Ich Tarzan Du Jane Verfuehrung kann so einfach sein

Verständnis gegenüber Jane geworben werden: Um die 8000 Wörter täglich zu verbrauchen, benötigt sie schließlich beide (!) Gehirnhälften. (Das ist neu für euch, Jungs, aber Tatsache. Jane ist nicht böse, nur eindimensional.) Da bleibt kein Platz für das Erkennen und Interpretieren von Gesten und Mimik. Tarzan dagegen kommt mit einer Hirnhälfte aus: So ist der Rest frei für Biertrinken, Gesten, Kreuzworträtsel, Philosophie, Romantik.
    All diese wunderbaren Dinge gehen nämlich Tarzan und seinen Freuden durch den Kopf, wenn sie beisammensitzen, um den Fernseher versammelt, am Lagerfeuer oder rund um den Boxring. Kleine und kleinste Bewegungen transportieren Bedeutungen und sind so schwer zu erkennen für Menschen, vor allem Frauen, die einzig damit beschäftigt sind, Laute zu erhaschen. Deshalb wirkt es für Jane, als sitze eine stumpfsinnige Bande Halbwilder um den Kasten Bier und grunze sich an. Weit gefehlt. Aus dem gleichen Grund versteht auch keine Frau das legendäre Interview vom 21. Juni 1969 im Aktuellen Sportstudio mit Boxer Norbert „Prinz Wilhelm von Homburg“ Grupe, das uns Männern doch so viel sagt. Typischerweise ist Grupe auch weniger wegen seiner ungeheuren sportlichen Erfolge und Leistungen berühmt geworden, sondern vielmehr wegen seiner ruhigen Art, den Fragen des ZDF-Sportmoderators Rainer Günzler zu begegnen: Sechs Fragen ließ er an sich abprallen und beantwortete sie mit einem zuvor angekündigten Tarzan-Schweigen. Günzler wandte sofort die berüchtigtste aller Jane-Techniken an und beantwortete die Fragen stellvertretend für den Prinzen. So erfuhr die Zuschauerin genau, was der Moderator über Grupe dachte, verpasste aber die Chance, auf des Prinzen Tarzan-Zeichen, Tongeräusche und Gesten zu achten, seine Mimik zu entschlüsseln. Kurz: Sie konnten also die Szene absolut nicht verstehen. Grupe bedankte sich schließlich artig und bezeichnete das Interview in seinem Schlusswort als aufschlussreich. Das wirft die Frage auf: Wo lernt Mann so viel über sich selbst wie in einem Gespräch mit einer Frau?
    Sicher ist: Männer haben Kommunikation längst von der einfachen, hohlen Bedeutung abgekoppelt. Sie benutzen Wörter nicht nur, um Geschichten zu erzählen oder zu lesen, sondern gehen darüber hinaus, indem sie sie mit Bildern verbinden. Weiterer Vorteil: So können sie sich deutlich mehr merken als Jane. Männer lieben Comics, und nicht wenige von ihnen können etliche Sprechblasen auswendig aufsagen, dazu den Namen des Albums, die Seitenzahl und das Kästchen benennen, in der die Worte in der Blase gesprochen werden. Damit wird die römisch-gallische Geschichte in wenigen Wochen erlernbar. Jane dagegen versucht noch immer, die reinen Worte von Rosamunde Pilcher aufzusagen, scheitert aber spätestens auf der siebten Seite. Da, wo es halt einigermaßen losgeht, nach dem Inhaltsverzeichnis und der ersten Überschrift. Dafür erinnert sie sich noch nach vier Jahren erstaunlich exakt, wie Männe mal im Party-Smalltalk hat fallen lassen, das Katja Riemann sooo schlecht nun auch wieder nicht aussieht, Veronica Ferres vor allem in Schtonk hinreißend schauspielert und er sich Ludivine Sagnier durchaus als Frühstückspartnerin vorstellen könnte. Oder dass auf dem längst weggeworfenen Einkaufszettel sehr wohl „Keine Eiernudeln!“ stand, er dies aber geflissentlich versucht zu übersehen wie weiland Schwiegerpapas Einladung zum Sonntagsschach, was Jane ihm bis heute gerne wörtlich zitiert und mit einem kleinen Schauspiel vor Augen führt, als wäre diese Einladung gestern gewesen und nicht vor 42 Monaten. Oder dass Tarzan angeblich dreimal im Rückstand sein soll mit Müllruntertragen. In solch kleinlichen Details möchte Tarzan nicht abtauchen. Er steht für die wirklich großen Dinge und Dialoge.
     

 
Mehr Verständnis für Jane
    Tarzan kann auch köstlich über kurze Witze lachen wie „Bück dich, Fee …“ oder „Steht ’ne Blondine vor der Uni“. Bei den Janes sieht es ganz anders aus.
    Jane 1: „Also, da kommt ein Mann …“
    Jane 2: „Nee, das war doch ein Schwuler, oder? Also, Hilde hat gesagt, und die muss das wissen, weil die kennt ja …“
    Jane 1: „Kommt also ein … Dings … in die Apotheke …“
    Jane3: „Apotheke? Das ist gut. Da muss ich euch was erzählen, was mir neulich in der Metzgerei passiert ist …“
    Und so weiter und so fort. Also nee, Mädels, das lasst mal lieber. Am Feuer ging das ja vielleicht noch an. Aber nicht auf dem Baum. Da war