Idoru-Trilogie - Gibson, W: Idoru-Trilogie - Virtual Light/Idoru/All Tomorrow´s Parties
Sunflower, oder wie immer das hieß. Und sie erklärte Pursley immer wieder, die Sache sei Dynamit, weil sie diesen verdammten Cody Harwood damit in Verbindung bringen könnten, wenn sie ihre Karten richtig ausspielten, und das geschähe ihm endlich mal recht, diesem Hundesohn.
Rydell hatte noch keine Gelegenheit gehabt, das Zeug in der Brille zu sehen.
»Mr Pursley?« Rydell schob sich zu ihm hinüber.
»Ja, Berry?«
»Was passiert jetzt?«
»Nun«, sagte Pursley und zupfte an der Haut unter seiner Nase, »Sie und Ihre beiden Freunde hier werden gleich verhaftet und in polizeilichen Gewahrsam genommen. «
»Wirklich?«
Pursley warf einen Blick auf seine große goldene Uhr. Sie war ums Zifferblatt herum mit Diamanten besetzt und hatte einen großen Türkisklunker auf jeder Seite. »In ungefähr fünf Minuten. Wir organisieren gerade die erste Pressekonferenz für sechs Uhr. Ist Ihnen das recht, oder möchten Sie lieber erst was essen? Wir können Ihnen von einer Lieferfirma was bringen lassen.«
»Aber wir werden doch verhaftet.«
»Kaution, Berry. Schon mal was von Kaution gehört? Morgen früh seid ihr alle wieder draußen.« Pursley strahlte ihn an.
»Wird es gut für uns ausgehen, Mr Pursley?«
»Berry«, sagte Pursley, »Sie sind in Schwierigkeiten, mein Sohn. Ein Cop. Und obendrein ein ehrlicher Cop. In Schwierigkeiten. Sie stecken tief, spektakulär, und bitte, ich muss das mal sagen, absolut heldenhaft in der Scheiße.« Er klopfte Rydell auf die Schulter. » Cops in Schwierigkeiten ist für Sie da, mein Junge, und lassen Sie mich Ihnen versichern, wir werden alle unser Bestes tun, damit es sogar ganz prächtig für Sie ausgeht.«
Chevette sagte, Knast sei ihr auch recht, aber ob sie wohl mal jemanden namens Fontaine in San Francisco anrufen dürfe?
»Du kannst anrufen, wen du willst, Schätzchen«, sagte Karen und tupfte Chevettes Augen mit einem Papiertaschentuch ab. »Sie werden alles aufzeichnen, aber wir kriegen auch eine Kopie. Wie hieß noch gleich dein Freund, dieser Schwarze, der erschossen wurde?«
»Sammy Sal«, sagte Chevette.
Karen sah Pursley an. »Ich finde, wir sollten uns Jackson Cale holen«, sagte sie. Rydell fragte sich, wozu, denn Jackson Cale war dieser neue junge Schwarze, der in Fernsehfilmen mitspielte.
Dann kam Chevette rüber und umarmte ihn, drückte sich mit ihrem ganzen Körper an ihn und schaute unter ihrer ausgeflippten Frisur hervor irgendwie so zu ihm auf. Und es gefiel ihm, obwohl ihre Augen knallrot waren und ihre Nase lief.
39 FEIER AN EINEM GRAUEN TAG
Am Samstag, dem fünfzehnten November, dem Morgen nach seiner vierten Nacht bei Skinner, fuhr Yamasaki, angetan mit einer riesigen, umhangähnlichen, karierten Wolljacke, die viele Flickstellen aufwies und nach Kerzenwachs roch, mit dem gelben Lift nach unten, um mit den Artefakt-Händlern Geschäfte zu machen. Bei sich hatte er einen Pappkarton, der mehrere große, versteinerte Holzstücke, das linke Geweih eines Hirschs, fünfzehn CDs, einen viktorianischen Reklamebecher aus kanneliertem Porzellan mit den eingeprägten Lettern »OXO« und ein durch Feuchtigkeit aufgequollenes Exemplar der Columbia-Literaturgeschichte der Vereinigten Staaten enthielt.
Die Verkäufer waren gerade dabei, ihre Waren auszulegen. Der Morgen war eisengrau und klamm, und er war dankbar für die geliehene Jacke, deren Taschen mit einer Art Schlick aus altem Sägemehl und winzigen, namenlosen Dingen aus Metall gefüllt waren. Er war neugierig gewesen, wie man sich den Händlern auf korrekte Weise näherte, aber sie ergriffen die Initiative und scharten sich um ihn, wobei sie Skinners Namen auf den Lippen führten.
Das versteinerte Holz brachte den besten Preis, dann der Becher, dann acht von den CDs. Schließlich war alles weg, bis auf die Literaturgeschichte, die arg angeschimmelt war. Er legte sie auf einen Berg von Müll, und ihre blauen Deckel verzogen sich in der salzigen Luft. Mit den gefalteten Scheinen in der Hand ging er die alte Frau suchen, die Eier verkaufte. Außerdem brauchten sie Kaffee.
Er war bereits in Sichtweite des Ladens, in dem Kaffee geröstet und gemahlen wurde, als er Fontaine durch das morgendliche Gewühl auf sich zukommen sah. Er hatte den Kragen seines langen Tweedmantels gegen den Nebel hochgeschlagen.
»Wie geht’s dem alten Mann, Scooter?«
»Er fragt öfter hinter dem Mädchen …«
»Sie sitzt in L. A. im Gefängnis«, sagte Fontaine.
»Im Gefängnis?«
»Kommt heute Vormittag auf
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