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Ich komme von Charlie!

Ich komme von Charlie!

Titel: Ich komme von Charlie! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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völlig die Fassung zu verlieren. Hal
lehnte sich gegen die Rücklehne der Couch, als er die vertraute Geste erkannte,
und eine dünne Schweißschicht erschien unterhalb seines zurückweichenden
Haaransatzes.
    »Es gibt einen Zyklus beim
Fernsehen«, sagte Eddie, überzeugt, daß sein stilles Gebet ausgereicht hatte,
Hal zu bewegen, für die nächsten zehn Minuten den Mund zu halten. »Die
Show-Kategorien bilden einen Zyklus. Da war die Zeit der großen Komiker — Berle , Gleason, Skelton — , dann
kamen nach einer Weile die Western, dann die Krimis, dann die Ärzte und
Schwestern, dann die Rechtsanwälte und dann wieder die Komiker. Warum?«
    Niemand war einfältig genug, zu
wagen, diese offensichtlich rhetorisch gemeinte Frage zu beantworten.
    »Warum ?« wiederholte Eddie. »Weil jeder Zyklus mit einer guten Show anfing — beim
Western zum Beispiel, der beim Beliebtheitsbarometer an der Spitze stand — ,
also fingen in der Industrie alle an, Western zu produzieren. Am Ende hatte
dann das Publikum die Nase voll von Western, und irgendein Genie produzierte
einen guten Krimi mit einem Privatdetektiv. Der kriegte auch sein Sternchen,
und alles stürzte sich auf die Produktion von Krimis; und plötzlich hingen sie
dem Publikum zum Halse heraus. — Verstehen Sie?«
    »Nein«, sagte Boris höflich.
    Eddie starrte mit dem
Gesichtsausdruck eines Märtyrers auf den Tisch. »Es gibt Zeiten im Leben, in
denen ich mich so einsam fühle«, flüsterte er. »Das sind die Zeiten, in denen
ich zu hoffen wage, daß eines Tages einer von Ihnen — nur einer! — auch nur
einen schwachen Schimmer von Intelligenz zeigen wird, einen ersten zaghaften
Hinweis auf durchschnittliche Fähigkeiten...« Er schüttelte langsam den Kopf.
»Und das sind die Zeiten, in denen ich weiß, daß ich zutiefst in meinem Inneren
nur ein Träumer bin .«
    »Sie meinen, das Publikum
kriegt gute Sachen entweder zu oft oder gar nicht zu sehen ?« sagte Boris mit gleichmütiger Stimme. »Wenn Sie also eine Serie von komischen
Sketchs machen, die auf einer Form der Show basieren, die das Publikum seit ein
paar Jahren nicht mehr gesehen hat, so bringen Sie also nicht nur die Komödie
wieder in Schwung, sondern haben auch noch die sehnsüchtige Erinnerung an
ehemalige Komik-Shows auf Ihrer Seite?«
    »Das ist so in groben Umrissen
das, was ich meine«, gab Eddie mit kalter Stimme zu.
    »Was haben Sie vor ?« erkundigte sich Boris. »Einen Western? Sechspistolenheld
Sackville reitet wieder oder so was ?«
    »Einen Western?« Eddie lachte
unlustig. »Bloß Ihnen kann so was einfallen. Nicht? Ich möchte eine
Detektivstory, und zwar schnell. Ich habe sogar einen Namen dafür: Das
Blutunterlaufene Auge. Was halten Sie davon ?«
    »Großartig!« Hal hatte sein
Stichwort aufgegriffen. »Einfach großartig, Eddie!«
    »Jeder Sketch wird etwa zehn
Minuten lang sein«, fuhr Eddie fort. »Ich spiele natürlich das Blutunterlaufene
Auge. Das Gegenteil des ausgekochten Privatdetektivs. Ich spiele ihn so,
wie Ben Turbin Hamlet gespielt hätte .«
    »Das hat’s schon mal gegeben«,
sagte ich zweifelnd.
    »Aber nicht von Eddie Sackville
gespielt.«
    Es war ein Unterton prachtvoller
Bescheidenheit in dieser Antwort, der mich bewog, knietief in verblüfftem
Schweigen zu waten.
    »Ich mache mir Sorgen«, sagte
Boris. »Das Ganze macht mich nervös. Vielleicht ist das für Eddie Sackville
eine untypische Rolle .« Er wandte mir die Bernhardineraugen
zu. »Larry?«
    »Vielleicht sollten wir zu den
Ursprüngen zurückkehren«, schlug ich vor, »zum eigentlichen Eddie Sackville,
zum guten Nachbarn, der kommt, um einem beim Anzünden der Heizung behilflich zu
sein und dabei das Haus anzündet. Der ewige Übereifrige, der seinen Spähtrupp
die Zelte am Ufer eines Flusses aufschlagen läßt und dann >Reinfallen !< schreit. Der kleine Bursche im Supermarket, der die
Büchse Bohnen genau auf die Spitze einer drei Meter hohen Pyramide stellen
möchte. Das ist der Eddie Sackville, der den höchsten Beliebtheitsgrad im
Fernsehen erreicht hat. — Und jetzt wollen Sie das ändern?«
    »Teufel, Teufel!« Eddie
lächelte mir säuerlich zu. »Sie verschwenden hier Ihre Talente, Baker. Sie
sollten sich hinsetzen und einen epischen Roman schreiben .«
    »Das habe ich bereits getan«,
brummte ich. »Ich habe achthundert Stück davon verkauft und noch immer ein paar
hundert in meiner Wohnung herumliegen !«
    »Ich glaube, Larry hat recht«,
sagte Boris mit milder Stimme. »Wenn der Akzent

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