Ich lieb dich, ich lieb dich nicht (German Edition)
wirklich gut mit dir«, stelle ich fest.
Da fällt Ingo noch etwas ein: »Hast du vielleicht noch ein paar Rosenblätter für mich?«
»Hast wohl was Größeres vor?«, erwidere ich grinsend.
»Nur ein bisschen Romantik und so. Kann ja nicht schaden.«
»Warte mal.« Ich drücke ihm den Strauß in die Hand und gehe zu dem Eimer, in den wir die nicht mehr ganz frischen Blumen aussortieren. Da sind auch ein paar Rosen, sogar rot, wie passend. Ich nehme sie und lasse sie abtropfen.
»Die sind doch gut, oder?«, frage ich Ingo und halte die Blumen hoch. »Davon kannst du die Blätter abzupfen, sie fallen schon fast von allein ab.«
»Bestens.«
»Dann lass uns wieder nach vorne gehen.« Hinterm Tresen verpacke ich den Strauß in Cellophanpapier, wickle die Rosen in grünes Papier, knöpfe Ingo fünfzehn Euro ab und reiche ihm seine Blumen. »Stell den Strauß bis heute Abend in eine Vase«, instruiere ich ihn noch. »Und Andrea soll sie noch einmal neu anschneiden, wenn sie sie ausgepackt hat.«
»Jawoll«, sagt Ingo, salutiert und schlägt die Hacken zusammen. Dann verabschiedet er sich, drückt mir links und rechts ein Küsschen auf die Wange und wendet sich zum Gehen. Er ist schon fast aus der Tür, als er innehält und sich noch einmal zu mir umdreht. »Übrigens, hätte ich fast vergessen: Tante Ilse fragt, ob du Lust hast, ihr bei ihrem neuen Buch zu helfen. Du sollst sie mal anrufen.«
»Helfen? Ich?« Ingos Tante ist Paartherapeutin und wirft alle drei, vier Jahre einen neuen Ratgeber mit bahnbrechenden Erkenntnissen zum Thema Liebe, Lust und Leidenschaft auf den Markt. Oder zumindest tut sie so, als seien die Erkenntnisse bahnbrechend, meiner Meinung nach ist es immer wieder die gleiche Soße. Zwei ihrer Bücher habe ich sogar mal gelesen, aber geholfen hat es nicht. Und die Tatsache, dass Tante Ilse schon Single ist, solange ich sie kenne – die spricht doch wohl auch irgendwie für sich, oder?
»Was soll denn ausgerechnet ich da beitragen können?«, will ich wissen.
»Na ja …« Mit einem Mal wirkt Ingo verlegen und tritt von einem Fuß auf den anderen. »Sie will diesmal ein Buch darüber schreiben, warum manche Leute nicht den Richtigen finden. Dafür sucht sie noch echte Fälle und dachte …«
»Vielen Dank!«, unterbreche ich Ingo. »Hab schon verstanden, aber ich denke nicht, dass ich für Ilse als Experimentierkaninchen herhalten will.«
»War ja nur eine Frage.«
»Und das gerade war nur eine Antwort.« Ohne ein weiteres Wort gehe ich wieder nach hinten zu Luzie. Das wird ja immer schöner, jetzt soll ich noch als abschreckendes Beispiel herhalten. Soll sie sich dazu einfach selbst befragen, sie
hat doch auch schon ewig keinen Kerl!
»Also«, fängt Luzie unvermittelt an, als ich wieder neben ihr stehe. »Ich an deiner Stelle hätte das gemacht.«
»Was?«
»Die Sache mit dem Buch.«
»Ach? Und wozu soll das gut sein?«
Sie zuckt mit den Schultern. »Vielleicht hättest du ja was daraus gelernt.«
»Sag mal«, fahre ich sie an und donnere erbost die Blumenschere, mit der ich gerade ein paar Stiele kürzen wollte, auf den Tisch. »Was ist heute eigentlich los? Könnt ihr mich nicht mal alle in Ruhe lassen, wo ihr doch wisst, dass ich den Valentinstag sowieso hasse?«
»Ich meine doch nur …«
»Ja, ja, jeder von euch meint nur irgendwas«, unterbreche ich sie. Mittlerweile spüre ich, wie mir die Tränen in die Augen schießen. »Aber dass ich traurig bin, weil es mit mir und Tom mal wieder nicht geklappt hat, dass ich immer noch hoffe, dass er sich bei mir meldet, weil er zu mir zurückwill, dass ich manchmal Angst habe, den Rest meines Lebens allein mit diesem ganzen Grünzeug hier zu bleiben – daran denkt von euch überhaupt keiner! Stattdessen muss ich mir blöde Ratschläge anhören!«
Luzie starrt mich erschrocken an. »Ich wollte doch nur …«, setzt sie an, unterbricht sich dann aber selbst. Sie macht einen Schritt auf mich zu, streicht mir mit der Hand über die Wange und wischt eine Träne fort, die dort gerade hinunterkullert. Dann nimmt sie mich schweigend in den Arm, und wir stehen eine ganze Weile so und sagen kein Wort. »Geht’s wieder?«, will Luzie irgendwann wissen.
Ich nicke. »Ja, ist schon gut.« Mein Blick fällt auf die Uhr über der Arbeitsplatte. »Schon zwanzig vor zehn«, stelle ich fest, »wir müssen uns beeilen.« Carla und ich widmen uns wieder der neuen Ware.
»Ich weiß ja«, meint Luzie nach ein paar Minuten, »dass du von meinen
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