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Ich habe sieben Leben: Die Geschichte des Ernesto Guevara, genannt Che (German Edition)

Ich habe sieben Leben: Die Geschichte des Ernesto Guevara, genannt Che (German Edition)

Titel: Ich habe sieben Leben: Die Geschichte des Ernesto Guevara, genannt Che (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederik Hetmann
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Hier dünner Mann. Ich habe Papa. Ende.«

Sterben
    ... Gegen vier Uhr am Morgen des 9. Oktober 1967 kehrten Leutnant, Pérez und Leutnant Aguilar aus der Churo-Schlucht zurück. Die am Vortag begonnene Operation war abgeschlossen.
    Kurz nach Morgengrauen kam ein junger Bauer, der die Armee-Einheiten mit Verpflegung versorgt hatte, in Higuera an und bat, den Gefangenen, über den er soviel gehört hatte, sehen zu dürfen. Man führte ihn in das Klassenzimmer. Guevara betrachtete das sonnengebräunte Gesicht des Bauern, entdeckte, dass im Kiefer des Mannes zwei der unteren Vorderzähne fehlten und sagte: »Schade, dass wir einander nicht früher begegnet sind. Ich hätte dir gern zwei neue Zähne eingesetzt. Du musst auf deine Zähne aufpassen, wenn du gesund bleiben willst.«
    Der Bauer Guzmán betrachtete nachdenklich das Gesicht des Gefangenen. Draußen sagte er zu einem Bekannten: »Er hat einen Blick, dass es dir das Herz zerreißt.«
    Die Verhöre werden wieder aufgenommen. Die Schule ist jetzt von einer Formation von Soldaten umstellt, denn aus der Umgebung sind viele Bauern nach Higuera gekommen.
    Che sagt: »Bringt mir etwas zu essen. Ich möchte mit vollem Magen sterben.«
    Man stellt ihm ein paar Kartoffeln und eine Scheibe Hammelbraten hin.
    Noch in der Nacht hatte Capitano Prado angeordnet, dass die Radiostation GRC-9 von Abra del Picacho nach Higuera verlegt werden soll. Bei Tagesanbruch war ein Offizier mit dem Gerät eingetroffen und hatte es im Schulhaus installiert. Gegen zehn Uhr vormittags kam der Befehl von Präsident Barrientos, Ernesto sei zu liquidieren.
    Die Meldung wurde unverschlüsselt durchgegeben.
    Die Offiziere berieten eine Weile darüber, wer den Befehl vollstrecken sollte. Es scheint unter ihnen eine gewisse Scheu aufgekommen zu sein. Schließlich einigt man sich darauf, für die schmutzige Arbeit einen Freiwilligen zu suchen.
    Es meldet sich der Feldwebelleutnant Mario Terán, ein Mann, der sich eine Beförderung erhofft und sich von dieser Tat verspricht, es werde ihn danach ein Nimbus besonders starker Männlichkeit umgeben.
    Doch zuvor musste noch ein Foto gemacht werden, das die Sieger mit ihrem Gefangenen festhielt. Irgendeine Trophäe ihres Jagdglücks wollten die Herren immerhin später vorweisen können.
    Am 9. Oktober 1967, um 13.40 Uhr, betritt Mario Terán das Schulhaus. Er macht einige verlegene Schritte in dem halbabgedunkelten Raum, in dem man Che gefangen hält. Er trägt eine M-2 bei sich.
    Guevara beobachtet ihn.
    Terán geht rückwärts und verlässt den Raum wieder. Die Soldaten, die draußen gewartet haben, dass Schüsse fallen werden, sehen sich erstaunt an. Eine zornige Stimme ruft ein Kommando. Terán geht wieder ins Klassenzimmer zurück. Ganz plötzlich reißt er seine Waffe hoch und feuert.
    Im letzten Augenblick seines Lebens hebt Guevara seine Hand zum Mund und beißt sich auf die Finger, um einen Aufschrei zu unterdrücken. Dann sackt der leblose Körper, in dem die Einschläge der Geschosse zu erkennen sind, schräg an der Wand entlang auf den Boden.
    Kurz darauf liquidiert Sergeant Francisco Huanca den Gewerkschaftsfunktionär Willy aus Huanuni. Die meisten der Einwohner von Higuera, die sich bis dahin neugierig in der Nähe des Schulhauses aufgehalten haben, hören die Schüsse, vermuten, was vorgefallen ist, und gehen nun Heim in ihre Hütten.

    Einer wird liquidiert

Nachspiele I
    Am Vormittag des 9. Oktober versuchte ein Mann in Pucara, neun Meilen von Higuera, all seinen Einfluss aufzubieten, um in den Ort zu gelangen, an dem Che gefangen gehalten wurde. Die Behörden hatten zwar ein striktes Verbot für Privatpersonen aus anderen Dörfern erlassen, Higuera zu betreten, aber das hielt ihn nicht davon ab, es trotzdem zu versuchen. Er ließ sich ein Pferd zu einer bestimmten Stelle außerhalb von Pucara bringen und verließ dann das Dorf, um jeden Verdacht zu zerstreuen, zu Fuß. Der Mann war Pater Roger Schaller, Schweizer Staatsbürger und Gemeindepfarrer von Pucara. In dem Versteck bestieg er das Pferd und gab dem Tier die Sporen. Um halb fünf am Nachmittag kam Pater Schaller in Higuera an. Eben um diese Zeit wurden die Leichen der Guerilleros in einen Hubschrauber gehoben, der sie nach Valle Grande bringen sollte. Die Decken, die man über die Tragbahren gelegt hatte, waren blutgetränkt. Auch am Boden fanden sich Blutspuren. Der katholische Priester kniete nahe der Leiche Ches nieder, segnete den leblosen Körper und sprach ein Gebet.
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