Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Ich lege Rosen auf mein Grab

Titel: Ich lege Rosen auf mein Grab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Bosetzky , -ky
Vom Netzwerk:
Schön, Jojo, daß du wieder unter uns bist…!
    Jossa blieb stehen, schickte ihr sein strahlendstes Lächeln entgegen. Doch sie machte einen weiten Bogen, als sie ihn sah, wollte nicht belästigt werden, guckte so, als würde sie «Ach, Gott, du armer Irrer!» denken.
    Jossa sah ihr hinterher, von einer Wahnsinnswut gepackt, wollte sie archaisch bestrafen für ihre Ignoranz und ihre Arroganz, blieb aber, selbstverständlich, wie angewurzelt stehen, versteinert, hatte Angst vor der Gewalt, die dann auch selber über ihn hereinbrechen würde.
    Sicher, sagte er sich, ich seh ganz anders aus als damals: Die Haare viel länger, um die Narbe halbwegs zu verdecken, die Narbe, dieses fürchterliche Loch, dann selber, keine Lederweste mehr, dafür den Prokuristenlook; vom Outfit her bestimmt kein Jossa.
    Aber warum hatte sie ihn nicht als Mugalle erkannt und angesprochen?
    War denn sicher, daß die den gekannt haben mußte? Nein.
    Aber, die andere Schiene ließ ihm keine Ruhe, Mugalle mußte sich doch als Jossa damals beim Brammer Tageblatt, bei ihr gemeldet haben, sonst wäre der Knastartikel ja niemals erschienen. Und jetzt eben hatte sie nicht einmal den Ansatz einer Reaktion gezeigt… Mit Absicht, oder konnte es diesen falschen Jossa rein logisch nicht mehr geben, in Bramme und/oder anderswo?
    Fragen über Fragen, und das Spiel schien rettungslos verloren; Heike Hunholz war das 0:4.
    Aufgeben, einfach als Mugalle weiterleben!
    Nein, und abermals nein! Nicht mit dessen Fluch, nicht mit der Angst, wegen dieser mysteriösen Millionen auch noch von anderen Gangstern niedergeschossen zu werden. Und die Kripo, die war doch sicher auch schon hinter ihm her, wie die Agenten der Versicherung, alle wollten sie dabei sein, wenn er endlich das Versteck…
    Catzoa! Schon wieder! Strich da am Restaurant Zum Wespennest entlang. Wahrscheinlich schon dabei, ihn auf Schritt und Tritt zu observieren. Verschwand in Richtung Wall. Zufall, Absicht oder was…?
    Gib auf, laß alles sein!
    Jossa fühlte, wie sich die nächste Depression unaufhaltsam in seine Seele hineinzufressen begann, sah es förmlich vor sich: ein kleiner Schuß schwarzer Tinte in einem großen Wassereimer, wie er sich da schleichend und in sanften Schlieren immer weiter und in alle Richtungen voranarbeitete, bis sich schließlich alles dunkel-düster verfärbt hatte. Wo war die Kraft, dagegen anzukämpfen. Er besaß sie nicht mehr, ging mit schleppenden Schritten in die Knochenhauergasse zurück, konnte ja mal, fiel ihm ein, bei diesem Dr.
    Tröltsch vorbeischauen und klingeln, dem Mann, der jetzt sein altes Apartment bewohnt. Oder sich da vor der Tür zum Schlafen niederlegen, bis er kam. Sollte der sehen, was mit ihm zu machen war. Vielleicht war das einer, ein Psychologe oder Rechtsanwalt, der an seinem Fall Gefallen fand und für ihn focht. Es mußte doch, verdammt noch mal, in dieser beschissenen Welt mit ihren sieben Milliarden oder was Menschen einen geben, mit dem sich in seiner Sache reden ließ, der nicht sofort die Flucht ergriff, wenn er ihn, Jossa, sah, oder von dem er befürchten mußte, daß er ihn sofort als Hochstapler oder Geisteskranken hinter Gitter brachte!
    Dr. Tröltsch, warum denn nicht? Klang gemütlich, der Name, nach Tratschen und Trösten. Also ging er wieder zur Fährgasse hin und fuhr mit dem Lift zu seinem alten Apartment hinauf, rückte seinen Anzug und seine Krawatte zurecht, hüstelte allen Schleim aus den Lungen, den Kloß aus dem Hals und klingelte dann.
    Leise Stimmen drinnen, geflüsterte Worte wie «Pst! Geh doch gar nicht an die Tür…!» Offensichtlich eine Frau. Dann doch Geräusche, etwas fiel zu Boden, ein Schirm womöglich oder eine Bürste, ein Bügel. Schritte.
    Jossa wich unwillkürlich einen Meter nach hinten zurück und nahm korrekte Haltung an.
    Die Tür, seine Tür, wurde auch einen Spalt weit aufgezogen, und ein Mann erschien, lang und dürr im roten Boxerbademantel, hatte schütter-schwarzes Kräuselhaar und einen Gänsekopf mit Brille, war offensichtlich Physiker, sah aus wie damals Jossas Lehrer im Gymnasium, fragte mürrisch: «Bitte…?»
    «Ich bin ein alter Klassenkamerad von…» Mir! «… von Jens-Otto, von Herrn Jossa…» Klar, daß er bei der vorangegangenen Assoziation Lehrer und Schule nun diesen Eröffnungszug wählte. «… und hätte gerne mal gewußt, wo er denn abgeblieben ist…?»
    «Weiß ich nicht, ich wohn erst seit ‘ner Woche hier.»
    «Laß dich nicht wieder ausfragen!» kam aus dem

Weitere Kostenlose Bücher