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Ich schenk mir taeglich rote Rosen

Ich schenk mir taeglich rote Rosen

Titel: Ich schenk mir taeglich rote Rosen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erma Bombeck
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Ernst? Du kannst doch dein Leben nicht einfach umkrempeln. Übrigens weiß ich, was mit euch los ist. Wie so viele Ehepaare haltet ihr euch krampfhaft an die althergebrachten Vorstellungen von der Ehe, die gar nicht mehr existieren. Einer den anderen bedienen, das macht doch heute kein Mensch mehr. Jetzt gilt: gleiches Recht für beide. Ihr müßt ein Selbstwertgefühl entwickeln. Weißt du überhaupt, wovon ich rede?«
    »Ach bitte, nicht noch mehr Bücher, Mayva!«
    »Hör doch zu. Pam und Richard McMeal haben eins geschrieben mit dem Titel IST
    FRISCHE LUFT IN IHRER EHE? Das trifft’s genau. Und jetzt beantworte mir mal eine Frage: Wann haben du und Bill das letzte Mal getrennt Urlaub gemacht?«
    »Als wir die Kinder bei Mutter lassen konnten!«
    »Dann wäre es jetzt Zeit, eine offene, unverhemmte Beziehung miteinander einzugehen.
    Keiner darf mehr dominieren und keiner sich unterordnen. Alles wird geteilt. Ihr laßt die Jahre hinter euch, in denen ihr die Sklaven eurer Kinder wart, und entwickelt einen Sinn für das Weltgeschehen. Und Gott steh’ dir bei, wenn du eines Morgens aufwachst und merkst, daß dein Mann dir entwachsen ist.«
    Ich sagte eine Minute lang gar nichts. Dann fragte ich: »Wie kommst du gerade darauf, Mayva?«
    »Unwichtig«, sagte sie.
    »Nein. Wichtig! Du weißt etwas, was du mir nicht sagst. Was ist es?«
    »Als wir uns neulich abends unterhielten und Bill den Dessousartikelmarkt Amerikas erwähnte, hast du gesagt: Etwas Unfeineres als die Werbung für weibliche Hygieneartikel gibt es gar nicht.«
    Ich erstarrte: »Kennst du womöglich ein noch unfeineres Produkt?«
    »Lies erst mal das Buch der McMeals«, sagte sie. »Ich bring’ es dir morgen vorbei. Glaub mir, es wird deinem Leben eine neue Richtung geben.«
    Eine Frau, die 26 Packungen Zitronenpudding im Speiseschrank hat, darf sich Vorschlägen für Neuerungen nicht verschließen.

Ist frische Luft in Ihrer Ehe?

    Mein Sohn, genannt WEISSER HAI II, hatte eine Gewohnheit, die mich die Wand hoch trieb. Er riß die Türen vom Kühlschrank auf und stand davor, bis die Härchen in seiner Nase zusammenfroren. Nach der Inspektion von Eßwaren verschiedenster Form und Konsistenz im Wert von circa 200 Dollar pflegte er laut zu verkünden: »Es ist nichts zu essen da.«
    Früher reagierte ich auf diese Feststellung, als habe man mir den klassischen Fehdehandschuh hingeworfen oder einen Angriff auf meine Tugend unternommen. Jetzt enthielt sie für mich nichts Provozierendes mehr. Ich blieb am Tisch sitzen und las weiter in meinem Buch. »Liest du schon wieder ein Ehehandbuch?« fragte er.
    »Was ist daran verkehrt?«
    »Nichts«, sagte er und fügte hinzu: »Ich wundere mich nur über eins: Wieso haben Dad und du nie was miteinander gehabt, ehe ihr zum Traualtar gerannt seid?«
    »Du bist wohl verrückt?« sagte ich. »Wir haben uns geheiratet, weil wir uns zu wenig kannten, um frei miteinander zu leben.«
    Das war eine absurde Bemerkung, wir wußten es beide. In Wahrheit waren sein Vater und ich in dieser Welt »freier Partnerschaften«, »begrenzter Wohngemeinschaften« und
    »eheähnlicher Verhältnisse« Relikte vergangener Zeiten. Wir hatten den alten Ehevertrag nie in Zahlung gegeben, nie die getroffene Wahl rückgängig gemacht, nie Alternativ-möglichkeiten erwogen. In einer Welt, in der sich junge Leute in der Schlange vor der Kinokasse kennenlernen, sich in der Pause verloben und ihre Beziehung zwischen dem Bestellen und dem Verzehr ein und derselben Pizza wieder lösen, mußten wir reichlich drollig wirken.
    Ich schlug das Buch der McMeals zu. Es ängstigte mich viel mehr als DER
    ZUKUNFTSSCHOCK! Es hieß da, daß eine von drei Ehen mit Scheidung endet und 75% aller, die weiterbestehen, fürchterliche Probleme hätten. Und was die Autoren sonst noch schrieben, klang, als sei die Ehe ungefähr so aufregend wie eine Joghurt-Orgie.
    Nach dreißig Ehejahren fühlte ich mich wie ein Bruchband: verläßlich, haltbar und hundertprozentig von der Krankenkasse absetzbar. Waren Eheleute eine aussterbende Gattung?
    Würde man später von den längst vergangenen Zeiten reden, als Männer und Frauen noch zu je zwei und zwei, unauflöslich aneinandergekettet, die Welt durchstreiften? War es vorstellbar, daß ein zwangloses Miteinander-Wohnen einmal die alleinseligmachende Lebensform sein und die feine Gesellschaft die Ehe ablehnen würde?
    Im Geist sah ich bereits meinen Sohn von der Schule heimkommen: das Hemd zerrissen, mit blutenden Schrammen

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