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Ich lieb dich, ich lieb dich nicht (German Edition)

Ich lieb dich, ich lieb dich nicht (German Edition)

Titel: Ich lieb dich, ich lieb dich nicht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jana Sonntag , Wiebke Lorenz
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»Nein, hat er nicht. Warum sollte er auch?« Obwohl ich natürlich tief in meinem Herzen immer noch hoffe, dass er reumütig zu mir zurückkehren wird, nachdem er seinen grauenhaften Irrtum eingesehen hat. Aber das ist – realistisch betrachtet – wohl eher in die Kategorie Märchenstunde einzuordnen.
    »Das tut mir leid.«
    »Ich weiß.« Ingo kenne ich schon seit dem Kindergarten. Meine Eltern und seine Tante Ilse, bei der er aufgewachsen ist, sind seit Ewigkeiten miteinander befreundet und haben ein gemeinsames Ferienhaus in Hohwacht, wo wir immer die Sommerferien verbracht haben. Und da Ingo mich länger kennt als irgendjemand anders, kennt er natürlich auch die lange, lange Reihe meiner tragischen Liebesgeschichten.
    »Du bist einfach zu gut für die Kerle.« Das habe ich von Ingo etwa schon zweihundert Mal gehört. »Die wissen gar nicht, was sie sich entgehen lassen.«
    Bisher war das allerdings ein Schicksal, das Ingo und mich geeint hat. Denn während die Typen offenbar nie wussten, was sie sich mit mir entgehen lassen, ging es Ingo mit den Damen der Schöpfung nicht viel besser. Man kann sagen, dass wir zwei es mit erstaunlicher Hartnäckigkeit auf olympisches Niveau in der Disziplin »Treffsicher den Falschen erwischen« gebracht haben.
    Vor einem halben Jahr ist Ingo dann unverhofft aus unserem Zweierkader ausgeschieden. Disqualifiziert wegen glücklicher Verliebtheit. Mit Andrea, einer hübschen Bürokauffrau aus Ottensen, ist er nun schon seit dem Sommer liiert. Absolut rekordverdächtig! Und absolut beneidenswert. Aber auch ihm gönne ich sein Glück, obwohl mir unsere Abende, an denen wir gramgebeugt über einer Flasche Rotwein hockten und über die Ungerechtigkeit des Lebens sinnierten, manchmal schon fehlen. Jetzt sehen unsere Treffen meist so aus, dass ich allein sinniere und von Ingo nur hin und wieder ein zustimmendes »ich weiß« zu hören bekomme, dicht gefolgt von einem aufmunternden Tätscheln meiner Hand.
    »Ich muss erst um zehn in der Schule sein«, erklärt Ingo sein Erscheinen. »Da dachte ich, ich hol noch schnell ein paar Blumen für Andrea, ich will sie heute Abend damit überraschen.«
    »Am Valentinstag Blumen – da wird sie ja mächtig überrascht sein!«, entfährt es mir.
    »Du hast recht«, sagt Ingo und grinst. »Ich komme lieber morgen wieder, das ist viel origineller.« Jetzt muss ich tatsächlich lächeln, Ingo schafft es mit seinem trockenen Humor einfach immer, mich in kurzer Zeit von krisengebeutelter Endzeitstimmung zumindest wieder auf Normalnull zu bringen.
    »Was soll’s denn sein? Das übliche Valentinstag-Gebinde?« Ich führe Ingo nach hinten in den Vorbereitungsraum, weil die neue Ware ja noch nicht vorne im Laden steht.
    »Hi, Ingo«, begrüßt Luzie ihn, ohne aufzublicken, und schneidet ein paar Gerbera an.
    »Hallo, Luzie.« In Luzie war Ingo auch mal verguckt. Glaube ich wenigstens, er hat es nie wirklich zugegeben. Ach, was, ich weiß es, dafür kenne ich ihn schon zu lange. Allein die Art, wie er sie immer angeguckt hat, wenn er bei uns im Laden war, sprach Bände. Aber Luzie hat ihm damals in etwa so viel Beachtung entgegengebracht wie einer verwelkten Nelke. Als Deutsch- und Geschichtslehrer war er ihr wohl zu langweilig, einfach nicht das richtige Kaliber für eine, die früher bereits vor dem Frühstück ein bis zwei Kerle verspeist hat. Ich bin ganz froh, dass sich zwischen den beiden nie etwas angebahnt hat, auf Dramen in meinem eigenen Geschäft kann ich nämlich gut verzichten.
    »Mal sehen«, sage ich und lasse meinen Blick über die Ware gleiten. »Vielleicht ein hübscher kleiner Strauß aus Teerosen?«
    Ingo nickt. »Warum nicht? Mach einfach irgendwas, sieht ja immer gut aus.«
    Nicht ohne Stolz muss ich einräumen, dass das stimmt. Fürs Sträußebinden habe ich wirklich ein Händchen, meine Kreationen kommen bei den Kunden meistens sehr gut an. Und seit Luzie bei mir arbeitet, werden sie auch verkauft, was natürlich ungemein praktisch ist.
    Ich suche zehn besonders schöne Rosen zusammen, befreie ihre Stile von Blättern und Dornen, dann peppe ich das Ganze noch mit etwas Grün und Schleierkraut auf. Am Ende nehme ich ein paar große Blätter, die ich mit Draht durchziehe, damit ich den Strauß besser formen kann, und lege sie wie eine Manschette um die Blumen.
    »Recht so?«, frage ich und halte Ingo das fertige Kunstwerk hin.
    »Sehr schön, die werden Andrea gefallen.« Er strahlt wie eine Fünfhundert-Watt-Birne.
    »Die hat’s

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