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Ich hasse dich - verlass mich nicht

Ich hasse dich - verlass mich nicht

Titel: Ich hasse dich - verlass mich nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Kreisman
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fehlte es an Übereinstimmung in der Kindererziehung, sodass ein Elternteil, meistens die Mutter, die wichtigste Erziehungsrolle übernahm. Solche Eltern sind nur selten in der Lage, ihren Kindern gegenüber eine gemeinsame Linie zu repräsentieren, die von Zusammenarbeit gekennzeichnet ist. Für diese Kinder ist die Welt voller Unbeständigkeit. Wenn das Kind Struktur fordert, stößt es auf Widersprüche; wenn es Entschlossenheit braucht, erhält es Ambivalenz. So wird dem zukünftigen Borderline-Patienten die Möglichkeit genommen, eine beständige Kernidentität zu entwickeln.
    Die Mutter eines Borderline-Patienten kann offenkundig krank sein, aber meistens ist ihre Pathologie sehr hintergründig. Andere nehmen sie sogar als »perfekte Mutter« wahr, weil sie sich ihren Kindern so total »widmet«. Bei genauerer Beobachtung stellt man jedoch fest, dass sie sich übertrieben in das Leben ihrer Kinder einmischt, gegenseitige Abhängigkeit ermutigt und nicht will, dass ihre Kinder erwachsen werden und sich natürlich ablösen.
    Der Versuch, nach einer Trennung oder Scheidung konsequente Methoden bei der Kindererziehung anzuwenden, stellt eine besondere Herausforderung dar. Beständiges Verhalten kann für einen Borderline-Elternteil schwierig sein, da der Betreffende möglicherweise bewusst oder unbewusst versucht, die Kinder im fortwährenden Kampf gegen den Ehepartner einzusetzen. Der andere Elternteil sollte versuchen, derartige Konflikte gering zu halten, indem er bei der »Wahl der Gefechte« äußerst vorsichtig ist. Der Versuch, sich zu verteidigen oder über Anschuldigungen zu debattieren, trägt nicht zur Verringerung der Feindseligkeiten bei und verwirrt die Kinder nur noch mehr. Oft besteht der beste Ansatz darin, das Gespräch von der persönlichen Beziehung wegzulenken. Vielmehr sollte versucht werden, den Ehepartner dazu zu bringen, dass er sich nur auf »das Beste für die Kinder« konzentriert. In der Regel findet sich eine gemeinsame Plattform, sodass Konflikte minimal gehalten werden.
    Trennungen
    Trennungen von den Eltern besonders in den ersten Lebensjahren kommen in der Borderline-Biografie häufig vor. Oberflächlich betrachtet können diese Trennungen unbedeutend erscheinen, dennoch haben sie tiefe Wirkungen. So hält die Geburt eines Geschwisterkindes beispielsweise die Mutter für ein paar Wochen von ihren normalen Aktivitäten fern, aber wenn sie zurückkehrt, reagiert sie nicht mehr so stark auf das ältere Kind – in den Augen des älteren Kindes ist die Mutter verschwunden und wurde durch eine Person ersetzt, die immer anders sein wird und die jetzt auch den Mutterpflichten gegenüber einem jüngeren Geschwister nachkommen muss. Ein gesundes Kind in einer gesunden Umgebung bewältigt dieses Trauma leicht, aber für eine zukünftige Borderline-Persönlichkeit in einer Borderline-Umgebung kann es ein Verlust von mehreren sein oder als Verlassenwerden wahrgenommen werden. Länger andauernde Krankheiten, häufige Reisen, Scheidung oder der Tod eines Elternteils berauben das heranwachsende Kind in wichtigen Zeiten der beständigen Erziehung durch die Mutter. Auf diese Weise kann die Fähigkeit, Vertrauen und Beständigkeit in seiner unsicheren und unverlässlichen Welt zu entwickeln, gestört werden.
    Missbrauch von Kindern – ein Trauma
    Schwerer körperlicher und/oder sexueller Missbrauch ist in der Geschichte der Borderline-Persönlichkeit ein häufiges Trauma. Wenn ein Kind missbraucht wird, gibt es immer sich selbst die Schuld, weil dies (bewusst oder unbewusst) die beste greifbare Lösung ist. Wenn das Kind dem Erwachsenen die Schuld gibt, ist es verängstigt, weil es von inkompetenten Menschen, die nicht richtig für es sorgen können, abhängig ist. Wenn es niemandem die Schuld gibt, wird der Schmerz zufällig und nicht vorhersehbar und daher noch erschreckender, weil es keine Hoffnung gibt, ihn zu kontrollieren. Wenn das Kind also sich selbst die Schuld gibt, wird der Missbrauch leichter verständlich und kann daher leichter kontrolliert werden – es hat das Gefühl, dass es den Missbrauch irgendwie verursacht hat und daher eine Möglichkeit finden wird, ihn zu beenden; oder es gibt auf und akzeptiert, dass es »böse« ist.
    Die Borderline-Persönlichkeit lernt schon frühzeitig, dass sie schlecht ist, dass die Ursache bei ihr liegt, wenn schlimme Dinge passieren. Bald erwartet sie Bestrafung und fühlt sich möglicherweise nur dann sicher, wenn sie bestraft wird. Später kann

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