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Ich habe Jakobs Arsch geküsst: Von Pilgern und Bettwanzen: 800 Kilometer unterwegs auf dem Jakobsweg

Ich habe Jakobs Arsch geküsst: Von Pilgern und Bettwanzen: 800 Kilometer unterwegs auf dem Jakobsweg

Titel: Ich habe Jakobs Arsch geküsst: Von Pilgern und Bettwanzen: 800 Kilometer unterwegs auf dem Jakobsweg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Messner
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abzuwerfen.
    Die letzten 21 Kilometer zur Kathedrale von Santiago führen anfangs noch durch Eukalyptuswälder und dann vorbei an den Palmen der wohlhabenden Vororte. Der berühmte Hausberg Santiagos, der Monte Gozo, zeigt sich mir wie vor drei Jahren immer noch als hässliche Fläche mit hässlichen Denkmalen und immer noch ohne brauchbaren Blick in die Altstadt. Die größte Herberge des ganzen Camino wartet hier oben im Sommer auf Tausende Pilger pro Tag. Von wegen, von hier sieht man erstmals die Kathedrale! Vielleicht mit einem Kran unter dem Hintern und einem Fernglas vor der Pupille.
    Bei meinem ersten Caminoausflug vor drei Jahren hatte ich hier irgendwo eine Begegnung der dritten Art, die ich wohl nie vergessen werden und die mich an so manchem Jakobspilger immer zweifeln lassen wird. Eine wirklich schwer beladene, klein gewachsene Asiatin kreuzte meinen Weg und wir kamen mühsam ins Gespräch. Sie sprach Englisch nur in Fragmenten und mit recht unverständlicher Aussprache. Als uns ein älterer Spanier entgegenkam und uns mit einemfreundlichen „Buenos Dias“ grüßte, nutzte sie die Gelegenheit, um etwas zu fragen was ihr wohl schon seit Tausenden Schritten auf der Seele lag: Was der Mann denn gesagt habe, wollte sie wissen -dieses „Dias“. Ich denke erst, ich habe nicht recht verstanden, aber es ist ernst: Nach fast 800 Kilometern durch Spanien und einer Reise um den halben Erdball nach Europa hat die Koreanerin so viel Wissen angehäuft, dass sie nicht einmal „Guten Tag“ auf Spanisch versteht. Ich weiß nicht, ob das zum erhofften guten Karma führt. Vielleicht sollte es in St. Jean eine Pilgerscheinprüfung geben, bevor die Anwärter auf die Strecke gelassen werden.
    Mit müden Füßen geht es heute langsam hügelabwärts durch die Straßen Richtung Altstadt. Immerhin funktioniert diesmal die Ausschilderung durch die Häuserschluchten. Das „Heilige Jahr“ in Santiago hat in den vergangenen zwölf Monaten offensichtlich für eine verbesserte Infrastruktur gesorgt. Das Finale des Camino rückt Schritt für Schritt näher und ich versuche, mich an den Start und die einzelnen Etappen und Regionen zu erinnern, die ich nun seit 42 Tagen durchschritten habe. Ich habe nie ganz fest damit gerechnet, dass ich tatsächlich 800 Kilometer weit zu Fuß laufen könnte. Die Option, mal aus gesundheitlichen Gründen einen Bus nehmen zu müssen, das Bewusstsein, dass der nächste Schritt zu einem Bänderriss führen könnte, war immer da. Ich habemich nicht unter Druck gesetzt und ausreichend Zeit eingeplant. Vielleicht ist es deswegen so glatt gelaufen. Mit dem tollen, trockenen Wetter bin ich krankheitsfrei und ohne relevante Fußprobleme regelrecht unter einem guten Stern gepilgert.
    Noch wenige Pilgerschritte. Galicische Dudelsackmusik begleitet das Durchschreiten des Pilgertors auf den weiten Platz vor der Kathedrale. Ich stoße einen Jodeljauchzer aus - und bin ab sofort kein Pilger mehr. Ziel erreicht, selbst aufgetragene Aufgabe erfüllt.
    Gemeinsam laufen meine Tochter und meine Frau, mein Bruder und ich bei strahlendem Pilgerwetter vor die Kathedrale. Leonie, mit der ich die letzten acht Tage regelmäßig SMS-Kontakt hatte, kommt dazu und begrüßt uns am Ziel der Pilgerreise. Freudige Umarmungen und feuchte Augen bei der herzlichen Holländerin, die sich sehr freut, meine Familie kennenzulernen und mich wiederzusehen. Die obligatorischen Erinnerungsfotos haben eine strahlende Kathedrale im Sonnenlicht und einen stahlblauen Himmel zum Hintergrund - so wie sich das nach wochenlanger Plackerei gehört!
    Eine asiatische Touristengruppe beobachtet uns verschwitzte, rucksackbeladene Pilgertruppe mehr als neugierig. Die Leute aus Singapur und Malaysia sprechen uns schließlich an und sind ganz begeistert, als wir ihre erste Frage bejahen: „Sind Sie echte Pilger?“ Ein klares „Ja!“. So sehen Pilgeraus! Wie viele Kilometer sind wir gegangen? Woher kommen wir? Wir sprechen ja Englisch! Unsere ersten Fans in Santiago sind ganz aus dem Häuschen und lassen sich mit jedem von uns fotografieren. Die hunderte von Kilometern Pilgerweg und meine jugendlich pilgernde Tochter lassen sie vor Ehrfurcht förmlich erstarren. Das sei „gut für unseren Glauben“, sind die Asiaten überzeugt. Ich bin auch froh, hier zu sein und lasse ihnen ihre sympathische Naivität. Sie sind in Europa auf Pilgerreise per Flugzeug: Rom, Lourdes, Santiago und Fatima stehen auf der Liste der katholisch-mystischen Reise. Wir

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