Ich Tarzan Du Jane Verfuehrung kann so einfach sein

wenn man von seinen Aktiendepots spricht. An den Biertischen, wo früher lauthals geprahlt wurde, wie unwahrscheinlich viel Geld in genau diesem Moment in die Taschen des Erzählers floss, und echte Geheimtipps ausgetauscht wurden („Du, Telekom. MUSST du kaufen!“), sitzen heute immer noch dieselben Jungs und flüstern sich gegenseitig zu, dass sie ihre Metabox-Aktien nicht mehr losbekommen. Und dass sie bis heute nicht verstehen, wo die Kohle eigentlich geblieben ist. Umso schwerer für dich, die korrekte Entscheidung zu treffen: Welche Aktie ist es heute überhaupt noch wert? Welches Unternehmen solltest du wählen, um deinen Gesichtsverlust möglichst gering zu halten, wenn du zugibst, dass du den Gewinn aus dem Spielkasino in einen Haufen wertloser Aktien umgetauscht hast? Beate Uhse? Doch T-Online? Der Geheimtipp in Vietnam vom fachkundigen Frisör? Wenn du dich dann entschieden hast, gehe zum Sparkassen-Schalter, schiebe dem Banker einen Zettel mit dem Namen der AG rüber und sage laut und deutlich: „Kaufen Sie 100 Stück.“ Wenn dein Gegenüber dann sagt: „Gerne, aber Sie müssen erst ein Depot eröffnen“, kannst du dich kurz umschauen, ob dich jemand kennt, und dann den geordneten Rückzug antreten. Denn diese Gegenfrage zeigt, dass du für diesen Satz wohl doch noch nicht reif bist.
     
    „Timmmmmmbbbeeer!“
    Ja, das ist der Ruf eines Holzfällers, der befreiende Schrei, wenn er dem Baum endlich so tiefe Kerben beigebracht hat, dass er fällt. Das ist pures Adrenalin, gepaart mit echt schwierigen Berechnungen, wohin der Baum fallen wird. Wichtige Situation auch für jede Männerfreundschaft, denn die Kumpels an den umliegenden Sägen wollen gewarnt sein, wenn der frisch geschlagene Baum gleich an ihnen vorbeirauschen wird. Dann hörst du die Äste durchs Gehölz schlagen, Zapfen und Äste rieseln herab, Sägespäne bedecken deine Stiefel; schließlich spürst du den dumpfen Schlag, wenn der Stamm auf dem Boden aufschlägt. Dann Ruhe. Freude und Stolz erfüllen dich, denn du hast ihn besiegt, den Baum, und ausreichend Feuerholz. Mit dem du jetzt das Baumhaus so heiß machen kannst, dass Jane ganz von allein auf den Lederfummel verzichtet, den du ihr erjagt hast.
     
    „Hasta luego, chica!“
    Sag diesen Satz niemals, während du eine dicke Zigarre im Mund hast, von der du glaubst, sie sei auf dem Schenkel einer kubanischen Jungfrau gerollt. Erst recht, wenn du eine der kleinen Kubanerinnen meinst und dich auch noch für Hemingway hältst, obwohl an deinem Samsonite-Trolley aus dem Bonus-Programm noch das Neckermann-Schildchen baumelt. Neinneinnein. Das ist mehr als Weichei. Aber diesen Satz in Aserbaidschan in der Wellblechkneipe, in der sich alle Ölarbeiter treffen, diesem wirklich großen, bärtigen, stinkenden und unter Drogen stehenden Ex-Afghanistan-Söldner zuzurufen, der dir gerade noch das gezackte Messer im Schaft seines Stiefels (aus echtem Bärenleder) gezeigt hat, das spricht wirklich für Mut. Und ist sehr wahrscheinlich nur ein einziges Mal möglich …
     

 
Was Tarzan niemals sagt
    „Hallöchen.“
    Was soll Mann zu einem anderen Mann, der einen mit „Hallöchen“ begrüßt, schon sagen? „Halt’s Maul, Alter?“ Das ist in sich fast so schlimm wie ein Mann, der vorsichtig „Klopfklopf“ sagt, statt mit den Knöcheln auf den Tisch zu hauen und „Moin allerseits“ zu rufen. Dann fehlt nur noch der tuntige Ton und ein „Na, das ist aber eine kuschelige Herrenrunde“, um sich endgültig zu disqualifizieren.
     
    „Ja, Mama.“
    Also, Tarzan hatte gar keine Mutter. Damit geht’s ja schon mal los. Naja, irgendwie schon, aber sie starb eben kurz nach seiner Geburt. Deshalb musste Tarzan auch nie für seine Mutter den Müll runterbringen oder den Keller entrümpeln. Er stand auch nie vor der Frage, ob er sich für seine Mutter oder für Jane entscheiden sollte. Deshalb brauchte Tarzan niemals „Ja, Mama“ sagen. Und dennoch: Er würde jeder alten Frau, die seine Mutter sein könnte, die Liane hinhalten, damit sie sich leichter über den Krokodil-Fluss schwingen kann. Das war’s dann aber auch schon. Er gehörte einfach nie zu den weicheierigen „Ja-Mama“-Sagern.
     
    „Mit Perwoll gewaschen.“
    Das Übernehmen schlauer Aussprüche wie „Alea iacta est“ (Cäsar) oder „Ick bin ein Berliner“ (Kennedy) oder „Baaaoohhhr“ (Tarzan) ist an sich schon okay. Obwohl es dir sicher besser zu Gesicht steht, selber einen solchen Satz zu entwickeln, der dann kopiert