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Idoru-Trilogie - Gibson, W: Idoru-Trilogie - Virtual Light/Idoru/All Tomorrow´s Parties

Idoru-Trilogie - Gibson, W: Idoru-Trilogie - Virtual Light/Idoru/All Tomorrow´s Parties

Titel: Idoru-Trilogie - Gibson, W: Idoru-Trilogie - Virtual Light/Idoru/All Tomorrow´s Parties Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Gibson
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Kaution raus, das haben sie gestern Abend jedenfalls gesagt. Ich wollte gerade zu euch, um euch das hier zu bringen.« Er zog ein Telefon aus der Tasche und gab es Yamasaki. »Sie hat diese Nummer. Aber ruf bloß nicht zu oft bei dir zu Hause an, hörst du?«
    »Zu Hause?«
    »In Japan.«
    Yamasaki blinzelte. »Nein. Ich verstehe …«
    »Ich weiß nicht, was sie angestellt hat, seit dieses verdammte Unwetter zugeschlagen hat, aber ich war zu beschäftigt, um mir große Gedanken drüber zu machen. Wir haben wieder Strom, aber ich hab immer noch einen Verletzten, den bis jetzt anscheinend noch niemand vermisst hat. Hab ihn Mittwoch morgen aus den Überresten eines Gewächshauses gefischt. Eigentlich direkt unter euch. Keine Ahnung, ob er mit dem Kopf aufgeschlagen ist oder was, aber er kommt immer mal kurz zu sich und wird dann wieder bewusstlos. Pulsschlag und Atmung und so sind okay, keine Knochenbrüche. Hat ’ne Schramme an der Seite, vielleicht von ’ner Kugel oder ’ner heißen Ladung …«
    »Sie wollen ihn nicht in Krankenhaus bringen?«
    »Nein«, sagte Fontaine, »das tun wir nur, wenn sie uns ausdrücklich drum bitten oder wenn sie sonst sterben. Viele von uns haben gute Gründe, nirgends hinzugehen, wo sie per Computer überprüft werden und so.«
    »Aha«, sagte Yamasaki taktvoll, wie er hoffte.

    »Ja, ›aha‹«, sagte Fontaine. »Wahrscheinlich haben ihn zuerst ein paar Kinder gefunden und ihm die Brieftasche geklaut, falls er eine hatte. Aber er ist ein großer, gesunder Bruder, und irgendwer wird ihn irgendwann mal erkennen. Lässt sich ja kaum vermeiden, bei diesem Bolzen in seinem Heini.«
    »Ja«, sagte Yamasaki, der die letzte Bemerkung nicht verstanden hatte, »und ich habe noch Ihre Pistole.«
    Fontaine schaute sich um. »Also, wenn du meinst, dass du sie nicht mehr brauchst, dann schmeiß sie einfach weg. Aber das Telefon muss ich irgendwann wiederhaben. Wie lange bleibst du eigentlich hier draußen?«
    »Ich … ich weiß nicht.« Und das stimmte.
    »Kommst du heute Nachmittag runter, um dir die Parade anzuschauen?«
    »Parade?«
    »Fünfzehnter November. Shapelys Geburtstag. Da gibt’s was zu sehen. ’ne Atmosphäre wie beim Mardi Gras. Viele von den Jüngeren ziehen sich aus, aber bei dem Wetter … ich weiß nicht. Na ja, wir sehen uns. Sag Skinner Hallo von mir.«
    »Hallo, ja«, sagte Yamasaki lächelnd, als Fontaine seines Weges ging, wobei der Regenbogen seiner gehäkelten Mütze über den Köpfen der Menge auf und ab wippte.
    Yamasaki ging zum Kaffeeverkäufer und dachte dabei an den Leichenzug und die tanzende, scharlachrote Gestalt mit der rot lackierten Flinte. Das Symbol von Shapelys Heimgang.
    Shapely war in Salt Lake City ermordet worden – geopfert, wie manche sagten. Seine sieben Mörder, schwer bewaffnete Fundamentalisten, Mitglieder einer weißen, rassistischen Sekte, die in den Monaten nach dem Anschlag auf dem Flughafen in den Untergrund getrieben worden war, saßen immer noch in Utah im Gefängnis, obwohl zwei von ihnen später an AIDS gestorben waren, das sie sich
wahrscheinlich im Gefängnis geholt hatten; sie hatten sich standhaft geweigert, sich die auf Shapelys Namen patentierte Virusart injizieren zu lassen.
    Sie hatten während des Prozesses geschwiegen, und ihr Anführer hatte nur erklärt, die Krankheit sei Gottes Rache an den Sündern und den Unreinen. Es waren hagere Männer mit rasierten Schädeln und leeren, unerbittlichen Augen, Gottes Schützen, und als die würden sie für immer in die Geschichte eingehen.
    Aber Shapely war bei seinem Tod sehr reich gewesen, dachte Yamasaki, während er sich in der Kaffeeschlange anstellte. Vielleicht war er sogar glücklich gewesen. Er hatte gesehen, wie das Produkt seines Blutes der Dunkelheit Einhalt gebot und sie zurückdrängte. Jetzt gingen andere Seuchen um, aber der Lebendimpfstoff, der aus Shapelys Variante gezüchtet worden war, hatte unzählige Millionen gerettet.
    Yamasaki schwor sich, dass er bei Shapelys Geburtstagsparade dabei sein würde. Er würde daran denken, sein Notebook mitzubringen.
    Er stand im Duft frisch gemahlenen Kaffees und wartete, bis er an der Reihe war.

idoru

1 TODESWÜRFEL K
    Nach Slitscan erfuhr Laney durch Rydell, den Wachmann, der im Chateau Nachtdienst hatte, von einem anderen Job. Rydell war ein großer, ruhiger Bursche aus Tennessee mit einem traurigen, schüchternen Grinsen, einer billigen Sonnenbrille und einem Walkie-Talkie, das ihm fest ins Ohr geschraubt

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