Ich Lieb Dich Nicht, Wenn Du Mich Liebst
den ich mich erinnere, war, als er eine Flasche Scotch, von der er glaubte, daà er sie noch hätte, nicht finden konnte. Zuerst griff er Mom an. Dann gab ihm meine Schwester Widerworte, und er verdrosch sie dafür. Während er sie prügelte, versuchte einer meiner Brüder, ihn daran zu hindern â er wurde auch verdroschen. SchlieÃlich belog ich ihn und behauptete, ich hätte die Flasche versehentlich in der Küche fallengelassen. Er brüllte mich zwar an, sagte aber, ich wäre als einzige aufrichtig, weil ich die Wahrheit gesagt hätte.«
Nicht nur, daà Leighs Familie sehr dysfunktional war â der Familienvorstand war ein Mann, der ein Paradebeispiel für die Eltern von miÃhandelten Unterlegenen darstellt. Er war jemand, der alles nach auÃen projizierte. Wenn etwas schiefging, war es nie sein Fehler. Immer hatte jemand anders die Schuld.
Ein Kind, das verzweifelt versucht, die Anerkennung eines solchen Elternteils zu erringen, lernt oft, die Schuld auf sich zu nehmen. In ihrer emotional gefährlichen und unsicheren Welt wird das beschuldigte Kind wahrscheinlich zu dem Schluà kommen,daà es wirklich schuldig ist. Der Elternteil ist schlieÃlich eine Autoritätsperson. Er muà wissen, was richtig und wahr ist. Wie die anderen Unterlegenen lernt dieser Typus auch, daà eine Selbstbehauptung Strafe nach sich zieht â verbal oder körperlich. Doch wenn sie die Schuld auf sich nimmt â ob sie es nun war oder nicht â, wird sie, so nahe sie kann, an die Anerkennung durch den Elternteil kommen. Und das ist die Rettung vor noch mehr Strafe. Der Preis, um akzeptiert zu werden, ist in diesem Umfeld ein Schuldbekenntnis.
Bei diesem riesigen emotionalen Mühlstein ist es schwer zu beurteilen, worin die interpersonelle Stärke der miÃhandelten Unterlegenen liegen könnte. Oft wird das durch den emotionalen Tumult in ihren ungesunden Beziehungen überdeckt. Aber wir müssen nur schauen, wie die Konflikte mit ihrem miÃhandelnden Elternteil ausgehen, um zu wissen, wo ihre Stärke liegt â und warum sie so verläÃlich an Männer gerät, die sie miÃhandeln.
Die Spezialität der miÃhandelten Unterlegenen liegt im »Entschärfen«. In der Kindheit schluckt sie die irrationale, launische Wut eines Elternteils. Indem sie die Schuld auf sich nimmt, beendet sie eine gewalttätige Episode. Daher erweist sie sich für ihren wütenden Elternteil als nützlich. Es ist fatal, daà die einzige Handlung, die ihr ein Gefühl der Kompetenz vermittelt â die Schuld auf sich zu nehmen â, sie gleichzeitig schlechter von sich denken läÃt und nach mehr MiÃhandlungen verlangt.
Im zwischenmenschlichen Umgang entwickelt die miÃhandelte Unterlegene eine übermäÃige Bescheidenheit. Bescheidenheit, die nicht durch gesundes SelbstbewuÃtsein ausgeglichen wird, führt zu einem Gefühl der Nichtswürdigkeit, einer Tendenz, stets anzunehmen: »Es ist mein Fehler.« Ein übermäÃig bescheidenes Kind glaubt, daà es die Wut nicht nur entschärft, sondern auch der Grund dafür ist.
Die miÃhandelte Unterlegene und die Liebe.
Der Grund dafür, daà die meisten Therapeuten die miÃhandelte Unterlegene als Masochistin bezeichnen, ist der, daà sie anscheinend launische, gewalttätige Partner den »netten Männern« vorzieht. Oberflächlich gesehen scheint Leighs Beziehungsmusterin diese Schublade zu passen; sie hat ja sogar zugegeben, daà sie während der Endphase ihrer Beziehung zu Brock die Annäherung von anderen abwies.
Doch meiner Ansicht nach spielt Masochismus hierbei keine Rolle. Hier wirken ganz andere wesentliche Faktoren mit. Das SelbstbewuÃtsein der miÃhandelten Unterlegenen ist schwer geschädigt. Sie ist davon überzeugt, ein schlechter Mensch zu sein und keinen »guten« Partner zu verdienen. (Groucho Marx hat es treffend so ausgedrückt: »Ich würde nie einem Club beitreten, der mich als Mitglied akzeptiert.«) Das wirkt nach zwei Seiten. Oft ist der Mangel an SelbstbewuÃtsein der miÃhandelten Unterlegenen für nicht gewalttätige Männer spürbar, und das wiederum vermindert die Anziehungskraft der Unterlegenen.
Eine andere Dynamik kommt ins Spiel, wenn sie einen Partner sucht, und die paÃt genau in die paradoxe Leidenschaft. Ein Mann, der die Schuld bei anderen sucht,
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