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Ich und du Muellers Kuh

Ich und du Muellers Kuh

Titel: Ich und du Muellers Kuh Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amei-Angelika Mueller
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magst!«
    »Und wenn ihr euch hinsetzt und einschlafet? Was isch dann? Im Fernsehen isch a Schtück komme, da sin drei Männer im Schnee eingschlafe, und als se aufgwacht sin, wäre se alle tot. Nei, i geh mit!«

»Ich hab es getragen sieben Jahr«
oder: »Gardez votre dame«

    »Sieben Jahre war ich in Batavia...« sang es aus dem Radio. Manfred und Nick spielten Schach. Ich saß dabei und stopfte schweigend vor mich hin, denn so geboten es die Regeln des Schachabends. Die Blicke der Herren strichen zuweilen gedankenverloren über mein gebeugtes Haupt, ihre Hände schoben das leere Weinglas zu mir herüber, damit ich es wieder fülle, ihre Ohren jedoch verschlossen sich vor meiner Anwesenheit, und ihre Mienen verstellten sich, sobald ich auch nur den geringsten Laut von mir gab. Schweigend mußte ich miterleben, wie zwei hölzerne Damen mich völlig an den Rand des Geschehens drückten, mußte mit ansehen, wie liebevoll die Herren sie umfaßten, mit ihnen in sämtliche Richtungen zogen, sie deckten und verteidigten und schließlich das Haupt verzweifelt gegen die Tischplatte schlugen, wenn sie ihrer verlustig gingen. Einmal in der Woche brach dieser Schachabend über mich herein, und dies nun schon seit sieben Jahren.
    »Sieben Jahre war ich in Batavia...« sang also der Tenor im Radio und war schon bald ans Ende seiner Arie gelangt, da geschah es, das noch nie Dagewesene, das Überraschende und Umwerfende: Manfred hob den Kopf, schaute sinnend zu mir herüber und sprach:
    »Wir sind auch schon sieben Jahre hier...«
    »Gardez!« rief Nick, Triumph in der Stimme, »deine Dame ist in Gefahr, mein Lieber!«
    Manfred wandte den Blick von mir ab und seiner Dame zu, zog sie hierhin und dorthin und warf sie schließlich Nick zum Fraß vor. Der schüttelte den Kopf, blickte auf und fragte:
    »Ist das dein Ernst?«
    »Ja«, entgegnete Manfred, »das kannst du mir glauben! Nach siebenJahren sollte man sich verändern!«
    »So geht man nicht mit seiner Dame um!« rief Nick.
    »Da hast du recht!« mischte ich mich ein und setzte mich damit über die Tabus des Schachabends hinweg. Nick reagierte denn auch mit Heftigkeit.
    »Was weißt denn du?« Er warf mir einen vernichtenden Blick zu.
    Ich wußte gerade genug und viel mehr als Nick. Ich wußte, daß Manfred willens war, seine Dame zu packen, sie von Stelle zu Stelle zu schleifen, mit ihr in eine neue Gemeinde zu ziehen, fort von den alten Freunden und der vertrauten Umgebung. Alles würde sein, wie es schon einmal gewesen. Ich seufzte. Auch Nick tat es, aber nicht aus Kummer wie ich, sondern aus purem Groll. Er lehnte Veränderungen und Neues grundsätzlich ab, und daß dieser Schachabend in solcher Weise mißbraucht und entwürdigt wurde, verunsicherte ihn zutiefst.
    »Ich denke, wir spielen Schach!« grollte er.
    »Hier bin ich vierter, ich könnte jetzt eine erste Pfarrstelle übernehmen«, bemerkte Manfred.
    Das war zuviel! Nick sprang auf, stieß den Stuhl zurück und suchte seine Schuhe, welche er während des Schachspiels auszuziehen pflegte.
    »Hoffentlich seid ihr nächsten Freitag wieder normal!« Nick blickte auf seine Armbanduhr und schauderte zusammen, ein neuerlicher Einbruch in liebgewordene Regeln. Zehn Minuten vor zwölf zeigte seine Uhr, und seit sieben Jahren pflegte er Punkt zwölf das Schlachtfeld zu verlassen. Er schmetterte die Wohnungstür hinter sich zu, schlich dann aber im Schneckentempo die Treppen hinunter, damit noch etwas Zeit vergehen möchte und seine Welt nicht völlig in Unordnung gerate. Manfred und ich stellten die Schachfiguren auf.
    »Was meinst du dazu, Malchen?«
    »Ich muß mich erst an den Gedanken gewöhnen.«
    Er ließ mir Zeit, und ich nutzte sie, sah mit Abschiedsaugen von der Terrasse hinunter auf die Stadt, ging wehmütig durch die Wohnung — und fing an, mich zu freuen auf eine neue Gemeinde, neue Aufgaben, ein neues Haus, vielleicht würde es uns allein gehören, nur eine Treppe haben und einen großen Garten. Niemand würde mehr sagen: »Es ist nicht zu glauben, daß Sie wieder so gut gehen können... Wenn ich denke, wie schlimm Sie dran waren...« Das Alte war vorbei. Ein neuer Anfang winkte.
    Als meine Überlegungen soweit gediehen, ging ich in Manfreds Studierzimmer, nahm vor ihm auf dem Schreibtisch Platz und fragte:
    »Hast du schon etwas im Auge?«
    Ja, er hatte und begann denn auch sogleich zu suchen.
    »Ich habe das Heft doch zurecht gelegt«, murmelte er, »warum kann ich es nicht finden?«
    »Weil hier eine

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