Ich werde dich so glücklich machen: Roman (German Edition)
benutzte den Raum als Einziger. Sie merkten es genau, wenn Herr Larsen abends oder am Wochenende den Heizkörper im Hobbyraum aufdrehte.
Else bestand darauf, einige Teppiche an die Wand zu hängen. Er hätte gern alle auf dem Boden gehabt, aber auch er sah ja,
wie dekorativ sie waren, wenn das Muster nicht plattgetreten und die Farben vom Gebrauch matt wurden. Es wäre witzig, es mit dünnerem Garn zu versuchen, mit komplizierten Mustern die Perserteppiche nachzuahmen, bei denen das Knüpfen oft mehrere Jahre dauern konnte. Aber dann würde er einen Holzrahmen brauchen, da diese Teppiche mit straffem Kettfaden geknüpft wurden. Jeder Wollknoten wurde jeweils in einen Kettfaden geknotet, es war eine Ewigkeitsarbeit. Ein winzig kleiner Teppich würde sicher ein ganzes Jahr dauern. Und er wurde gern im Laufe von höchstens einem Monat fertig, um dann Muster und Farben wechseln zu können.
Er war immer ganz und gar von der Farbskala geprägt, in der er gerade arbeitete. Im Moment war er von Kopf bis Fuß auf Türkis eingestellt. Er bemerkte überall unterschiedliche türkise Farbtöne, bei Kleidern und Werbeplakaten, in Zeitschriften, am Himmel, an Schmuckstücken von Frauen. Peggy-Anita Foss hatte türkise Ohrringe getragen, als er ihr am Nachmittag an der Haustür begegnet war. Herrgott, was war sie attraktiv. Und sicher ausgehungert, wo ihr Mann doch fast die ganze Zeit auf Geschäftsreise war. Er konnte sich gut erinnern, wie Else ihm einmal erzählt hatte, dass Peggy-Anita Foss den freitäglichen Hausputz immer im Evaskostüm vornahm. Peggy-Anita Foss hatte es angeblich im Laden selbst gesagt. Es sei so praktisch: Sie schaltete das Radio ein und putzte splitternackt die ganze Wohnung gleich nach dem Aufstehen, schweißnass und heiß ging sie danach unter die Dusche, zog saubere Kleidung an und konnte dann ihren Morgenkaffee in einer frisch geputzten Wohnung trinken. Die Teppiche warf sie einfach vor die Wohnungstür und trug sie später am Tag zum Ausklopfen nach unten.
Seit damals phantasierte er darüber. Dass sie nackt und verschwitzt dastand, mit einem Wischlappen in der Hand über die
Bodenleisten der Küche gebückt, während das Radio muntere Morgenmusik spielte, sie dazu summte und er unbemerkt hinter sie glitt und eindrang, kurz und bündig und ohne ein Wort. Er hatte es einmal gemacht mit Else draußen im Badezimmer. Hatte einfach die Kittelschürze nach oben geschoben und ihr die Unterhose nach unten gerissen. Es war ein glühend heißer Sommertag, und ihr Körper troff geradezu vor Schweiß. Es war, nachdem sie ihm von Peggy-Anita Foss’ freitäglichen Putzritualen erzählt hatte, doch Else war noch Stunden danach verlegen und seltsam gewesen und er hatte es niemals wieder gemacht. Aber er war gekommen, darüber freute er sich, und deshalb dachte er später noch oft daran. Doch sie sprachen ja niemals über diese Dinge, sie taten sie nur, im Doppelbett, im Dunkeln, zwei-oder dreimal die Woche. Vor allem hier zu Hause, fast nie in der Hütte, weil Else es so schwierig fand, sich danach richtig zu waschen. Draußen gab es nur eine Waschschüssel, und sie mussten das Wasser zuerst in einem Kessel warm machen, und nachdem sie in die neue Wohnung gezogen waren, könnte sie einfach nicht mehr leben, ohne danach zu duschen, sagte sie.
Sie könnten ja zusammen duschen, aber das hatte er nie vorgeschlagen. In der Cocktail gab es Bilder von Männern und Frauen, die zusammen duschten. Er hätte gern gewusst, ob andere aus dem Haus zusammen duschten. Wenn überhaupt, dann Peggy-Anita Foss, wenn ihr Suppenkaspar zu Hause war. Oder vielleicht Larsens. Engländerinnen ließen sich möglicherweise eher gehen, aber sie wirkte doch zu mager, um sich gehen zu lassen.
»Aber wir könnten ganz schön viel Geld sparen, wenn wir mit ihnen befreundet wären«, sagte sie plötzlich.
»Mit wem?«
»Mit Rudolfs natürlich. Frau Larsen bekommt immer Obst und Gemüse, wenn sie ihnen die Haare schneidet.«
»Denen schneidet sie also auch die Haare?«
»Natürlich tut sie das. Und sie legt Frau Rudolf immer ihre Dauerwelle. Sie war in England ja Friseuse.«
»Das weiß ich doch. Warum gehen wir nicht zu ihr?«
»Aber Egil. Dir schneide ich die Haare, und ich habe Naturlocken und brauche keine Dauerwelle. Wenn man Naturlocken hat, ist es auch nicht schwer, sich selbst die Haare zu schneiden. Die Locken verdecken es doch, wenn eine Stelle nicht gerade ist. Aber Frau Rudolf bezahlt mit Obst und Gemüse.«
»Aber das ist
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