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Ich komme von Charlie!

Ich komme von Charlie!

Titel: Ich komme von Charlie! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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Nachmittag beim Anblick
Eddies, der es wieder umschrieb; und ich hatte das dringende Bedürfnis, durch irgend etwas meine nervöse
Spannung zu mildern, wie zum Beispiel durch ein Faß Martini.
    Der Barkeeper schob mir den ersten
Martini zu. Ich schloß die Augen, während ich das Glas hob, und meine
Geschmacksknospen entfalteten sich in Vorfreude, als ich eine leise Stimme in
mein Ohr murmeln hörte: »Na, nun weiß ich wenigstens zwei Dinge über Sie, Larry
Baker. Sie sind Schriftsteller — und Alkoholiker .«
    Ich öffnete meine Augen wieder
und sah Kate Dunne auf dem Hocker neben mir thronen, die vollen Lippen zu einem
spöttischen Lächeln verzogen, das weizenblonde Haar in einem phantasievollen
Schwung auf dem Kopf aufgetürmt. Sie trug ein elegantes Cocktailkleid aus
beigefarbiger Spitze über Seidenjersey. Es wurde von zwei dünnen
Schulterbändern gehalten, und der Ausschnitt war ausreichend tief, um die
ersten fünf Zentimeter der tiefen Kluft zwischen ihren vollen Brüsten zu enthüllen.
Wie immer genügte ein Blick, und ich war halbwegs um den Verstand gebracht.
    »Sie sollten sich nicht so an
andere Leute anschleichen«, sagte ich. »Und Sie sollten in meiner Nähe keine
solchen Kleider tragen. Ich warne Sie, das weckt die Bestie in mir .«
    »O je — Sie können einem ja
direkt Angst einjagen, Mr. Baker .« Sie kicherte
plötzlich. »Vielleicht sind Sie überarbeitet ?«
    Das war eben der Ärger mit
Kate, überlegte ich mürrisch. Derselbe Dialog mit irgendeinem anderen
Frauenzimmer würde einer verhüllten Aufforderung gleichkommen, die Frage, wieviel von einer Bestie in einem Mann stecke,
weiterzuverfolgen, sobald er in ihr Zimmer eingedrungen war. Aber für sie
bedeutete es lediglich, daß sie die Unterhaltung mit Höflichkeitsfloskeln
bereicherte. Wenn ich ihr auch nur die Hand aufs Knie gelegt hätte, so hätte
sie die Bar mit ihrem Geschrei erfüllt — erneut trat da diese verdammte unbewußte Ambivalenz zutage.
    »Das Blutunterlaufene Auge«, sagte ich verbittert. »Eddie hat den Sketch zu seinem eigenen Wohlgefallen
umgeschrieben, und morgen vormittag wird geprobt .«
    »Weiß Charlie das ?« Sie kicherte erneut.
    »Was halten Sie von dieser
verrückten Szene gestern nacht ?« fragte ich. »Glauben Sie, daß es nur ein Gag ist, den jemand zugunsten Eddies
arrangiert hat ?«
    »Das weiß ich nicht, und es ist
mir auch egal«, sagte sie heiter lächelnd. »Alles, woran ich mich noch
erinnere, ist der Ausdruck auf seinem Gesicht, als er am Boden kniete und nach
seiner Brille suchte. Das hat mich für eine ganze Reihe von Dingen entschädigt .«
    »Es muß sich um einen Gag
gehandelt haben«, brummte ich. »Solch ein zickiger Quatsch — »Charlie schickt
mich< — , das könnte aus einem frühen Bogart-Film
stammen.«
    »Larry?« Kate wirbelte ihr Glas
zwischen den Fingern, einen nachdenklichen Ausdruck auf dem Gesicht. »Glauben
Sie nicht, daß das Leben in Wirklichkeit so ist ?«
    »Wie ein früher Bogart-Film ?« rief ich. »Das ist doch wohl nicht Ihr Ernst .«
    »Zickig, meine ich«, sagte sie
in scharfem Ton. »All die klugen Dialoge, die ihr Autoren verfaßt ,
kommen eben im wirklichen Leben nicht vor .«
    »Kate, ich liebe Sie zärtlich,
besonders die Gegend um Ihren Ausschnitt herum«, sagte ich sachlich. »Aber
lassen Sie uns im Augenblick keine intellektuelle Diskussion über das Dasein
führen. Warten Sie noch weitere zehn Jahre, bis Sie alt genug sind, um zu
wissen, was gespielt wird .«
    »Wissen Sie, es ist
merkwürdig«, sagte sie, was bewies, daß sie meinem weisen Rat nicht im
mindesten gelauscht hatte, »aber nachdem gestern nacht alles vorbei war, ging Eddie geradewegs ins Bett .«
    »Wohin hätte er sonst um drei
Uhr morgens gehen sollen ?« sagte ich.
    »Ich hätte angenommen, er würde
die Polizei oder die Hotelleitung benachrichtigen — einfach etwas unternehmen.
Aber er ging zu Bett .«
    »Und ?« sagte ich geduldig.
    Sie wirbelte ihr Glas noch ein
bißchen herum. »Vielleicht war er zu verängstigt, um irgend
etwas zu unternehmen .«
    »Was bedeuten würde, daß die
Sache kein Gag war ?«
    »Warum nicht?« Kate strahlte
mich begeistert an. »So wie der Mann aussah, wie er Eddies Brille zertrampelte
und Hal White herumschubste — ich kann mich einfach nicht des Eindrucks
erwehren, daß er sich gleichzeitig über all das lustig machte. Ich wette,
Charlie ist jemand aus Eddies Vergangenheit .«
    »Irgendein altes Gespenst aus
der Vergangenheit, das ihn verfolgt ?«

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