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Ich Lieb Dich Nicht, Wenn Du Mich Liebst

Ich Lieb Dich Nicht, Wenn Du Mich Liebst

Titel: Ich Lieb Dich Nicht, Wenn Du Mich Liebst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean C. Delis , Cassandra Phillips
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der Kindheit geprägt, und sie können eine Person dauernd zu einem Über- oder Unterlegenen machen. Wenn das der Fall ist, suchen wir nach Einflüssen in der Kindheit, um zu erfahren, wie man am besten die Interaktion des Patienten mit seinem Partner und jedem anderen Menschen in seinem Leben verbessern kann. Das werde ich genauer in einem der folgenden Kapitel erörtern.
    Der zweite Teil dieses Buches spiegelt meinen therapeutischen Ansatz wider. Die ersten Kapitel sind der Veränderung gegenwärtiger Beziehungsdynamismen gewidmet; die letzten zeigen, wie besondere Persönlichkeitsstile diese Dynamismen verstärken können und wie man sie dann wieder ins Gleichgewicht bringt.
    Sind Frauen gut und Männer schlecht?
    In einer anderen Form des fatalistischen Pathologisierens neigt man dazu, Männer im allgemeinen als gefühllose, verletzende Bösewichte und Frauen als sensible Opfer anzusehen. Genau das tat Beth, als ich sie bat zu definieren, was sie als Miles’ größtes Problem ansah:
    Â»Ich glaube, Miles stellte sich als typischer Mann heraus, und ich habe mir irgendwie selbst etwas vorgemacht, als ich glaubte, er wäre anders. Ich habe das schon so oft erlebt. Ein Kerl tut so, als ob er sich ehrlich für das gleiche interessiert wie du. Dann stellt es sich heraus, daß für ihn nur sein Erfolg in den Augen der anderen zählt, und daß er das tun kann, was er will. Es scheint wirklich zu stimmen – Männer sind zu echter Liebe nicht fähig.«
    Dann fragte ich sie, ob sie in einer längeren Beziehung je auf Distanz gegangen wäre.
    Â»Mal sehen. Nicht wirklich. Irgendwie schon. Ich traf mich mit einer Reihe von Männern, als ich Miles kennenlernte. Ich glaube, Kevin meinte es wirklich ernst. Wir gingen fast ein Jahr lang zusammen aus. Ich ermutigte ihn nie zu einer ernsteren Beziehung als der, die wir wirklich hatten. Und als ich dann Miles kennenlernte, war ich wirklich nur mit dem beschäftigt, was da passierte.«
    Ich fragte sie, ob ihr jemals eine Parallele zwischen Miles’ Verhalten und ihrem aufgefallen wäre. Nachdem sie protestiert hatte, daß »diese Situation ganz anders gewesen wäre«, gab sie zu, daß Frauen ebenso wie Männer allzugroße Nähe meiden könnten.
    Es ist nicht zu leugnen – Geschlechterklischees machen Männer zu Überlegenen und Frauen zu Unterlegenen. Wir erwarten immer noch von einem Mann, daß er ehrgeizig ist und die Kontrolle übernimmt, und von einer Frau, daß sie herzlich und fürsorglich ist; unterschwellig übertragen wir diese Erwartungen auf unsere Kinder. Und es gibt immer noch krasse Unterschiede zwischen der Macht, die Frauen und Männern am Arbeitsplatz zugeteilt wird, und den Pflichten, die sie zu Hause wahrnehmen. (Das situationsbedingte und persönliche Ungleichgewicht, das durch geschlechtsspezifische Erwartungen gefördert wird, ist bedeutend, und ich werde das später noch in allen Einzelheiten besprechen.)
    Aber es gibt ein paar Gründe, warum der heutige Trend, »auf die Männer einzuschlagen«, vom therapeutischen Standpunkt aus gefährlich ist:
Frauen, die das tun, könnten sich als unschuldige Opfer sehen, die nicht ihre eigene Rolle in der unausgeglichenen Partnerschaft untersuchen müssen.
Es fördert die Dynamismen der paradoxen Leidenschaft, wenn man die Geschlechter polarisiert.
Es lenkt die Frau von den wirkungsvollsten Mitteln, das Verhalten als Unterlegene in ihrem Leben zu ändern, ab – nämlich sich zusammen mit ihrem Partner den Dynamismen der paradoxen Leidenschaft zu stellen und sie zu ergründen.
Es fördert eine Selbst-Pathologisierung bei Frauen.
    Eine kürzlich erschienene Studie der Universität Yale zeigt, daß36 Prozent der befragten Frauen »weniger liebten« – das heißt, sie waren die Überlegenen. (Bei Männern betrug die Zahl 45 Prozent.) Es mag ja wahrscheinlicher sein, daß Frauen die Unterlegenen sind, aber sie besitzen in einer Beziehung oft mehr Macht, als sie glauben. Wenn sie bereitwillig den Männern eine »Bindungsphobie« nachsagen, dann werden sie wahrscheinlich auch eher dazu neigen, sich zu pathologisieren, wenn sie die Überlegenen in einer Beziehung sind.
    Ich erklärte Beth, wie wichtig es ist, zu verstehen, daß geschlechtsspezifische Erwartungen unsere Haltung in einer Beziehung beeinflussen können. Aber ich warnte sie,

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