Ich übe für den Himmel

schräg direkt an ihre Lippen. Sie öffnet den Mund und trinkt. Sie trinkt mit kleinen Schlucken das winzige Glas leer und winkt mit der linken Hand. Sie gibt mir ein Zeichen!
    »Ja, ja, ich weiß, Rauchen ist nicht gut für die Gesundheit, aber hin und wieder ein Zug aus einer Zigarre kann nicht schaden.«
    Ich stecke ihr das qualmende Ding zwischen die Lippen und tatsächlich, sie raucht. Vor Aufregung lasse ich die Zigarre fast fallen. Frau Schröder zieht tief ein und ihr Mund öffnet sich. Sie atmet den Rauch aus und ein Kringel, der wie eine Brezel aussieht, steigt zur Spitze der Glaskuppel hoch.
    »Das soll Ihnen mal einer nachmachen, Elschen!«, rufe ich und möchte jubeln vor Freude. Und dann, ich kann es nicht fassen, fängt Frau Schröder leise an zu kichern. Ich kichere mit. Das Kichern wird lauter und plötzlich lacht sie. Es ist ein ganz anderes Lachen als früher, aber das ist unwichtig. Meine Augen begießen die Blume auf der rechten Seite und die Träne auf der linken erhält feuchte Gesellschaft.
    Ich schlage ein Rad, laufe auf den Händen unter dem rosaroten Himmel durch das Restaurant und singe:
    »Juhu, jetzt wird das Fliegen hier unten auf der Erde geübt. Mit Mama, Papa, Eddie, Oma, Opa, Jonathan und mir!«
    »Versprochen, Isha-Clown«, sagt die tiefe Stimme meiner allerliebsten Freundin.

ÜBER DIE AUTORIN UND DIE ILLUSTRATORIN
    MARIE-THÉRÈSE SCHINS wurde als siebtes von zehn Kindern in den Niederlanden geboren. Sie absolvierte ihr Abitur und ihre Ausbildung zur Kinderbibliothekarin, um später die Leitung der Zentralen Kinder- und Jugendbibliotheken in Nijmegen und Hannover zu übernehmen. Seit 1974 ist sie freie Autorin, Journalistin (u. a. »Die Zeit«, »Brigitte«, »Buchmarkt«, »Eselsohr«, »Der bunte Hund«, »1001 Buch«) und Malerin in Hamburg mit Lehraufträgen für Kreatives Schreiben im Fach Sprache und Kommunikation, Kinder- und Jugendliteratur an der Hochschule HAW Hamburg. Sie bildete sich in Poesie- und Schreibtherapie am Fritz Perls Institut Düsseldorf und am C. G. Jung-Institut in Zürich weiter und ist Mitbegründerin des ITA Institut für Trauerarbeit in Hamburg. Seit 20 Jahren reist die Autorin um die ganze Welt, arbeitet vor Ort mit Kindern und Jugendlichen und schreibt Geschichten über ihre Erlebnisse.
    ISABEL PIN geboren 1975 in Versailles. Sie studierte Illustration an der »École des Arts« in Straßburg und hat seit ihrem Diplom 1998 bereits einige Preise gewonnen (u. a. den 1. Preis des »Institut Charles Perrault« und mehrfach den »Luchs« der ZEIT). Nach ersten Veröffentlichungen in Frankreich und in der Schweiz werden ihre Bilderbücher auch in Deutschland mittlerweile sehr geschätzt.

ÜBER DAS BUCH
    Ishas Eltern heißen nicht Mama und Papa, sondern Mammamoma und Pappapipo – denn sie sind Krankenhausclowns auf einer Kinderkrebsstation. Auch Isha möchte später einmal Krankenhausclown werden. Manchmal darf sie mitkommen, wenn ihre Eltern den Kindern ihre Show vorführen. Dabei lernt sie Tommy kennen, der einen Gehirntumor hat. Als ihre Eltern eines Tages ins Krankenhaus gerufen werden, weil es Tommy schlecht geht, steht plötzlich auch Isha vor ihrem ersten Auftritt. Dabei begegnet sie nicht nur zum ersten Mal dem Tod. Sie erfährt auch, wie viel Kraft in der alten Freundschaft mit Frau Schröder und der neuen zu Jonathan steckt und wie schön es ist, sich nicht nur gemeinsam freuen, sondern auch gemeinsam weinen zu können.
    Auch als Printausgabe erhältlich.

IMPRESSUM
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    © 2012 Patmos Verlag der Schwabenverlag AG, Ostfildern
    Umschlaggestaltung: Finken & Bumiller, Stuttgart
    Umschlagmotiv: Isabel Pin
    Hergestellt in Deutschland
    ISBN 978-3-8436-0166-5 (Print)
    ISBN 978-3-8436-0273-0 (eBook)

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