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Ich sehe dich

Titel: Ich sehe dich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janet Clark
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mir. Ich habe sie überredet, dem Handysignal nachzufahren. Sie wollten erst nicht, aber dann habe ich König eingeschaltet und er hat bestätigt, dass Valeska höchst gefährlich ist.«
    »Valeska ist unschuldig!«
    »Das konnte ich nicht wissen. Valeska hat mich niedergeschlagen.« Er hob seine Mütze an. Ein weißer Verband lugte darunter hervor. »Sie hatte dein Handy. Ich musste das Schlimmste annehmen.«
    Er drückte ihre Hand. »Aber du lebst …«
    Ein Polizist kam auf sie zu.
    »Können Sie uns sagen, was hier passiert ist?« Er deutete auf Carlo, der noch immer reglos dalag. »Haben Sie den Mann so zugerichtet?«
    Sara blickte zu Carlo. Ein Polizist und ein Sanitäter hockten neben ihm. Sie hörte, wie der Polizist über Funk einen zweiten Rettungswagen anforderte. Aus den Augenwinkeln beobachtete sie, wie Valeska auf einer Trage weggebracht wurde.
    »Ja«, sagte sie. »Zusammen waren wir stärker.«

Einen Monat später
     

84
    Der Geruch von Putzmittel und Kantine verfing sich in Saras Nase. Ächzend hielt sie sich die Hand vors Gesicht und unterdrückte den Brechreiz.
    »Oh Mann, Sara, werd endlich erwachsen!« Tini verdrehte die Augen und blickte auf den Zettel in ihrer Hand. »Station für Innere Medizin, wir müssen da lang.«
    »Von dem Geruch wird mir nun mal übel«, maulte Sara und hielt sich die Nase zu.
    »Ganz schön empfindlich, unsere Heldin!« Michael lachte und boxte sie spielerisch in die Schulter. »Dann pass mal auf, dass dein nächster Einsatz als Superwoman nicht im Krankenhaus stattfindet …«
    »Ach, du bist doof!« Sie zeigte Michael einen Vogel, musste aber selbst grinsen. Wie gut, dass sie jetzt über die schrecklichen Erlebnisse scherzen konnten. Ihre Narben würde sie behalten, auch die Erinnerung an den furchtbaren Kampf, aber das Leben ging weiter. Mit einem neuen Erfahrungsschatz, der ihr helfen würde, vielleicht in Zukunft bessere Entscheidungen zu treffen.
    Vor dem Lift hielten sie an.
    »Siebter Stock. Trakt B. Zimmer 715.« Tini steckte den Zettel ein und verfolgte auf der Anzeige, welcher der Aufzüge als Erster das Erdgeschoss erreichen würde. Sie deutete auf den rechten und stellte sich direkt davor. Die Türen öffneten sich.
    Im siebten Stock verließ Tini als Erste den Lift und schritt zügig den Flur entlang. Bei Zimmer 715 blieb sie stehen. Zaghaft klopfte sie an die Tür. Dann drückte sie die Klinke herunter und spähte durch einen Spalt in den Raum, bevor sie die Tür ganz öffnete. Hintereinander näherten sie sich dem Bett, dem einzigen in dem kahlen Raum.
    Saras Fröhlichkeit war plötzlich wie weggeblasen. Das blasse Gesicht in dem großen Bett wirkte traurig und drückte eine Verlassenheit aus, die Saras Herz zusammendrückte. Die Schläuche und Geräte, die um das Bett herum zu sehen waren, unterstrichen die Verletzlichkeit der Patientin.
    Tini ging als Erste auf sie zu.
    »Hi, Valeska! Willkommen zurück in unserem Leben!«
    Ein schwaches Lächeln stahl sich auf Valeskas Lippen. Sie nickte leicht mit dem Kopf.
    »Hallo Valeska. Du weißt gar nicht, wie froh ich bin … Du hast mir den größten Schreck meines Lebens eingejagt.« Sara fühlte, wie ihr die Tränen kamen, wie immer, wenn sie an die bangen Minuten in dem Rohbau dachte, doch diesmal aus Erleichterung, nicht aus Verzweiflung. Sie blinzelte mehrmals, um sie zurückzudrängen. »Du siehst wieder richtig gut aus!«
    Jetzt meldete sich auch Michael zu Wort. Er berührte kurz ihre bleiche Hand. »Ich freue mich, dass wir jetzt doch noch die Chance haben, uns kennenzulernen. Ich bin Michael Seitz.«
    Sara setzte sich auf den Stuhl neben Tini, Michael stellte sich ans Bettende.
    Keiner sagte ein Wort. Schließlich zogen Tini und Sara ihre Mäntel aus.
    »Wir haben dir was mitgebracht.« Tini sprang auf und öffnete ihren Rucksack. Sie legte einen Krimi, eine Tüte mit Trauben, eine Schachtel Pralinen, mehrere Frauenmagazine und einen Stapel CDs auf Valeskas Nachttisch. »Das sind Hörbücher. Wir dachten, falls dir langweilig ist.«
    Valeskas Augen leuchteten.
    »Danke«, flüsterte sie. »Das ist toll.«
    Tini zeigte auf einen riesigen Strauß Blumen. »Der ist ja irre! Von wem hast du den?«
    »Das glaubt ihr nie. Vom König.«
    »Was? Dem König?« Sara starrte sie verblüfft an. Der König, der sie alle unter Generalverdacht hatte?
    »Er war gestern hier und hat sich so was wie entschuldigt. Nicht wirklich natürlich, aber er war nahe daran.« Sie hielt kurz inne, als müsse sie Kraft tanken,

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