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Ich hab dich im Gefühl

Ich hab dich im Gefühl

Titel: Ich hab dich im Gefühl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cecelia Ahern
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grade nicht zu mir hinsehen. Taktvollerweise erfüllen sie mir den Wunsch. »Das ist ja fantastisch, herzlichen Glückwunsch«, sagt meine Stimme fröhlich, und selbst ich höre, wie hohl sie klingt, ohne auch nur eine Spur von Aufrichtigkeit, so leer, dass sie in sich selbst widerhallt.
    »Deshalb wäre das Zimmer oben wirklich perfekt«, meint Joe und deutet mit dem Kopf zum Kinderzimmer hinauf.
    »Oh, natürlich, das ist einfach toll.« Die Vorstadthausfrau aus den Sechzigern ist zurück, und ich laviere mich mit reichlich »ja so was!« und »wunderbar« durch den Rest der Unterhaltung.
    »Ich kann gar nicht glauben, dass die ganzen Möbel hierbleiben«, sagt Linda und schaut sich um.
    »Na ja, die beiden ziehen in eine kleinere Wohnung, und die Sachen passen dann nicht mehr rein.«
    »Und sie wollen wirklich nichts davon mitnehmen?«
    »Nein, bestimmt nicht«, lächle ich und schaue mich um. »Lediglich den Rosenstrauch im Garten.«
    Und einen Koffer voller Erinnerungen.
     
    Mit einem abgrundtiefen Seufzer lässt Justin sich auf den Rücksitz sinken.
    »Was ist denn mit Ihnen los?«
    »Nichts. Könnten Sie mich jetzt bitte direkt zum Flughafen fahren? Ich bin ein bisschen spät dran.« Justin stützt den Ellbogen aufs Fensterbrett, bedeckt das Gesicht mit der Hand und hasst sich, hasst den egoistischen jämmerlichen Mann, der aus ihm geworden ist. Sicher, Sarah und er passen nicht zusammen, aber was für ein Recht hatte er, sie so auszunutzen, sie mit sich in diesen Tümpel aus Verzweiflung und Selbstsucht zu ziehen.
    »Ich hab etwas, was Sie bestimmt aufheitern wird«, sagt Thomas und greift ins Handschuhfach.
    »Nein, ich bin jetzt wirklich nicht in der …« Mitten im Satz bricht Justin ab, denn er sieht, dass Thomas einen ihm wohlbekannten Umschlag herausholt. Und ihm überreicht.
    »Woher haben Sie den?«
    »Mein Boss hat mich angerufen und mir gesagt, ich soll ihn Ihnen geben, bevor ich Sie zum Flughafen bringe.«
    »Ihr Boss«, wiederholt Justin und kneift argwöhnisch die Augen zusammen. »Wie heißt er?«
    Einen Moment zögert Thomas. »John«, antwortet er dann.
    »John Smith?«, ergänzt Justin, in einem Ton, der vor Sarkasmus strotzt.
    »Genau der.«
    Da Justin weiß, dass er aus Thomas keine weiteren Informationen herauslocken wird, wendet er sich wieder dem Umschlag zu. Langsam dreht er ihn in der Hand und versucht zu entscheiden, ob er ihn aufmachen soll oder nicht. Er könnte ihn ungeöffnet lassen und die ganze Geschichte damit beenden, wieder Ordnung in sein Leben bringen, aufhören, Leute auszunutzen. Eine nette Frau kennenlernen und sie gut behandeln.
    »Und? Wollen Sie ihn nicht aufmachen?«, fragt Thomas.
    Justin dreht den Brief weiter.
    »Vielleicht.«
     
    Dad macht mir die Tür auf, mit den iPod-Stöpseln in den Ohren, das Gerät in der Hand. Mit anerkennendem Blick mustert er mich von oben bis unten.
    » OOOOH , DU SIEHST HEUTE ABER SEHR HÜBSCH AUS , GRACIE !«, brüllt er aus voller Kehle, und ein Mann, der auf der anderen Straßenseite mit seinem Hund spazieren geht, dreht sich nach uns um. » HATTEST DU HEUTE WAS BESONDERES VOR ?«
    Ich lächle. Endlich ein bisschen Entspannung. Ich lege den Finger auf die Lippen und klaube die Stöpsel aus seinen Ohren.
    »Ich hab einem Pärchen mein Haus gezeigt.«
    »Hat es ihnen gefallen?«
    »Sie kommen in ein paar Tagen zum Ausmessen. Das ist ein gutes Zeichen. Aber als ich dort war, ist mir klar geworden, dass für mich noch ziemlich viel ansteht.«
    »Reicht es nicht allmählich? Du brauchst dich doch nicht wochenlang zu quälen, bis du dich wieder okay fühlen darfst.«
    »Ich meine nur meine Sachen«, erwidere ich mit einem Lächeln. »Dinge, die noch im Haus rumstehen. Ich glaube nicht, dass die Leute viel von den Möbeln wollen. Wäre es okay, wenn ich sie in deiner Garage unterstelle?«
    »In meiner Werkstatt, meinst du?«
    »In der hast du dich doch seit zehn Jahren nicht mehr aufgehalten.«
    »O doch«, erwidert er. »Aber na gut, du kannst deine Sachen da abstellen. Werde ich dich denn niemals wirklich los?«, setzt er mit einem winzigen Schelmengrinsen hinzu.
    Dann sitze ich am Küchentisch, und Dad macht sich sofort am Wasserkocher zu schaffen, wie er das bei jedem Besucher tut.
    »Wie war es denn gestern Abend im Monday Club? Ich wette, Donal McCarthy hat gestaunt. Was für ein Gesicht hat er gemacht?« Gespannt beuge ich mich zu ihm.
    »Er war gar nicht da«, antwortet Dad und wendet mir den Rücken zu, während er eine Tasse

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