Ich krieg die Krise! (German Edition)

Vorschlag von Bundesgesundheitsminister Philipp Rösler: »Wer auf dem Land leben will, sollte Arzt werden!« Und wer Minister werden will, sollte sich vielleicht ein Hirn gönnen.
    Und Hirn ist ein weiteres Problem, denn nicht nur im Körperlichen sind wir am Ende. Wir haben auch eine Bildungskrise!! Matthias Platzeck hat vor Jahren im Spiegel -Interview gesagt: »Zukunft braucht Herkunft.«
    Was er sagen wollte, war: Irgendwo muss die Zukunft ja herkommen. Wenn sie aber nicht herkommt, muss man hingehen. Zurück in die Zukunft ist schwierig, das gibt es nur im Kino. »Zukunft braucht Herkunft« heißt aber – und das ist die bittere Wahrheit –, die soziale Herkunft entscheidet über den Gymnasialbesuch. Akademikerkinder haben bundesweit eine fast dreimal so große Chance, die Empfehlung für das Gymnasium zu bekommen als Kinder aus der Mittel- und Unterschicht.
    Immer noch haben Kinder aus reichen Elternhäusern die weit besseren Chancen, was bedeutet, die mit der »schlechteren« Herkunft, Arbeiter- und Migrantenkinder, haben auch die schlechtere Zukunft. Warum sollen die immer weiter in eine schlechtere Zukunft gehen? Nach dem Motto der Bremer Stadtmusikanten vielleicht: »Etwas Besseres als den Tod finden wir allemal!«
    Es ist nicht jedem Arbeiterkind gegeben, mit dem Ehrgeiz und Selbstvertrauen eines Gerhard Schröder durchs Leben zu gehen. Schröder hat immer gesagt: »Wo ich bin, ist vorne!«
    Konfusion, der große ostwestfälische Weise, hat gesagt: »Die Zukunft beginnt frühestens gleich. Aber die Vergangenheit endet jetzt. Daher bleibt wenig Zeit für die Gegenwart.« Ist demnach Zukunftsplanung nur noch Science Fiction? Meine Ex-Freundin hat sich immer um meine Rente gesorgt. Und für ihre eingezahlt. Jetzt, wo klar ist, für sie und mich ist die Rente maximal noch Zukunftsmusik, Science Fiction, wer ist da mehr gekniffen? Ich, der ich sowieso nie damit gerechnet habe, so alt zu werden? Oder sie, die jetzt erkennen muss, dass dieses erhoffte und geglaubte Modell den Bach runtergeht? Nur – meine Gesundheitswerte werden von Jahr zu Jahr besser. Je gesünder ich mich ernähre, umso größer wird mein Risiko, im Alter zu verarmen!! Und das ist doch Krise! Soll ich also ganz schnell noch mit dem Rauchen anfangen? Vielleicht ist Gammelfleisch die Lösung meiner Rentenfrage!
    Und gerade deswegen: Hat der Deutsche Zukunft? Die Ersten gehen schon im November »Brot statt Böller kaufen«, um dann am Silvesterabend Bio-Backwaren gen Himmel zu werfen.
    Zukunft. Man vergisst so schnell. Und viel. Konfusion sagt: »Manche können sich nicht mal im Moment an das erinnern, was ist.« Und die Bildungskrise wird noch verschärft durch die Pädagogen selber.
    Eine Untersuchung im Jahr 2009 hat ergeben, dass viele Lehrer Vorurteile gegenüber bestimmten Vornamen hegen. Normalerweise negative Vorurteile, aber auch positive. Kinder mit den Namen Sophie und Alexander werden beispielsweise für sehr leistungsstark gehalten. Chantal, Justin oder Kevin dagegen sind die absoluten Nullnummern. Schon bevor die überhaupt den Mund aufgemacht haben!!! Kevin aufs Gymnasium? Vergiss es!!
    Eine Lehrerin sagte: »Kevin ist kein Name, sondern eine Diagnose.«
    Wie soll ein Kind gegen so ein fundiertes Vorurteil anschreiben? Aber neu ist das nicht. Klaus-Dieter war der Kevin der 70er Jahre. Rüdiger auch. Oder Ralf. Wer heute Chantal heißt, hieß früher Sylvia. Oder Brigitte. Oder Monika.
    Mit diesen Namen warst du beim Lehrer schon unten durch. Da war die mündliche Beteiligung nur noch Störung im Unterricht!!! Wie ein Karl-Theodor da durchgekommen ist, ist mir ein Rätsel! Da muss Geld geflossen sein!!
    Diese Vorurteile haben einen großen Einfluss auf die Notengebung. Und die und das Verhalten von Lehrern im Unterricht haben wieder einen großen Einfluss auf die Selbstwahrnehmung von Schülern. Depressionen, nur weil du Manfred heißt! Abitur nicht geschafft, weil die Eltern dir den falschen Namen gegeben haben!! Bei mir, mit Bernd, das war verdammt knapp!!!
    Das alles sagt vor allem etwas über den Zustand deutscher Pädagogik aus, aber auch über die Verantwortung der Eltern.
    Der neue Gesundheitsminister, Dr. Philipp Rösler von der FDP , stammt aus Vietnam und ist bei deutschen Eltern aufgewachsen. Die haben ihm vorsichtshalber einen deutschen Namen gegeben – damit nicht jeder gleich merkt, dass Herr Rösler aus Vietnam stammt, denn es ist nicht ganz einfach, in Deutschland mit dem echten Namen der jeweiligen