Ich Lieb Dich Nicht, Wenn Du Mich Liebst
Anziehungskraft und Ego gleichgestellt sind. Starke Frauen stoÃen ihn ab. Er neutralisiert seine Angst vor ihnen, indem er sich über sie lustig macht und kritisiert â starke Frauen sind »Mannweiber«, und der Rest ist »schwach«. UnbewuÃt nähert er sich nur Frauen, die er mit Sicherheit kontrollieren kann. Gewöhnlich besitzt die Frau, die er heiratet, Eigenschaften einer Unterlegenen, und sie bleibt entweder zu Hause oder arbeitet in einem Job mit geringerem Status als seinem. Die Frau und die Familie des Autoritären sind wichtige Bestandteileseines Lebensplanes, der auf Erfolg gerichtet ist. Obwohl er seine Frau nie leidenschaftlich liebt, schätzt er sie, wenn sie sein Image verbessert und seinen Erfolg vermehrt.
Marshalls Frau, Suzanne, war wie maÃgeschneidert für ihn. Ihre Familie war in der Gesellschaft angesehener als seine, und das verbesserte seinen Status; dazu kam noch, daà sie das Paradebeispiel einer lieben Unterlegenen darstellte. Aber der Selbstmord ihrer Tochter hatte ihre unterwürfige Haltung verändert. Jetzt konfrontierte sie Marshall mit ihrer Wut. Das stabile Ungleichgewicht in ihrer Beziehung hatte sich zum Chaos gewandelt.
Das Gleichgewicht halten.
Es ist schon ein schwerer emotionaler oder finanzieller Schock nötig, um die Selbstgerechtigkeit des Autoritären ins Wanken zu bringen, aber ein dramatischer Verlust könnte ihn sogar zugrunde richten. Die interpersonellen Fähigkeiten, die ihm helfen würden, die Klippe einer persönlichen Krise zu umschiffen, sind jämmerlich unterentwickelt. Er hat nie gelernt, sich gehenzulassen, Schmerz zu äuÃern, Fürsorge von anderen zu akzeptieren. Er ist die sprichwörtliche Eiche: Er stemmt sich gegen den Wind, statt sich mit ihm zu beugen, und wird wahrscheinlich eher in einem Sturm umknicken als die »schwache« Weide. Es überrascht daher nicht, daà Männer Ende Fünfzig und Anfang Sechzig, denen zum ersten Mal in ihrem Leben etwas miÃlingt, in höchstem MaÃe selbstmordgefährdet sind.
Marshall konnte seinen Schmerz über den Selbstmord seiner Tochter nicht verarbeiten, und er hatte keine Möglichkeit, um es »zu den Akten« zu legen. Dieser Streà trieb ihn dazu, sich noch stärker auf seine gröÃte interpersonelle Stärke zu stützen: Führerschaft. Er führte verzweifelte Machtkämpfe durch. Er geriet mit Suzanne wegen der Pläne für die Beerdigung aneinander, und im Büro schrie er Untergebene wegen Kleinigkeiten an. Suzannes Ultimatum â »Bitte, ändere dich, oder ich gehe« â war der letzte Schlag, den sein »Sicherheitsgefühl« noch brauchte. Zum ersten Mal als Erwachsener weinte er. Er folgte auch das erste Mal Suzannes Rat â er stimmte zu, eine Therapie zu machen.
Wenn Sie Ãhnlichkeit mit dem Autoritären haben, dann rate ich Ihnen dringend, Ihr rationales Denkvermögen einzusetzen. Untersuchen Sie Ihre Beziehungsmuster, und überlegen Sie, wie Sie mit Menschen umgehen. Das interpersonelle Motto, das Sie als Kind gelernt haben â Mein Weg ist der richtige Weg  â, erlaubt Ihnen nicht, sich auch einmal zu irren. Sie zwingen Familienmitglieder, die Ihrem Weg nicht folgen können, zu extremen MaÃnahmen Zuflucht zu nehmen. Sie können sich auflehnen oder sich rächen oder sich selbst bestrafen (Marshalls Tochter kombinierte alle drei Möglichkeiten). Ihre von Streà geprägten Handlungen werden Sie dazu bringen, sich noch mehr auf Ihre superstarken Managementfähigkeiten zu verlassen. Ihre Angst davor, nicht mehr jede Situation kontrollieren zu können, ist das Problem. Wie Marshall später sagte: »Ich gewann zwar die Schlachten in der Familie, aber wir verloren alle den Krieg.«
Sie werden eine bessere Führungspersönlichkeit, wenn Sie lernen, flexibel und mitfühlend zu sein. Wann immer Sie sich bedroht fühlen oder merken, daà Sie Kontrolle ausüben, wiederholen Sie das neue Motto: Manchmal siegt man, obwohl man nicht gewinnt. In der Therapie weinte Marshall bitterlich, als er sich schlieÃlich die unerträgliche Wahrheit eingestand: Wenn er seine Tochter nicht abgeschoben, sondern ihr Verständnis entgegengebracht hätte, wäre die Tragödie wahrscheinlich nicht geschehen. Es dauerte ein paar Monate, bis er seine akute Leidensphase überwunden hatte. Obwohl er sich wahrscheinlich nie frei von
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