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Ich glaub, ich lieb euch alle

Titel: Ich glaub, ich lieb euch alle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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besonders nett zu ihr. Sie liegt einfach nur da und fängt an zu bluten.
    Mir ist noch nicht so ganz klar, was die Situation hier zu bedeuten hat. Ganz klar ist allerdings, dass ich keinen Sex haben werde. Ich würde tatsächlich am liebsten einfach schleunigst von hier verschwinden, meine Jungs zusammentrommeln und dann die Fliege machen. Ich bezweifle zwar, dass sie verbluten würde, aber mit Sicherheit würde sie erfrieren, wenn ich sie hier draußen liegen lasse. Ich bin nicht verknallt in die gute alte Chopper, aber ich will auch nicht, dass sie abkratzt.
    » Christy?«, sage ich und rüttle an ihr. » Bist du in Ordnung?«
    Keine Antwort. Ich weiß sicher, dass sie noch atmet, denn ihr Mund pumpt immer noch schlimme Fahnen in die Luft. Jep, das ist typisch für mich, wieder mal totales Glück gehabt! Ich muss sie irgendwie ins Haus schaffen. Das wird nicht gerade einfach werden. Was wirklich peinlich ist, ist die Tatsache, dass ich es nicht schaffe, sie zu schleppen. Erst versuche ich, sie im klassisch-romantischen Stil zu tragen, wie auf den Covern von den billigen Schmonzetten im Supermarkt, aber meine Arme sind dafür einfach zu schwach. Es gibt da diese Übung, die wir fürs Football immer machen sollen, man nennt sie Hocksitz, und man muss sich dafür eine Ladung Gewichte auf die Schultern schnallen, dann in die Hocke gehen und anschließend wieder aufstehen. Ich hasse diese Übung. Ich drück mich ständig davor, aber jetzt wünschte ich, ich hätte sie ein paar Mal gemacht, denn dann hätte ich vielleicht eine winzige Chance, das Mädel hier hochzuheben. Mann, ist die schwer. Nach ein paar Minuten schaffe ich es, sie mir über die Schulter zu wuchten. Ich drücke mich mit ganzer Kraft nach oben. Meine Beine zittern, aber ich fühle, dass sich was bewegt. Ich schaffe es; ich stemme Chopper nach oben!
    » Uaaaagh!« Ich grunze, während ich meine Beine rechts und links abstütze. Ja! Jetzt muss ich nur noch versuchen, sie ins Haus zu schaffen. Ein Schritt, noch ein Schritt… VERDAMMTE SCHEISSE! Ich hätte zuallererst die Tür öffnen sollen. Eine Sekunde fummle ich an dem Hebelverschluss rum, da rutscht mir Chopper auch schon weg. Ich muss den Hebel irgendwie hochkriegen. Da erkenne ich die tiefe Delle, die ihr Kopf in der Tür hinterlassen hat.
    Ich fang an zu lachen und verliere das Gleichgewicht. Gemeinsam fallen Chopper und ich zu Boden. Instinktiv drehe ich mich zur Seite, damit sie nicht auf mich drauffällt und mich zerquetscht, doch stattdessen lande ich auf ihr. (Wer behauptet eigentlich, dass es keine Ritterlichkeit mehr gibt?) Als Chopper heute Abend die Treppe hochging, hoffte sie noch, Liebe zu finden, doch stattdessen traf sie mich.
    Ich schaff es noch einmal, sie mir auf die Schultern zu hieven, doch dabei renn ich mit dem Kopf gegen den Rechen und der reißt mir die Mütze vom Kopf und trifft mich so, dass eine meiner Wunden wieder aufgeht. Jetzt blute ich auch noch, verdammte Scheiße! Ich muss nachher noch mal zurückkommen, um meine Mütze zu holen, weil noch einen Hocksitz mit dem Chopper auf den Schultern schaff ich bestimmt nicht.
    Ich stolpere über den Hinterhof. Was mir vorher auf dem Weg hierher nur wie ein paar Schritte vorkam, fühlt sich jetzt an wie eine ganze Meile, und das mit einem Mädel aus dem Drill Team im Schlepptau. Ich hatte ja schon vermutet, dass mir heute Abend irgendwann die Puste ausgehen würde, aber dass dies der Grund sein würde, hätte ich mir nie erträumt. Ich fühle, wie mir der Schweiß über das glühende Gesicht rinnt. Doch als ich zufällig mein Spiegelbild in einer Schiebetür erblicke, kann ich erkennen, dass es ein Strom von meinem eigenen warmen Blut ist, der von meinem kahl geschorenen Kopf rinnt, mir dann über Stirn und Nase läuft und mir schließlich von den Lippen tropft. Ich sehe aus wie Frankensteins bösartiger kleiner Gehilfe, Igor, der gerade wieder einmal eine Jungfrau in seine Höhle schleift. Na gut, Chopper ist keine Jungfrau mehr, und ich war nie der Meinung, ich könnte in irgendeiner Weise bösartig sein. Doch dann klopfe ich mit meinem Fuß gegen die Scheibe und brülle: » Aufmachen!«
    Bitchy Nicky öffnet die Tür und lässt einen Schrei los, der einem das Blut in den Adern gefrieren lässt: » Iiiiiiiiiiiii!«
    Ich stolpere an ihr vorbei ins Haus. Ich bin mir sicher, dass vorhin kein Plattenspieler lief, als ich das Haus verließ, aber jetzt hätte ich schwören können, dass ich genau gehört habe, wie er kratzend zum

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