umarme das Wasser, als wäre es Abby. Ich grunze und schnaube unter Wasser. Ich brauche keine Luft; ich brauche Ärger, Frustration und Einsamkeit als Antrieb und der Typ auf der Bahn neben mir ist schuld an allem. Meine Wenden sind spitzenmäßig. Ich bin gut! Nach der dritten Wenderolle werfe ich einen kurzen Blick nach rechts, doch ich kann ihn nirgends sehen. Verdammt, er ist mir so weit voraus, dass ich ihn nicht einmal mehr sehen kann. NEEEIIIN! Er war ja vorhin ganz entspannt und zuversichtlich und ich war total angespannt und auf Untergang eingestellt. Meine Muskeln bitten und flehen um Gnade und um Sauerstoff, doch ich halt den Kopf unten und verlange noch mehr. Los, VORWÄRTS! Er darf mich nicht schlagen. Er darf mich vor Abby nicht so blamieren.
    Ich schlage gegen die Wand, als wollte ich sie zertrümmern. Ich hole ganz tief Luft und reiß mir die Schwimmbrille runter, aber da ist niemand außer mir. Das ist seltsam. Alle schauen mich an und schreien. VERDAMMT, du hast zu früh aufgehört! Ich muss mich verzählt haben. Es sind nur vier Runden, aber in Mathe bin ich schon eine ziemliche Null. Ich setze meine Schwimmbrille wieder auf und drehe mich um, und was ich da sehe, ist echt obergeil: Sieben Typen schlagen gerade gegen die Wand und schnappen nach Luft… und zwar hinter mir. Andre eingeschlossen! Ich hab ihn geschlagen. Ich hab ihn besiegt! Die Menge schreit mich nicht an… sie jubeln für mich. JAAAA!!! Ich strecke die Faust hoch wie Tiger Woods.
    Andre (der Herr auf dem vierten Platz) hält mir müde seine Hand hin und ganz instinktiv klatsche ich sie ab. Irgendwie verliere ich das Gleichgewicht, als sein muskulöser Arm mich umlegt. Ich stolpere auf ihn zu und er hält mich in einer eisernen Umarmung fest. Lass mich los! Wir geben uns nicht die Hand und ganz bestimmt umarmen wir uns nicht. Er wird mir hier nicht als der gute Verlierer dastehen! Er soll sich bitte darauf konzentrieren, einfach nur der letzte Loser zu sein!
    Langsam steigt er aus dem Becken, mit gesenktem Kopf. Ich hab ihn um Längen geschlagen, vor den Augen seiner Exfreundin und seiner zukünftigen Ex, der Hooker-Schlampe. Dafür, dass er so

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