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Ich habe sieben Leben: Die Geschichte des Ernesto Guevara, genannt Che (German Edition)

Ich habe sieben Leben: Die Geschichte des Ernesto Guevara, genannt Che (German Edition)

Titel: Ich habe sieben Leben: Die Geschichte des Ernesto Guevara, genannt Che (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederik Hetmann
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Minuten später landete der Hubschrauber in Valle Grande, wo er von aufgeregten Journalisten und nervösen Offizieren erwartet wurde. In der kleinen Kirche von Higuera zelebrierte Pater Schaller am Abend gegen sieben Uhr eine Totenmesse für alle, die bei den Gefechten der letzten Tage ihr Leben gelassen hatten.
    Offiziere, Soldaten und Bauern nahmen au dem Gottesdienst teil. In einer Ecke der kleinen Kapelle, so als wollten sie sich vor den fragenden Blicken der Bauern verstecken, standen jene beiden Männer, die Che und Willy ermordet hatten.
    Auf dem Altar lag ein Plastikbeutel mit ungewöhnlichem Inhalt - feuchte, dunkle Erde. Pater Schaller hatte sie von dem blutgetränkten Boden des Schulraums zusammengekehrt, und er hatte dort auch zwei der Geschosse gefunden, die Guevaras Körper durchschlagen hatten. Nach dem Gottesdienst sahen die Dorfbewohner zwei der Offiziere gemächlich Pfeife rauchen. Sie benutzten die Tabakpfeifen, die sie dem gefesselten Guevara fortgenommen hatten.
    Am 9. Oktober gab Oberst Joaquín Zenteno, der aus Higuera nach Valle Grande zurückgekehrt war, vor der Presse lakonisch und unrichtig, bekannt: »Che Guevara ist gestern im Kampf gefallen.«
    General Ovando Candia, Kommandeur aller Streitkräfte, General David Lafuente, Chef des Armeestabes, und Admiral Horacio Ugarteche, Kommandeur der Marine, trafen um 13.50 Uhr auf dem Luftwege in Valle Grande ein.
    Um 17 Uhr landete der Hubschrauber aus Higuera. Eine kleine Abteilung von Soldaten banden die Leiche von der äußeren Plattform los und schoben sie auf einen Lastwagen, der mit hoher Geschwindigkeit durch die engen Gassen der Stadt zum Hospital Señor de Malta fuhr. Kinder rannten hinter dem Fahrzeug her.
    Vor dem Eingang des Krankenhauses fanden sich bald Schaulustige ein und wollten die Innenräume betreten, aber schwer bewaffnete Soldaten versperrten ihnen den Weg. Auch die Journalisten wurden erst nach langen Verhandlungen durchgelassen.
    Die Leiche wurde zunächst in die Waschküche gebracht, die man schon einige Tage zuvor als Leichenraum hergerichtet hatte. Guevara wurde auf dieselbe Bank gebettet, auf der vor wenigen Tagen die Leichen von Tania und Coco gelegen hatten. Die Doktoren Moisés Abraham Batista und José Martinez Casso, zwei deutsche Nonnen und zwei Krankenwärter wuschen den Körper, nahmen einen Einschnitt am Hals vor und injizierten Formaldehyd, um die Verwesung aufzuhalten.
    Polizeiagenten überwachten die Operation, und Männer in Zivil nahmen Fingerabdrücke. Dr. Batista ging dann zu den Journalisten hinaus und erklärte pathetisch, er habe an einem äußerst interessanten Ereignis teilgenommen. Vor allem sei er von der guten Verfassung, in der sich die Füße des Toten befunden hätten, erstaunt gewesen. Dr. Casso gab bekannt, man habe mehrere Geschosse in Guevaras Körper gefunden. Eine Kugel habe das Herz durchschlagen und augenblicklich den Tod herbeigeführt.
    Als die Ärzte mit ihren Tätigkeiten zu Ende gekommen waren, wurde die Leiche von Identifikationsexperten des CIA und des Innenministeriums umstellt. Abermals wurden Fingerabdrücke genommen und Fotos gemacht.
    Die Agenten des CIA, die im Señor-de-Malta-Krankenhaus in Erscheinung traten, waren Félix Ramos und Eduardo Gonzáles. Beide waren am 5. August 1967 in Santa Cruz eingetroffen und mit der Angabe, sie seien Geschäftsleute, im Gran Hotel abgestiegen. Sie waren außergewöhnlich elegant gekleidet. Sie sprachen wenig mit den Hotelangestellten, und wann immer sie eine Bemerkung fallen ließen, bezog sie sich darauf, dass sie hier am Ort seien, um in ein Unternehmen Geld zu investieren. Sie besaßen amerikanische Pässe mit den Nummern A 8093737 und O 152052. Am 12. August verließen sie das Hotel.
    Gegen Ende des Monats kehrte Ramos zusammen mit dem US-Major Ralph »Pappy« Shelton, einem amerikanischen Militärberater, aus La Esperanza, dem Trainingszentrum der Ranger, zurück. Ramos trug jetzt eine Uniform ohne Rangabzeichen und sprach Englisch.
    Gonzáles hatte Che in der Nacht des 8. Oktober verhört. Unmittelbar nach Guevaras Tod untersuchte der CIA-Agent die Leiche genau und fotografierte sie. Gonzáles verbrachte die folgenden Tage damit, Ches Notizbücher und andere Dokumente, die in die Hände der Armee gefallen waren, sorgfältig abzulichten.
    Félix Ramos, ein großer, schwerer Mann mit schütterem, blonden Haar, überwachte alle Vorgänge in Valle Grande. Er war auf dem Flughafen und machte die Landebahn frei, als der Hubschrauber

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