Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ich will dir glauben

Ich will dir glauben

Titel: Ich will dir glauben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabetta Bucciarelli
Vom Netzwerk:
jemanden getötet habe. Daran ist nicht zu rütteln.«
    Michele Conti: »Du benutzt das falsche Wort. Schuldig ist jemand, der bewusst tötet, aus freien Stücken. Will das nicht in deinen Schädel hinein?«
    Maria Dolores Vergani: »Selbst wenn. Ich quittiere trotzdem den Dienst.«
    Michele Conti: »Darüber sprechen wir noch.«
    Maria Dolores Vergani: »Mein Entschluss steht fest. Ich treffe mich heute mit meinem Anwalt und übergebe ihm dann mein Kündigungsschreiben. Ihm und Funi. Ich wollte es dir nur rechtzeitig sagen, bevor du es aus den Zeitungen erfährst.«

116
    Der Lastwagen der Sizilianer entpuppt sich schließlich als Tempel der kulinarischen Genüsse, selbst wenn er von außen betrachtet eher einer fahrenden Kirche ähnelt. Die drei Kreuze sind nichts anderes als das Firmenlogo der Konditorei. Süßes Gebäck. Ein Dreigestirn aus Marzipan, Sahnetörtchen und Baiser.
    »Wir liefern einmal im Monat an Pina Maggi. Mein Sohn Anselmo lebt bei ihr, und deswegen versorgen wir die Menschen dort regelmäßig mit unseren süßen Leckereien.«
    »Und Ihr Sohn Anselmo kann nicht bei Ihnen leben?«
    »Herr Kommissar. Sie können sich vorstellen, dass ich nichts lieber täte, als ihn mit zu mir nach Hause zu nehmen. Aber er will lieber bei Pina im Norden bleiben.« Psychomotorische Unruhe, Schweißausbrüche aufgrund schlechten Gewissens oder aus Angst, die Polizei könnte ihn dazu verdonnern, seinen kranken Sohn mitzunehmen. »Der arme Junge ist schon so auf die Welt gekommen. Eine Behandlung nach der anderen haben wir ausprobiert. Ihn von einem Arzt zum nächsten geschleppt. Dann hat er Pina Maggi kennengelernt und wollte nicht mehr nach Hause zurück. Sie können sich vorstellen, wie meine Frau darauf reagiert hat. Gott sei gedankt, haben wir noch vier weitere Kinder. Aber er wird immer in unserem Herzen bleiben.«
    Dafür ist er aber aus den Augen , denkt Funi bei sich.
    »Kann ich dann gehen?«
    »Wohin denn?«
    »Nach Hause, wenn ich darf.«
    Und die Sizilianer ziehen ab, Pina Maggi und Anselmo im Schlepptau.
    Sie erwartet keine Sicherungsverwahrung im Gefängnis, auch keine andere vom Gesetz vorgesehene Maßnahme.

117
    »Ich bin da. Wie immer. An Ort und Stelle. Wollt ihr auf einen Kaffee raufkommen?« Es ist acht Uhr früh, sie sind pünktlich wie immer.
    Sie lehnen die Einladung ab, ich bin nicht wirklich interessant für sie. Geschweige denn attraktiv. Abgestanden. Sie scheren sich nicht darum, was ich mache, was ich denke oder sonst etwas. Doch der eigentliche Grund, warum sie meine Einladung ablehnen, ist ein ganz anderer. Zwei Minuten später steht Funi vor der Wohnungstür.
    Vergani: »Ciao.«
    Funi: »Ciao.«
    Vergani: »Dein Telefon war ausgeschaltet.«
    Funi: »Ja. Aber jetzt bin ich ja hier.«
    Vergani: »Warst du bei ihr?«
    Funi: »Ja.«
    Vergani: »Ich werde kündigen. Ich habe das Kündigungsschreiben noch nicht aufgesetzt, aber ich tue es noch heute.«
    Funi: »Was soll das sein, eine Epidemie?«
    Vergani: »Wie meinst du das?«
    Funi: »Corsari will uns auch verlassen.«
    Vergani: »Das ist doch mal eine gute Nachricht. Schade nur, dass er damit nicht ernst machen wird. Ich hingegen schon.«
    Funi: »Hast du es dir auch wirklich gut überlegt?«
    Vergani: »Nein. Aber wenn ich zu lange darüber nachdenke, dann wird nichts draus.«
    Funi: »Dann lass uns besser gemeinsam darüber sprechen.«
    Vergani: »Ich bin mit mir selbst unschlüssig.«
    Funi: »Ich verstehe nicht ganz.«
    Vergani: »Ich muss mich dem Offensichtlichen beugen. Ich habe weder Beweise gegen mich selbst noch gegen jemand anderen. Ich kann mir nicht vollkommen sicher sein, aus Notwehr gehandelt zu haben. Mein Erinnerungsvermögen reicht nicht aus, um von vornherein auszuschließen, seitens des Opfers angegriffen worden zu sein. In Anbetracht der vorliegenden Ermittlungsergebnisse und der Zeugenaussage des Mannes könnte ich mich also auch an den Gedanken gewöhnen, dass ich vielleicht tatsächlich so reagiert habe, weil ich mich selbst verteidigen wollte.«
    Funi: »Bravo, das ist doch ein gutes Zeichen. Endlich ist Schluss mit diesem Kontrollwahn.«
    Vergani: »Fakt bleibt jedoch, dass ich einen Menschen getötet habe. Und niemand kann ausschließen, dass sich diese Situation auf die eine oder andere Weise wiederholt. Nur, allein der Gedanke, dass dies jemals wieder passieren könnte, ist mir unerträglich.«
    Funi: »Dabei könnte dir ausgerechnet diese Erfahrung dabei helfen, deinen Beruf noch besser und bewusster

Weitere Kostenlose Bücher