Ich werde dich so glücklich machen: Roman (German Edition)
sehen.
»Es interessiert mich nicht im Geringsten, wie gut Ihr Wasser ist«, sagte Frau Rudolf. »Das hier sind meine Treppen, meine und Frau Larsens. Ich weiß ja, dass Sie mich für eine Schlampe halten, aber ich putze immer erst nach dem Mittagessen, und wenn ich an der Reihe bin.«
Vielleicht würde ihr so ein Kleid auch passen, so übel sah sie ja eigentlich nicht aus. Aber natürlich eins in einer viel kleineren Größe.
»Ich halte Sie doch gar nicht für eine …«
»Aber warum müssen Sie ums Verrecken an allen möglichen anderen Orten putzen als dort, wo Sie das eben müssen?«
»Ich hatte nur gerade so gutes Wasser, ich wollte das nicht wegschütten«, sagte Frau Åsen.
Frau Rudolf musterte ihren krummen Rücken, den Abdruck des BH-Trägers, der sich ins Rückenfett bohrte.
»Sie können es doch einfach auskippen. Wasser ist Wasser. Oder vielleicht sollten Sie den Bürgersteig draußen putzen.«
»Den Bürgersteig putzen?«
»Ja. Der kann sicher auch ein bisschen gutes Wasser vertragen. Sie können zuerst putzen, und Ihr Mann kann danach mit Wasser nachspülen«, sagte Frau Rudolf und spürte die zusätzliche Irritation, die daraus entstand, dass sie ihr Gespräch mit einem wogenden Rücken führte, der die Treppe hinunter unterwegs war.
»Aber ich halte Sie wirklich nicht für eine …«
»Jetzt muss ich das Essen fertig machen. Und danach werde ich meine Treppe selber putzen«, sagte Frau Rudolf zu dem blaugemusterten Rücken, der langsam in Richtung Erdgeschoss verschwand. Es war unglaublich, mit wie viel Frechheit so manche Leute gesegnet waren. Als ob sie ihre beiden Treppen nicht selber rechtzeitig und zufriedenstellend putzen könnte.
Sie hörte Frau Åsen da unten übertrieben gründlich ihren Putzlappen ausspülen. Jetzt würde sie den Lappen fest um ihre Türmatte falten, und da würde er dann liegen und einige Stunden lang stolz und frisch gewaschen riechen, bis er Gott sei Dank wieder zu einem trockenen und ereignislosen Wischlappen würde.
Frau Rudolf sah ihren eigenen Wischlappen an, der als brauner, sandiger, verschmutzter Haufen auf der Fußmatte aus hellgrün geriffeltem Gummi lag. Sie zog wütend an ihrer Zigarette,
musste husten, schnippte die Asche von der Mentholzigarette diesmal auf ihre oberste Treppenstufe, blieb stehen und lauschte auf das Echo von Frau Åsens Eingangstür, die geöffnet und geschlossen wurde, ehe sie selbst zum Mittagessen zurückkehrte. Sie wollte weiße Soße zum Kohl machen. Owe liebte Schmorkohl mit Muskat zu seinen Frikadellen, er behauptete, eigentlich gar keine Kartoffeln zu brauchen, wenn er nur Schmorkohl bekam.
Frau Åsen hob die Klobrille und goss das schmutzige Putzwasser in die Toilettenschüssel, ließ aus dem Hahn in der Badewanne einen Spritzer Wasser in den Eimer laufen und schüttelte es im Eimer so heftig herum, dass der feine Sand hochgewirbelt wurde. Dann kippte sie auch dieses Wasser in die Toilettenschüssel und zog ab. Sie holte ein wenig mehr Wasser, diesmal warm, und goss es in die Toilettenschüssel, zusammen mit einem Spritzer Chlorin und etwas Ata, und machte sich dann mit der Klobürste ans Werk. Immer im Kreis nach unten und an den Seiten der Kloschüssel nach oben, dann am Rand entlang und unter dem Rand, so weit sie mit der Bürste kam.
Das warme Wasser machte die Bürste weich und biegsam. Frau Åsen riss großzügige Mengen von rosa Klopapier ab, feuchtete es unter dem Hahn im Waschbecken an und rieb damit am Rand des Porzellans entlang, drehte es um und rubbelte sich einmal um das Klo herum. Sie holte noch mehr Papier, feuchtete es an und wischte bis zum Spülkasten und unter der Brille. Was für eine Vorstellung, so früh zu Mittag zu essen. Das taten aber alle, die Kinder hatten. Sie bückte sich und schnupperte am Nylonfell, das sie um den Klodeckel gebunden hatte. Noch roch es nicht unangenehm, sie hatte es ja erst in der vergangenen Woche gewaschen. Die Schnur auf der Unterseite, mit der es festgebunden wurde, roch nach einer Weile, weil Egil
zum Pinkeln nicht immer die Brille hochklappte. Sie dachte an den Kohlgeruch aus Frau Rudolfs Wohnung, vielleicht machte die ja Kohlrouladen. Gute Idee, das würde sie auch bald kochen. Mit Preiselbeeren und weißer Soße mit Zwiebeln. Sie und Egil aßen immer zu den Fernsehnachrichten um halb acht mit den Tellern auf dem Schoß.
Im vergangenen Jahr zu Weihnachten hatte sie zwei Fernsehteller gekauft, viereckige Teller mit besonders hohem Rand und kleinen Stegen, die
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