Ich Tarzan Du Jane Verfuehrung kann so einfach sein
ist – und Jane ihm das als Schweigen auslegt.
Natürlich kennen wir ihn alle, den Klassiker des Tarzantums, die überaus bekannte Schlüsselszene, als Tarzan und Jane sich kennenlernten. Die Szene, die es dank ihrer schlichten Eleganz zu weltweitem Ruhm gebracht hat. Und die allen anderen Janes offenbar dennoch ein ungeheures Mysterium geblieben ist.
Er saß also auf diesem Baum, sie – verängstigt, schutzlos – ihm gegenüber. Tarzan weiß: Vor sich sieht er die Frau seines Lebens. Jane weiß: gar nix. Er sagt: „Ich Tarzan“, wobei er sich leicht mit der Faust auf seine Brust schlägt, und spricht weiter: „Du Jane“ und knufft leicht an ihre Brust. IchTarzanduJane: Da steckt jahrhundertelang perfektionierte Kommunikation dahinter, reduziert auf das Nötigste. Wie ausdrucksstark diese minimalistischen Worte, so … Achja. Kein Wort zu viel, kaum eine Chance für Jane, etwas fehlzuinterpretieren. („Wie hast du das jetzt gemeint?“, diese Frage gehört wohl zu den beliebtesten Diskussionseinleitungen von Frauen.) Eine sinnvolle Kombination aus direkten Gesten und klaren Aussagen. Keine komplizierten Schachtelsätze, sondern Worte, die so sind, wie wir Männer immer waren. Klar, deutlich, direkt, sauber strukturiert. Eben: „Ich Tarzan.“
Die Prinzen-Rolle
Frauen beneiden echte Kerle bis heute um diese hohe Kunst des Wenig-Worte-Machens. Während sie uns dieses fantastische Verhalten im täglichen Leben vorwerfen und bis heute versuchen, es uns zu vermiesen („Sag doch mal was dazu!“), bewundern sie es bei ihren traumhaften Filmhelden ganz unverblümt. Bei Jane erzeugt eine romantische Szene umso mehr Tränen, je weniger Worte gewechselt werden. „Dieser Blick“, schwärmt sie später am Telefon wortreich ihrer Freundin vor. Oder sie stellt sich gerne vor, einfach so von Brad Pitt geküsst zu werden. Ohne viele Worte. Glaubt denn wirklich irgendwer, dass Janes Traumanalogie zu Tarzan, der Silberne Prinz, der sie ja eigentlich erretten soll (wovon, bleibt im Dunklen), erst ausgiebig von seiner Familie erzählt, bevor er Jane auf seinen Rappen wuchtet und sie sich voller Vertrauen an seinen Rücken schmiegt? Oder dass er sie fragt, wie sie denn die Farbkombination von Satteldecke und Seidenwams findet? Nein, er soll stürmisch hereingeritten kommen – am besten, wenn der Chef sie mal wieder blöd angelabert (!) hat –, ebendiesen mit einem wildwüsten Blick strafen und dann Jane hinter sich wuppen. Ohne viele Worte, außer, dass der Prinz dem Chef-Schwein noch ein „Nimm dies“ um die schon roten Ohren hauen und den Fehdeandschuh auf die mit dem Firmenlogo bedruckte Auslegeware werfen soll. Was allerdings nur der Feststellung dient, ob Jane die Stimme ihres Retters sexy findet, inhaltlich ist sie an sich völlig unnötig. Ebenso gut könnte der Prinz in Janes Fantasie irgendein Geräusch von sich geben, bei dem sie dahinschmelzen kann. Das reicht. Mehr will sie gar nicht.
Eben: „Ich Tarzan, …“ Das aber würde sie nie zugeben. Im Gegenteil: „Sag doch mal was dazu!“, kreischt sie lieber, um uns nach einem halbstündigen Monolog ihrerseits zum Sabbeln zu animieren. Schafft sie bei Tarzan aber nicht.
Unterbrich mich nicht
Und damit beginnt auch einer der bekanntesten Konflikte: Männer hassen es, unterbrochen zu werden: „Ich Tarzan, du …“ „Moment – sooo gut kennen wir uns noch nicht, mein Lieber. Ja, wie würde ich denn dastehen, wenn jeder hier in den Bäumen, also ich meine … ähh … meine Freundin meint nämlich auch: Soooo nicht, sagt sie, mein Lieber, pass bloß auf. Und das brutale Rumschlägern kannst du dir aber gleich mal woandershin …“ Wäre bei einem solchen Dialog die zarte Pflanze Romanze zu einem starken Baum mit Weltruhm herangewachsen? Nein. Nie. Aber Jane hat Tarzan (damals) ausreden lassen: „… Jane.“ Und so konnten sich zwei Seelen finden und lieben lernen. Weil Tarzan zu Ende geredet hat. Und weil Tarzan stets deutliche Worte nutzte. Verirrte unter uns Männern versuchten ja seinerzeit, sich über Vorbilder zu wahren Männern zu entwickeln: Dass Fußballer dabei als Idole herhalten mussten, ist ja nicht einmal ein moderner Beckham-Verdienst, sondern eine Technik, mindestens so alt wie Vokuhila. So hieß ja nun eine der Moden, mit der früher schon orientierungslose Männer versuchten, ihren Frauen Respekt einzuflößen. „Schau, meine Haare, damit sehe ich aus wie der Mann, der Tore schießt, also hol mir ein Bier.“ Doch
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