Ich habe abgeschworen
religiös« und rund ein Drittel gab an, selten oder nie eine Moschee zu besuchen. 5
Ausgerechnet am Bau einer Moschee entzündete sich die Diskussion um die Integration »der Muslime« und Toleranz gegenüber dem Islam beispielhaft in Köln. Schon vor Jahren war der Bauantrag der DITIB, der Türkisch-Islamischen Union der Anstalt für Religion e. V., genehmigt worden. In einem Wettbewerb gewann der nun diskutierte
Entwurf des Architekten Böhm. Mitte 2007 spitzte sich die Diskussion auf die Höhe der Minarette zu: Dürfen es mehr als 50 Meter sein? Vertreter der Bürgerbewegung »Pro Köln« meinen: »Es drohen gravierende Lärmbelästigungen, Massenaufmärsche, Parkplatzprobleme und lautstarke, sich ständig wiederholende orientalische Lautsprecherdurchsagen sowie eine Menge sozialer Sprengstoff.« 6 Beides geht am Kern des Problems vorbei. Während Pro Köln primitive Ängste vor »den Fremden« anspricht, zeigt die Debatte um die Höhe der Minarette, dass der symbolische Gehalt einer Großmoschee als Ausdruck der Macht durchaus verstanden wird – wie bei dem Bau von Kathedralen. Dabei ist es kaum vorstellbar, dass die Befürworter des Moscheebaus aus der Multi-Kulti-Fraktion für neue christliche Kirchen auf die Straßen gingen. Die Frage nach der Höhe verdeckt aber gerade die darunterliegende Kernfrage: Inwieweit wird mit dieser Moschee, sowohl symbolträchtig wie auch ganz real, ein Raum geschaffen, in dem die Parallelgesellschaft nach ihren eigenen Gesetzen lebt? Weshalb sollte das eine freie Gesellschaft zulassen? Denn ohne diese Moschee ist das Beten nicht verboten, zumal es in Deutschland schon über 2900 Moscheen gibt, einige Dutzend davon in Köln. Necla Kelek schreibt in einem Artikel vom 5. Juni 2007 in der FAZ : »Die Architekten haben geliefert, was ihre konservativen Auftraggeber wollten: ein politisches Statement des Islam in Beton.« Ich kann mich dem nur anschließen, ebenso wie ihrer Einschätzung, dass mit der Moschee, in der auch das soziale
Leben (einschließlich Einkaufen, Frisörbesuch und Koranschule) stattfindet, eine Parallelgesellschaft zementiert wird. Schon Kinder lernen in Moscheen die Abgrenzung von der deutschen Gesellschaft, die eine der Unreinen sei und somit eine satanische Verlockung darstelle. Das erinnert seltsam an Pro Köln, deren Beschreibung der »lärmenden, in Massen auftretenden Fremden«, gegen die wir guten Deutschen (beziehungsweise Kölner) uns zu unserer Sicherheit abgrenzen sollten. Wir die Guten, ihr die Feinde. 7
Statt über neue Moscheen zu diskutieren, sollten alle in dieser Gesellschaft Deutschkurse für Einwanderer fördern, soziale Probleme in den Familien offen angehen und die rechtlichte Gleichstellung der Frau umsetzen. Ganz einfach. In Deutschland sind diese Werte im Grundgesetz verankert. Aber sie brauchen Menschen, die sie konsequent einfordern und umsetzen, jeden Tag. Und zwar ohne Rücksicht auf eine vermeintliche kulturelle Identität, die Integration in einer Kultur der Gleichberechtigung nicht verträgt!
Religionskritik in der Islamkritik
Meine Kritik am Islam lässt sich zu Teilen auf alle Religionen übertragen. Die christlichen Kirchen in Deutschland haben, nimmt man die Medien als Gradmesser, scheinbar die höchste Kompetenz, zu ethischen Fragen Stellung zu beziehen. Der große Unterschied der christlichen Religionen zum Islam ist der, dass Erstere die Aufklärung erlebt haben – oder besser gesagt, über sich ergehen lassen mussten. Denn entgegen dem aktuellen Eindruck, gerade die Kirchen seien die Wiege der Menschenrechte und der Ethik, verbreiteten sich diese Ideen der Aufklärung tatsächlich gegen den erbitterten Widerstand der Kirchen. Zur Erinnerung: Das erste Gebot im Buch Exodus des Alten Testaments lautet: »Du sollst neben mir keine anderen Götter haben. (…) Denn ich, der Herr, dein Gott, bin ein eifersüchtiger Gott: Bei denen, die mir Feind sind, verfolge ich die Schuld der Väter an den Söhnen, an der dritten und vierten Generation (…).« Das Prinzip aller vermeintlich göttlichen Glaubenssätze ist das eines absoluten Gehorsams, nicht nur im Islam.
Erst durch die Befreiung des Menschen als Subjekt in der Aufklärung wurde moderne Wissenschaft möglich – und alles hinterfragbar. Das Gottesbild im heutigen Europa ist dadurch ein weitgehend weichgespültes, aus dem drohenden ist ein liebender Gott geworden. Dennoch bleibt die Bibel in ihrer Brutalität und Menschenverachtung nur ein wenig im Tonfall hinter dem
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