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Ich will dir glauben

Ich will dir glauben

Titel: Ich will dir glauben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabetta Bucciarelli
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auszuüben.«
    Vergani: »Wenn es mir tatsächlich gelingt, einer Verurteilung zu entgehen, werde ich etwas Nützliches tun.«
    Funi: »Ist dein Beruf etwa nicht nützlich?«
    Vergani: »Doch, so kam mir es zumindest bisher immer vor. Aber das genügt nicht.«
    Funi: »Im Augenblick sieht es aber alles andere als danach aus. Du hattest den richtigen Riecher. Die Kreuze wurden alle in der Nähe von Orten oder Häusern errichtet, wo sich magersüchtige Mädchen aufhielten.«
    Vergani: »Glauben und Sehen sind recht ähnliche Dinge. Den eigenen Körper zu benutzen als Bestätigung, dass man existiert, ist eine Art, sich gegen die Welt aufzulehnen. Unter anderem, indem man sie ablehnt. Die Kreuze dienen dazu, darauf hinzuweisen.«
    Funi: »Ablehnen, zur Schau stellen, zerstören. Ich verstehe.«
    Vergani: »Könntest du mir noch einen letzten Gefallen tun?«
    Funi: »Sicher.«
    Vergani: »Angelo Fazi, weißt du noch, wer das ist?«
    Funi: »Der Junge, der nach dir im Präsidium gefragt hat?«
    Vergani: »Ja, genau der. Er ist in den 80er Jahren vermutlich hier in Mailand geboren. Sein Vater arbeitet bei einer Sicherheitsfirma, von seiner Mutter weiß ich nichts.«
    Funi: »Ich habe ihn mal hier aus dem Gebäude herauskommen sehen … Aber damals hast du alles abgestritten. Warum eigentlich?«
    Vergani: »Ich wollte nicht über ihn sprechen. Du musst mir jetzt ganz genau zuhören.«
    Funi: »Dann schieß los.«
    Vergani: »Such mir bitte seine Adresse heraus. Ich gehe davon aus, dass er in Mailand lebt. Ich habe es bereits im Internet versucht, aber er taucht in keinem Verzeichnis auf, und den Namen seines Vaters kenne ich nicht. Ich habe dir hier den Namen der Schule aufgeschrieben, in die er früher ging. Dort haben wir uns auch kennengelernt. 1994, wenn ich mich richtig erinnere.«
    Funi: »Hast du es schon mit der Telefonnummer versucht?«
    Vergani: »Ja, habe ich. Aber sie ist nicht vergeben. Vielleicht hast du die falsche notiert.«
    Funi: »Darf ich fragen, warum du nach ihm suchst?«
    Vergani: »Er hat eine wichtige Bedeutung in meinem Leben. Eine sehr wichtige.«
    Funi: »Ich werde das für dich erledigen.«
    Mit einem Gefühl der Bitterkeit verlässt er die Wohnung seiner ehemaligen Vorgesetzten. Er hatte sie umarmen wollen und es dann tatsächlich auch getan. Doch sie war nur dagestanden, die Arme hingen teilnahmslos am Körper herab. Sie hatte abgewartet, bis er fertig war. Und sich dann daran gemacht, ihr Kündigungsschreiben zu formulieren.

118
    »Ich werde Pferde züchten.« Corsari verstaut seine Sachen, die in dem schäbigen und unaufgeräumten Büro verstreut herumliegen, in einer Tasche.
    »Wenn du mich fragst, ist das eine etwas übereilte Entscheidung. Du lässt dich etwas zu sehr von deinen Gefühlen der vergangenen Wochen hinreißen.« Funi ist sich unschlüssig, ob er seinem Kollegen davon erzählen soll, dass noch eine zweite Person an Kündigung gedacht hatte.
    »Ich bin einfach verliebt, bis über beide Ohren. Und ich habe beschlossen, mit ihr zu gehen. Wo immer sie auch hinwill. Litauen, Rumänien, Russland. Ist mir egal. Wir leben nur einmal, und bisher habe ich immer defensiv gespielt. Aber jetzt greift Pietro an und setzt alles auf Risiko.«
    »Was sagt sie eigentlich dazu? Ich meine, das Mädchen …«
    »Alina? Sie weiß noch nichts davon. Heute Abend werde ich ihr die Neuigkeit feierlich überbringen.«
    Hilfe! Nur weg von hier. Aber Funi verkneift sich seinen Kommentar. Wenn Männer den Kopf verlieren, werden sie wieder zu Teenagern. Dann gewinnen die Emotionen die Oberhand, und nur die zählen noch. Ein weiteres Mal sagt er genau die gleichen Sätze wie eine Stunde zuvor: »Hast du es dir auch wirklich gut überlegt? Sollen wir nicht besser noch mal darüber sprechen?«
    »Nein, danke. Es wäre sinnlos, du würdest mich doch nicht umstimmen können. Etwas Geld habe ich zurückgelegt, einen zweiten Beruf habe ich auch gelernt. Dann werde ich eben Pferde züchten. Wenn ich ehrlich bin, war ich nie so wirklich überzeugt von meiner Arbeit als Polizist.« Nichts als die Wahrheit.
    »Ich schon«, widerspricht Funi aufs Heftigste. »Ich glaube an das, was ich tue, und bin stolz auf meinen Beruf.«
    Corsari hebt den Kopf. »Bravo, Funi. Das wusste ich schon immer, und das sieht man dir auch an.«

119
    Der Arzt hatte sie mental so sehr aus dem Gleichgewicht gebracht, dass es kein Zurück mehr gab. Er hatte ihnen die kleinste Hoffnung zunichtegemacht, die Aussicht auf Genesung so gut wie

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