Ich weiß, was du letzten Sommer getan hast
den Krankenhausflur und ließen höflich eine mit Büchern, Zeitschriften und Blumensträußen bepackte Gruppe von Leuten passieren, die genau wie sie die abendliche Besuchszeit nutzten.
Sobald sie außer Hörweite waren, sah Mr Cox seine Frau an. »Manchmal glaube ich fast, du wünschst Barry dieses Schicksal, Celia«, sagte er stirnrunzelnd. »Du bist so glücklich darüber, ihn wieder bemuttern zu können, dass es dich gar nicht so sehr zu belasten scheint, dass er möglicherweise für immer an einen Rollstuhl gefesselt sein wird.«
»Wie kannst du bloß etwas so Schrecklich sagen?«, rief Mrs Cox entsetzt. »Natürlich belastet es mich! Es bricht mir das Herz, dass Barry so etwas passieren musste! Aber das hindert mich nicht daran, ihm all die Liebe und Fürsorge zu geben, die er jetzt braucht. Er ist mein Kind, und ich werde alles in meiner Kraft Stehende tun, ihm das Leben so angenehm wie möglich zu machen, wenn er nach Hause zurückkommt.«
»Machen wir uns doch nichts vor, Celia«, sagte Mr Cox leise. »Seit der Junge auf der Welt ist, wachst du mit Argusaugen über jeden Schritt, den er tut, mischst dich in jede Entscheidung ein, die er trifft, weißt immer am besten, was gut für ihn ist. Die Vorstellung, dass er auch ohne dich klarkommen könnte, bringt dich um. Kein Wunder, dass er während seines letzten Highschool-Jahres begonnen hat, gegen dich zu rebellieren, und sich eine Freundin zugelegt hat, von der er genau wusste, dass sie nicht deinen Vorstellungen entsprach. Dass er angefangen hat, Gras zu rauchen und wie ein Irrer Auto zu fahren, hat sicher auch etwas damit zu tun, dass er sich durch dich eingeengt gefühlt hat. Ein Junge braucht seinen Freiraum, wenn er jemals zum Mann werden will.«
»Als hätte ich ihm nicht jeden Freiraum gegeben, den er braucht«, zischte Mrs Cox. »Wir finanzieren ihm ein Studium, ein Zimmer im Wohnheim seiner Studentenverbindung …«
»Er geht hier auf die Uni, weil du nicht wolltest, dass er in eine andere Stadt oder Gott bewahre sogar in einen anderen Bundesstaat zieht. Und dem Zimmer im Studentenwohnheim hast du nur zugestimmt, weil er sich sonst eine eigene Wohnung genommen und sich deinem Zugriff damit ganz entzogen hätte.«
»Willst du mir vorwerfen, ich würde Barry nicht genügend lieben …?«
»Im Gegenteil.« Mr Cox griff mit einer für ihn untypischen Heftigkeit nach ihren Händen und hielt sie fest. »Ich will damit auch nicht sagen, dass das alles deine Schuld ist, Celia. Wenn ich öfter zu Hause gewesen wäre und mich nicht so in meine Arbeit vergraben hätte, hättest du dein Leben nicht so sehr auf Barry ausrichten müssen. Wir haben beide Fehler begangen und müssen endlich anfangen, die Dinge so zu sehen, wie sie sind, damit wir es in Zukunft besser machen können. Wenn Barry aus dem Krankenhaus entlassen wird, wird er selbstverständlich erst einmal eine Weile bei uns wohnen. Aber er kann nicht für den Rest seines Lebens zu Hause bleiben. Sollte der schlimmste Fall wirklich eintreten und unser Sohn für immer auf einen Rollstuhl angewiesen sein, werden wir tun, was wir können, um ihm trotz allem ein selbstständiges Leben zu ermöglichen.«
»Aber was redest du denn da?« Mrs Cox sah ihren Mann fassungslos an. »Wie soll er denn als Krüppel ein selbstständiges Leben führen? Dass du dich so aus der Verantwortung stehlen willst, ist …«
»Ich bitte dich, Celia. Du weißt doch ganz genau, wie ich das gemeint habe. Nur weil ein Mann nicht gehen kann, heißt das noch lange nicht, dass er dazu verurteilt ist, sein Leben als hilfloser Invalide zu verbringen. Barry kann weiterstudieren, seinen Abschluss machen und sich einen Job suchen, den er vom Schreibtisch aus erledigen kann. Er kann sogar einen Wagen mit Handsteuerung fahren. Er kann sich selbst versorgen, leben, wo er will, und allein verreisen. Verstehst du denn nicht? Ich möchte, dass wir ihm eine Chance geben, erwachsen zu werden. Ach, ich glaube, du willst es nicht verstehen …« Er ließ abrupt ihre Hände los, drehte sich um und ging mit schnellen Schritten den Flur hinunter.
Mrs Cox blieb einen Moment wie vom Donner gerührt stehen, dann lief sie ihm hinterher. »Aber was ist mit dieser Helen Rivers?«, fragte sie aufgebracht, als sie ihn eingeholt hatte. »Ich werde auf gar keinen Fall zulassen, dass dieses Mädchen noch mehr Unglück über unseren Jungen bringt! Was sollen wir tun, falls er sich dazu entschließen sollte, mit ihr …«
»Mr and Mrs Cox?« Der
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