Ich weiß, was du letzten Sommer getan hast
Tochter vererbt hatte, wirkten in ihrem verhärmten Gesicht seltsam fehl am Platz.
»Ich verbiete dir, in diesem Ton über deine Schwester zu sprechen, Elsa«, sagte sie streng. »Das klingt ja gerade so, als würdest du ihr das gute Leben, das sie jetzt führt, nicht gönnen.«
»Womit hat sie das alles überhaupt verdient?«, schnaubte Elsa. »Es ist einfach ungerecht, dass sie alles hat – gutes Aussehen, einen coolen Job und jede Menge Kohle, ohne sich jemals besonders dafür anstrengen zu müssen. Warum sie ? Könnt ihr mir das bitte mal erklären? Helen hat doch in ihrem ganzen Leben noch nie an irgendjemand anders gedacht als an sich selbst.«
»Sie gibt uns jeden Monat einen Scheck, um uns unter die Arme zu greifen«, rief ihr Vater ihr in Erinnerung.
»Ein mickriges Almosen ist das, mehr nicht. Sie könnte noch viel mehr für uns tun, aber das macht sie nicht, weil sie sonst ja auf ihr Luxusleben verzichten müsste. Helen ist total selbstsüchtig, Dad, und das weißt du genau, aber du würdest den Teufel tun und es zugeben. Sie ist schon immer dein kleiner Liebling gewesen.«
»Dein Vater bevorzugt keines von seinen Kindern«, sagte Mrs Rivers, »genauso wenig wie ich. Wir lieben euch alle gleich, und wir sind dankbar für alles Gute, das euch passiert. Hab doch ein bisschen Geduld, Elsa, deine Chance kommt auch noch. Wer weiß, vielleicht lernst du ja schon bald einen netten jungen Mann kennen.«
»Einen wie Barry Cox?«
»Warum nicht?«
»Weil jemand, der so gut aussieht und so viel Geld hat, sich nie im Leben für jemanden wie mich interessieren würde«, presste Elsa bitter hervor. »Nein, ich werde bloß irgendeinen Loser abkriegen, einen, der nichts ist und nichts hat, aber ich werde ihn trotzdem heiraten, weil mich nämlich sonst keiner will, und wir werden in einer Bruchbude wie dieser hier leben und eine Horde Kinder haben, genau wie ihr. Und wir werden uns von Kartoffelbrei ernähren.«
»Apropos Kinder.« Ihr Vater sah von seinem Teller auf. »Schau doch bitte mal kurz nach den Kleinen, ja? Hört sich an, als würden sie das Wohnzimmer auseinandernehmen.«
»Geschieht Helen ganz recht, was mit ihrem heißgeliebten Barry passiert ist«, giftete Elsa. »Vielleicht kapiert sie jetzt endlich mal, dass auch in ihrem Leben nicht immer alles perfekt läuft.«
Sie stand vom Tisch auf und ging ins Wohnzimmer, wo sie kurz darauf brüllte: »Was treibt ihr denn da, verdammt noch mal? Nehmt sofort den Sattelschlepper von der Couch!«
Mrs Rivers schüttelte den Kopf. »Was haben wir bloß falsch gemacht?«
»Wir haben nichts falsch gemacht«, versuchte ihr Mann, sie zu trösten. »Wir haben getan, was wir konnten. Elsas Chance wird noch kommen, genau wie du gesagt hast. Sie muss nur endlich anfangen, ihr eigenes Leben zu leben, und aufhören, ihrer Schwester für alles die Schuld zu geben.«
»Ganz unrecht hat sie ja nicht«, sagte Mrs Rivers leise. »Helen ist ziemlich egoistisch. Und sie scheint wirklich alles zu haben, was man sich nur wünschen kann.«
»Der Schein trügt«, erwiderte ihr Mann sanft. »Vielleicht wenn sie jemanden findet, der sie wirklich liebt, ja, dann hat sie vermutlich wirklich alles, was man sich nur wünschen kann. Aber davon ist sie noch ein ganzes Stück entfernt. Um dieses Glück zu finden, muss sie erst einmal lernen, auch an andere zu denken und nicht immer nur an sich selbst.«
»Aber sie ist doch so hübsch«, hielt Mrs Rivers dagegen. »Welcher Mann würde nicht mit Helen zusammen sein wollen? Sieh dir doch nur den jungen Cox an!«
»Ich habe nicht gesagt, ›mit ihr zusammen sein wollen‹, sondern ›sie wirklich lieben‹. Und was ihr Aussehen angeht …« Er stand vom Tisch auf und legte seiner Frau die Hände auf die schmalen Schultern. »Ich sag dir was, Liebling. Helen ist, verglichen mit ein paar anderen Mädchen, vielleicht wirklich hübsch, aber ihrer Mutter wird sie nie das Wasser reichen können.«
»Glaubst du, er weiß es?«, fragte Mrs Cox leise. »Glaubst du, Barry weiß, dass er nie wieder gehen können wird?«
»Warum sagst du so etwas?« Mr Cox warf seiner Frau einen Blick zu. »Der Arzt hat uns versichert, dass es immer noch Hoffnung gibt und die Lähmung vielleicht nur vorübergehend ist.«
»Aber er hat auch gesagt, wenn es nach einer Woche keine Anzeichen dafür gibt, dass das Gefühl in seine Beine …«
»Die Woche ist noch nicht vorüber. Seit der Operation sind gerade mal zwei Tage vergangen.«
Die beiden traten vom Aufzug in
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