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Ich komme von Charlie!

Ich komme von Charlie!

Titel: Ich komme von Charlie! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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nicht wie ein kleiner Bursche aus, sondern lediglich wie mein
Boss, der mir viertausend pro Woche bezahlte und im Begriff war, dies die
letzte Woche sein zu lassen.
    »Schreiberlinge kann ich immer
bekommen, Baker«, sagte er verächtlich. »Oder vielleicht können Sie es einfach nicht
erwarten, Überbrückungsdialoge für ein Quiz des Tagesprogramms zu schreiben ?«
    Diesmal fuhr die Tür mit einem
Krach auf, und Hal White kam hereingestürmt. Er sah aus wie ein lausiger
Schauspieler, der in einer Nebenrolle einen Geschäftsführer mimt .
Wobei ich mir überlegte, daß man sich als Eddie Sackvilles Geschäftsführer wohl
an eine Menge gewöhnen mußte.
    »Hallo !« sagte er freundlich. »Sind alle hier ?«
    »Wenn Sie für eine Sekunde lang
Ihre Augen anstrengen würden, Sie blöder Trottel«, sagte Eddie mit dünner
arroganter Stimme, »brauchten Sie nicht zu fragen .«
    Whites Gesicht paßte zu seinem Namen. »Ich bin die ganze Zeit hinter ihnen
hergejagt; ich schwöre es Ihnen«, sagte er mit flehender Stimme. »Ich habe an
alle Türen geklopft, durchs Telefon gebrüllt —«
    »Ersparen Sie mir die
schmutzigen Einzelheiten«, fuhr ihn Eddie an. »Erzählen Sie mir noch vollends,
daß Sie einen Blindenhund und einen weißen Stock brauchen! Ich werde dafür
sorgen, daß Sie beides kriegen, während ich mich nach einem neuen Manager umschaue.
Noch nicht einmal ein Vollidiot könnte einen so einfachen Auftrag verpfuschen,
wie...«
    Die beiden in Frage kommenden
Personen kamen fast wie auf ein Stichwort hin ins Zimmer. Eddies Mund schloß
sich fest, während er sie bösartig anstarrte.
    Boris Sliwka ,
der die Show produzierte, starrte sofort zurück, und seine dunklen Augen waren
traurig und völlig unbeeindruckt. Während der ganzen Zeit, in der ich bei der
Show war, ist Boris der einzige Mensch gewesen, den Eddie nicht hatte piesacken
können, so redlich er es auch versucht hatte. Boris eigener Erzählung zufolge
war er selber gerade drei Jahre alt gewesen, als seine Eltern vor der
bolschewistischen Revolution geflohen waren, und während des Monats, den sie
brauchten, um sich in Sicherheit zu bringen, war er um siebzig Jahre gealtert.
Von diesem Tag an, so schwor er, hatte er sich durch nichts mehr aus dem
Gleichgewicht bringen lassen, und so, wie er sich Eddie gegenüber benahm,
stimmte das meiner Ansicht nach auch.
    Neil LeFoe — ein Geschenk der Götter an die Schauspielkunst — warf vorsichtig den Kopf
zurück, so daß die braune Haarlocke, die über der rechten Augenbraue ein
schüchternes Fragezeichen bildete, nicht ernsthaft verrutschte. »Sind wir
vielleicht zu spät ?« fragte er mit gedehnter Stimme.
    »Setzen Sie sich, und halten
Sie die Klappe«, knurrte ihn Eddie an. »Dies hier ist eine wichtige
Besprechung. Aber das macht Ihnen wohl nichts weiter aus, wie? Vermutlich
bedarf es einer Schwulenparty — mit dem Gastgeber im Schleppnetz —, um Sie
rechtzeitig zum Erscheinen zu bewegen .«
    LeFoe zuckte zusammen, und Röte
breitete sich auf seinen Wangen aus, als er durchs Zimmer zu der Couch am
anderen Ende ging. Hal White gesellte sich ein paar Sekunden später zu ihm,
erleichtert, daß Sackville ein neues Opferlamm gefunden hatte. Dann ließ sich
Frieda Ansel , die mit ihrem Umherwandern in dem
Augenblick aufgehört hatte, als Eddie ins Zimmer getreten war, in einem Sessel
nieder und schlug die Beine mit einer langsamen, bedächtigen Bewegung
übereinander, als huldige sie damit einem geheimen Ritus der Selbstverehrung.
Boris nahm einen der drei geradlehnigen Stühle, die
sich um ein Ende des Tisches gruppierten, und so blieb mir keine andere Wahl,
als den zu nehmen, der ihm gegenüberstand.
    Die Stille lastete schwer auf
dem Raum, während Eddie wartete, bis der letzte Fuß mit Scharren aufgehört
hatte und der letzte Husten gehustet war. Schließlich, als er sich unserer
hingerissenen Aufmerksamkeit sicher war, setzte er sich steif auf die Kante des
Stuhls am Kopfende des Tisches und starrte uns der Reihe nach an.
    »Ich habe gerade eine grandiose
Idee für einen neuen Sketch gehabt«, verkündete er mit ausdrucksloser Stimme,
»oder vielmehr für eine neue Sketch-Serie .«
    »Großartig !« sagte Hal enthusiastisch.
    Eddie stützte die Unterarme auf
den Tischrand, preßte hart die Handflächen gegeneinander und verschränkte dann
langsam die Finger. Es war seine spezielle Form des Betens, wenn er unter
äußerstem inneren Druck stand, wenn er schweigend mit
seinem eigenen Genius rang, um nicht

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