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Ich Lieb Dich Nicht, Wenn Du Mich Liebst

Ich Lieb Dich Nicht, Wenn Du Mich Liebst

Titel: Ich Lieb Dich Nicht, Wenn Du Mich Liebst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean C. Delis , Cassandra Phillips
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Die Kinder gingen auf Privatschulen, hatten Pflichten im Haushalt, und es wurde von ihnen erwartet, nicht in Schwierigkeiten zu kommen. Wie er selbst zugab, war er kein strenger Vater, aber seine hohen Erwartungen waren allen bekannt. Er verhängte auch Strafen, wenn es nötig war.
    Eine Person wie Marshall macht nur selten eine Therapie. Eine Therapie erfordert den Willen und die Fähigkeit, verwundbar und introspektiv zu sein, und Fehler und Schwächen einzugestehen. In der Welt des Autoritären ist kein Platz für das Durcheinanderund die Turbulenz von Gefühlen, und er hat einen Großteil seiner Energie darauf verschwendet, diese zu meiden. Marshall hätte nie mit einer Therapie begonnen, wenn nicht eine persönliche Tragödie passiert wäre.
    Drei Monate bevor wir uns kennenlernten, hatte Marshall seine Tochter auf dem Boden ihres Hallenschwimmbades gefunden. Sie war an einer Überdosis Kokain gestorben. Eine Woche vorher hatte er eine einseitige Entscheidung getroffen, die seiner Meinung nach ein »möglicherweise unangenehmes Problem« aus der Welt schaffen sollte. Seine Tochter war in ihrem dritten Jahr auf der High-School schwanger geworden. Er hatte darauf bestanden, daß sie die Schule verließ, und arrangiert, daß sie bei der Familie seiner Schwester in Ohio bleiben sollte, bis das Baby geboren war. Jetzt sah er immer das Bild seiner toten Tochter vor sich. Und seine ganze Familie – auch seine früher so unterwürfige Frau – hatte sich erbittert gegen ihn gestellt.
    Die Kindheit des Autoritären.
    Der Autoritäre wächst in einer Familie auf, die starr auf herkömmliche geschlechtsspezifische Rollenverteilung fixiert ist. Es ist typisch, daß der Vater autoritär ist. Seine Abscheu vor »schwachen« Emotionen wird er auf seinen Sohn übertragen. So beschrieb Marshall seine Erziehung:
    Â»Unser Zuhause war wie ein Ausbildungslager für Rekruten. Wenn wir etwas nicht genauso machten, wie mein Vater es wünschte, schlug er uns mit dem Gürtel. Da wurde nicht lange gefackelt. Ich würde ihn nicht gemein nennen. Er konnte sehr stolz auf uns sein. Aber wir wußten, daß wir nicht vom Weg abkommen durften. Ich erinnere mich, daß ich als Vierjähriger seine Taschenlampe auseinandermontierte und er mich dafür verprügelte. Ich fing an zu heulen. Er sagte mir, ich solle mich zusammennehmen und aufhören zu flennen, sonst würde er mir die Lektion meines Lebens erteilen. Und ich glaube, damals hatte ich sogar Striemen. Natürlich lernte ich, alles so zu machen wie er. Aber wissen Sie – ich glaube, daß diese Erziehung in vieler Hinsicht gut war. Anders als die Kinder heutzutage lernte man früh, daß man für seine Taten auch verantwortlich war.«
    Als Kind wird der Autoritäre zurückgewiesen und/oder bestraft, wenn er Verletzbarkeit zeigt. Er lernt schnell, daß sein Wert von dem Erfolg in der Welt abhängt, den seine Eltern festgelegt haben. Wimmern, weinen und andere »weibische« Verhaltensweisen sind einfach inakzeptabel.
    Das persönliche Streben des Autoritären zielt darauf ab, »der Held« zu werden.
    Die Phantasien des Kindes drehen sich um eine militärische Auseinandersetzung, und in der Schule strebt es danach, sich hauptsächlich im Sport auszuzeichnen. Als Erwachsener wird er sein »Heldentum« an seiner Wohlhabenheit und seinem Prestige messen. Der Soziologe Warren Farrell hat einmal geschrieben, daß der traditionelle Mann dazu konditioniert wird, ein »Erfolgsobjekt« zu sein, ebenso wie Frauen beigebracht wird, ein »Sexualobjekt« zu sein. Der hohe Preis für dieses Ziel besteht in emotionaler Bindungslosigkeit.
    Marshall wurde still, nachdem er den Erziehungsmethoden seines Vaters beigepflichtet hatte. Er war in seine alte Denkweise »Mein-Weg-ist-der-richtige« verfallen. Aber diese starre Aussage war mit dem Bild seiner Tochter kollidiert, das sich in seinem Kopf festgesetzt hatte.
    Der Autoritäre und die Liebe.
    Die meisten Menschen erleben als Jugendliche mindestens einmal, daß man ihre Liebe zurückweist, aber sie erholen sich wieder. Doch der Autoritäre kommt irgendwie nie darüber hinweg. Sein Liebeskummer erschüttert die Grundfesten seiner erfolgsgewohnten Persönlichkeit, weil er ihn in einen verletzten Verlierer verwandelt. Von diesem Zeitpunkt an wird er Frauen meiden, die ihm in Status,

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