Ich werde dich so glücklich machen: Roman (German Edition)
Mädchen von der Treppe hatte geklingelt, Nina. In einem gelben Kleid, das ziemlich neu aussah. Sie war froh darüber, dass sie ihr das Parfüm geschenkt hatte, obwohl Steingrim nun schon mehrmals gefragt hatte, ob sie es jetzt benutzte.
»Alle müssen in einer Stunde auf dem Balkon sein. Wir pusten die Ratten mit Auspuffgasen voll und bringen sie um, aber die Gase können auch ins Haus kommen, deshalb müssen alle auf dem Balkon stehen. Herr Rudolf macht das.«
»Wir wollten gerade einen kleinen Ausflug machen, aber dann bleiben wir hier. Das kann doch spannend sein.«
Sie hatte schon leckere Brote geschmiert und kochte gerade Kaffee, aber sie könnten ja auf dem Balkon picknicken, das hier wollte sie nicht versäumen. Das einzige Gute an diesen Ratten
war, dass sie sich trotz der vielen Treppen noch nie so darüber gefreut hatte, im dritten Stock zu wohnen.
»Papa! PAPA!«
Er öffnete die Kellertür.
»Du musst nach oben kommen. Hier unten kann es Auspuffgase geben. Wir bringen die Ratten mit Herrn Rudolfs Lastwagen um.«
»Du meine Güte. Ja, ich bin auch gerade fertig, es fehlt nur noch ein Stück Gardinenschnur, dann …«
»Dann komm schon! Komm!«
Sie schenkte Kaffee ein. In einer kleinen Vitaplexdose lagen die Zuckerstücke, die sie mit auf ihre Ausflüge nahmen. Die Brote hatte sie auf einen Teller gelegt, der kleine Balkontisch war ziemlich voll.
»Aber… machen wir denn keinen Ausflug?«, fragte er, als er nach einem langen Nachmittag im Bett frischgeduscht in ihrem Morgenrock aus dem Badezimmer kam. Sie selbst trug Unterwäsche. Eigentlich hätte sie Lust auf einen Cognac-Soda. Sie würde es ihm sagen müssen, und er würde sich so freuen, sie musste vorbereitet sein. Morgens hatte er sie gefragt, ob etwas nicht stimmte, wo sie nicht gekommen war. Obwohl sie seit diesem Tag bestimmt zehnmal die Betten frisch bezogen und die Matratzen ebenso oft gesaugt hatte.
»Hier geht’s gleich rund. Die Ratten sollen mit dem Auspuff von Herrn Rudolfs Lastwagen vergast werden. Das dürfen wir uns doch nicht entgehen lassen«, sagte sie.
»Aha, alles klar. Ratten. Gut, dass wir im Dritten wohnen.«
Vor dem Block wimmelte es nur so von Leuten.
»Komm. Wir schnappen uns die Ratten. Allesamt!«
Kinder und Erwachsene rannten mit buttergelben Jutesäcken umher. Die Kunde dessen, was bevorstand, hatte sich schon verbreitet, sie erkannte Kinder und Erwachsene aus dem Block gegenüber. Er nahm sich lächelnd eine Scheibe Weißbrot mit Zervelatwurst und gekochtem Ei.
»Ich hätte eigentlich lieber einen Cognac-Soda als einen Kaffee«, sagte sie.
»Gute Idee«, sagte er. »Wir können doch beides haben. Das scheint ein richtig schöner Ausflug zu werden. Und du hast Zuckerzeug bekommen und du hast Scho-ko-lade , meine Süße. Aber …«
»Ich mixe uns schnell was«, sagte sie und ging mit den Gläsern hinaus.
Was, wenn sie es nie wieder genießen könnte? Als die Rechnung für das Guckloch mit der Post gekommen und an Helge Foss adressiert gewesen war, hatte sie es mit einem Witz abtun und behaupten können, der Verkäufer habe sich sicher verhört, als er die Quittung ausgefüllt hatte, und es komme ja trotz allem auf den Nachnamen an. Sie trank einen halben Cognac-Soda in einem Zug und füllte nach. Dann blieb sie ganz still stehen, um zu spüren, wie der Alkohol ihren Magen traf, und steckte sich eine Zigarette an. Jetzt traf er. Sie musste es an diesem Abend sagen. Bald. Am besten jetzt sofort.
Sie stellte die leere Seltersflasche in den Ausguss. Wenn sie eine Tiefkühltruhe hätten, hätte sie die Gläser mit Eiswürfeln krönen können. Wenn Toros neue Verkaufsoffensive für die Großküchen gelang, würden sie sich vielleicht eine Tiefkühltruhe leisten können. Aber wo sollte die stehen? Jetzt würden sie doch auch das kleine Schlafzimmer benutzen müssen. Sie hielt die Zigarette unter den Wasserhahn und warf sie in den Mülleimer, ihr war schlecht.
»Wunderbares Mädchen. Jetzt fehlt nur noch, dass du Brot bäckst. Aber wie gesagt, ich möchte lieber deine langen roten Nägel haben.«
»Uns fehlt wohl auch noch etwas anderes, mein Held.«
»Denkst du wieder an die Tiefkühltruhe? Ja, aber ich glaube schon, dass wir bis zum Jahresende genug zusammenkratzen können, um …«
»Ich denke an… ein Kind.«
»Ein Kind? Aber Peggy, wir …«
»Ich bin schwanger. Ich erbreche mich jeden Morgen, und meine Brüste tun weh. Deshalb konnte ich nicht … du weißt schon.«
»Aber großer Gott, stimmt
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