Ich krieg dich!: Menschen für sich gewinnen - Ein Ex-Agent verrät die besten Strategien (German Edition)
Schauspielerinnen in einschlägigen Rollen dafür benötigen, und noch viel mehr. Als ich ihr das erste Mal begegnete, konnte ich es kaum fassen, dass solche Wesen sich in einer Behörde wie dem Geheimdienst materialisieren. Stöckelschuhe. Ein Gesicht wie ein Model. Top Figur, wohlgeformte Beine bis in den Himmel. Brünettes, langes dichtes Haar. Und ein messerscharfer Verstand. Sabine und ich arbeiteten viele Jahre eng zusammen. Ich warb Informanten an, sie wertete aus. Obwohl es nicht zu ihrem Job gehörte, nahm sie mich am Anfang ein wenig unter ihre Fittiche — und ich wäre der Letzte gewesen, dem es dort nicht gefallen hätte.
Sabine überreichte mir seinerzeit die Urfassung des Agentenhandbuches, aus dem Sie im Folgenden Auszüge finden, die ich mit Erläuterungen für die Wirklichkeit außerhalb der Geheimdienste versehen habe. Ferner gab Sabine mir einen zusammengefalteten Zettel und fügte hinzu: »Der ist von mir.«
Neugierig öffnete ich das Papier. Sabines private Telefonnummer?
Ich las Achte auf deine Gedanken…
Ich starrte Sabine an. Sie grinste. Wie gesagt: messerscharfer Verstand. Da gehört Gedankenlesen zum Warm-up. Ich las weiter: … denn sie werden deine Worte .
Ich las nun ohne Pause den Rest der in Gedichtform geschriebenen Zeilen:
Achte auf deine Worte, denn sie werden deine Taten.
Achte auf deine Taten, denn sie werden zu Gewohnheiten.
Achte auf deine Gewohnheiten, denn sie werden dein Charakter.
Achte auf deinen Charakter, denn er wird zu deinem Schicksal.
(Aus dem Talmud)
Besser kann man das, worauf es bei einem hervorragenden Agenten ankommt, nicht in Worte fassen. Den Zettel trage ich noch heute in meinem Portemonnaie. Auch wenn ich ihn nicht mehr benötige, um V-Leute zu werben — die tiefe Wahrheit, die in diesen Zeilen steckt, erinnert mich stets daran, was wirklich wichtig ist.
Vielleicht möchten ja auch Sie sich das eine oder andere Zitat aus dem Agentenhandbuch notieren. Es macht Sie mit Methoden, Techniken und Taktiken bekannt, die bei anderen Menschen eine vertrauensbildende Wirkung entfalten. Mit ihrer Hilfe gelingt es Ihnen, innerhalb kürzester Zeit tragfähige Beziehungen aufzubauen. Die folgenden Strategien sind hochwirksam und funktionieren sogar dann, wenn Ihr Gegenüber das eigentlich nicht möchte.
Eiskalte Manipulation?
Natürlich können Sie es so nennen. Aber wie nennen Sie es, wenn Sie Ihrer Tochter erklären, dass es so lange kein Sandmännchen /Eis/Trampolin gibt, bis ihr Zimmer aufgeräumt ist? Okay, das ist keine Manipulation, das ist Erpressung. Doch wie nennen Sie es, wenn Sie Ihrem Sohn durch die Blume zu verstehen geben, was die anderen von ihm denken könnten, wenn er sich nicht ohne Schwimmflügel und Schwimmreifen ins Planschbecken traut?
Und wie nennen Sie es, wenn Sie Ihre Kollegin lautstark bewundern, weil sie das Excel-Programm so gut beherrscht — und
die Kollegin sich geschmeichelt bereiterklärt, das zu tun, um was Sie sie bitten, weil Sie es nicht tun wollen: die Reisekostenabrechnung.
Kommunikation ist niemals zweckfrei. Sobald wir etwas sagen oder tun, wollen wir damit bei unserem Gegenüber etwas erreichen. Auch wenn die Frau ihren Mann fragt: »Schatz, ist die Zeitung spannend?«, hat sie damit eventuell ein Anliegen: Wann bist du endlich fertig und wir gehen mit dem Hund raus? Achten Sie einmal darauf, was Sie im Lauf eines Tages alles sagen, und machen Sie sich klar, dass in Ihren Worten mehr steckt, als sie vermuten. Sie wollen etwas erreichen. Das ist völlig normal, das machen wir alle. Auf jede Aktion folgt eine Reaktion. Je nachdem, wie wir uns verhalten, bestimmen wir dadurch auch das Verhalten unseres Gegenübers. Wertneutral betrachtet ist jede Handlung und Kommunikation eine Form von Manipulation. Allein der Umstand, dass Sie ein klares Ziel verfolgen, bedeutet nicht, dass Sie Ihr Gegenüber manipulieren. Die Frage ist: Wird etwas zu Lasten anderer getan? Das kann sehr wohl vermieden werden.
Negative Manipulation heißt, jemanden bewusst und gezielt ohne dessen Wissen so zu beeinflussen, dass er Dinge tut, die er eigentlich nicht tun möchte, die auf seine Kosten gehen und ihm eventuell sogar schaden.
Sie merken schon: Die Abgrenzung zwischen der positiven und negativen Manipulation ist manchmal schwierig. Unter positiver Manipulation verstehe ich eine Motivation, die andere dazu bringt, etwas zu tun, wozu ihnen manchmal das letzte Quäntchen Mut, manchmal die Überzeugung oder eben nur der richtige Impuls
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