Ich Lieb Dich Nicht, Wenn Du Mich Liebst
Sie das koordinieren können. Das wird ganz von selbst passieren.
1. Geben Sie der Situation die Schuld
Marcy und Steve, ein Paar in den Vierzigern, kamen zu mir und wuÃten, daà eine Situation in ihrer Beziehung ein Chaos verursacht hatte. Aber so, wie sie es sahen, hatte diese (nicht ungewöhnliche) Situation bei jedem von ihnen die schlechteste Seite zutage gefördert. Jetzt, da sie die »fürchterliche Wahrheit« voneinander wuÃten, mochten sie sich nicht mehr.
Sowohl Marcy als auch Steve waren im Verkauf tätig â sie verkaufte Immobilien und er medizinisches Zubehör. Sie hatten zwei kleine Kinder. Alles war gutgegangen, bis Steves verwitwete Mutter nach Kalifornien gezogen war, wo Marcy und Steve lebten. Obwohl sie ihre eigene Wohnung hatte (Marcy: »Sie würde, Gott sei Dank, nicht im Traum daran denken, bei uns im Haus zu leben.«), war ihre Gegenwart im Haushalt der beidensehr stark spürbar. Steve, der sich um die Verfassung seiner Mutter sorgte, verbrachte eine Menge Zeit mit ihr. Er ging mit ihr einkaufen und führte sie herum. Marcy war unglücklich, wenn ihre Schwiegermutter sie besuchte, denn sie kritisierte offen ihre Haushaltsführung, die Manieren der Kinder, »einfach alles«. Marcy versuchte, höflich zu ihrer Schwiegermutter zu sein, aber sie erlitt vor und nach den Besuchen Temperamentsausbrüche, Weinkrämpfe und Wut. Sie bemerkte auch, daà â¦
»ich mit meiner Schwiegermutter um Steve kämpfte. Eines Abends schliefen die Kinder bei ihren Vettern. Ich bereitete ein romantisches Abendessen vor und putzte mich mit einem seidenen Wickelkleid heraus. Das Telefon klingelte, als wir fast fertig mit dem Essen waren. Mom war dran, völlig in Panik, weil sie âºein Geräuschâ¹ gehört hat. Das ist eigentlich in Ordnung â aber sie hört mehrmals in der Woche âºein Geräuschâ¹. Steve sauste los. Ich trank den Rest Champagner und schlief auf der Couch ein. Steve kam heim und ging ins Bett. Ich wachte am nächsten Morgen auf der Couch auf.«
Marcy meinte, das Problem würde durch Steves ungesunde Anhänglichkeit an seine Mutter erzeugt. Steve meinte, daà Marcy sich wie ein selbstsüchtiges Kind verhalten würde und kein Mitleid mit seiner Mutter hätte. Anders gesagt â sie gaben sich gegenseitig die Schuld.
In mehreren Therapiesitzungen führte ich Steve und Marcy zu dem SchluÃ, daà sie ein im Grunde gut zusammenpassendes, ausgeglichenes Paar waren, das nur unter einem situationsbedingten Ungleichgewicht litt. Steves Beschäftigung mit seiner Mutter machte ihn zum Ãberlegenen, während Marcys Drang nach mehr Nähe sie zur Unterlegenen machte. Die gröÃte Belastung war offenbar, daà die Situation so sensibel war. Sie hegten beide starke und sehr persönliche Gefühle in bezug auf Steves trauernde Mutter, und auch die Mutter hatte ihre eigenen komplexen Bedürfnisse.
2. Haben Sie Mitleid
Der nächste wichtige Schritt besteht darin, daà man für die Gefühle des Partners Mitleid empfindet. Für Steve und Marcy erwies sich das als sehr wirkungsvolle Ãbung. Am Ende unserer zweiten Sitzung bat ich sie, sich die Gefühle des anderen vorzustellen und sich darauf vorzubereiten, in der nächsten Sitzung darüber zu reden. Als wir uns wieder trafen, war folgendes Steves Antwort:
»Aus Marcys Blickwinkel kann ich verstehen, daà die Ankunft meiner Mutter unsere Art zu leben verändert hat. Es stimmt, daà ich mich sehr um meine Mutter sorge, und ich habe Angst, daà sie den Tod meines Vaters nicht gut verkraftet. Aber ich weiÃ, daà das Marcy sehr irritiert haben muÃ, weil wir gewöhnlich füreinander da sind. Plötzlich hat sich das geändert. Unglücklicherweise ist meine Mutter kein Mensch, mit dem man leicht klarkommt. Wenn sie und Marcy gut miteinander auskämen, gäbe es wirklich kein Problem. Und ich weiÃ, daà Marcy es ernsthaft versucht hat, mit Mom gut Freund zu werden.«
Als Steve sein Mitleid für sie bekundet hatte, beugte sich Marcy weinend zu ihm herüber und küÃte ihn auf die Wange.
»Steve besitzt ein starkes Pflichtgefühl, und da seine Schwester mit der Mutter so gut auskommt wie ich, meint er, er müÃte die ganze Verantwortung tragen. Ich glaube, Steve geht das deshalb so nah, weil seine Mutter ihn immer so sehr geliebt und ihm viel gegeben hat â
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