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Idoru-Trilogie - Gibson, W: Idoru-Trilogie - Virtual Light/Idoru/All Tomorrow´s Parties

Idoru-Trilogie - Gibson, W: Idoru-Trilogie - Virtual Light/Idoru/All Tomorrow´s Parties

Titel: Idoru-Trilogie - Gibson, W: Idoru-Trilogie - Virtual Light/Idoru/All Tomorrow´s Parties Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Gibson
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beiden anfragten. Menschlich in jedem Detail, doch dann auch wieder nicht. Alles wahrscheinlich äußerst präzise, geradezu fanatisch genau, aber immer um die hohle Bewehrung der Prominenz herum zusammengestellt. Hier konnte er Prominenz sehen, nicht als ursprüngliche Substanz, wie Kathy sie sich
vorstellte, sondern als eine paradoxe Eigenschaft, die der Substanz der Welt innewohnte. Er sah, dass die von den Fans der Band angehäufte Datenmenge viel umfangreicher war als alles, was die Band selbst je hervorgebracht hatte. Und ihre eigentliche Kunst, die Musik und die Videos, war nur ein winziger Bruchteil davon.
    »Aber das hier gefällt mir am besten«, hörte Laney die Idoru sagen, und dann sah er Rez eine niedrige Bühne in irgendeinem vollen Club betreten; überall psychedelische koreanische Pinktöne, hypergesättigte Farben wie Comicversionen vom Fleisch tropischer Melonen. »Es geht um das, was wir empfinden.« Rez hob ein Mikrofon und begann, von neuen Seinsweisen zu sprechen, von etwas, was er »die alchimistische Heirat« nannte.
    Und irgendwo war Arleighs Hand auf seinem Arm, und ihre Stimme klang angespannt. »Laney? Tut mir leid. Wir brauchen Sie jetzt hier bei uns. Mr Kuwayama ist hier.«

34 CASINO
    Chia schaute zwischen den staubigen Jalousieleisten hindurch auf die Straße hinaus, wo es regnete. Das war das Werk der Idoru gewesen. Chia hatte es in Venedig noch nie regnen lassen, aber sie fand es gar nicht so schlecht. Es schien zu passen. Es war wie in Seattle.
    Die Idoru sagte, diese Wohnung sei ein Casino. Chia hatte welche im Fernsehen gesehen, aber die hatten keinerlei Ähnlichkeit mit dem hier gehabt. Es bestand aus ein paar kleinen Zimmern mit abblätternden Putzwänden und großen alten Möbeln mit goldenen Löwenfüßen. Alles mit Fraktalen ausgearbeitet, so dass man es beinahe riechen konnte. Es hätte staubig gerochen, dachte sie, und auch nach Parfüm. Chia hatte erst wenige dieser Module betreten, das Innere ihres Venedig, weil sie alle irgendwie unheimlich waren. Sie vermittelten ihr nicht das Gefühl, das sie auf den Straßen hatte.
    Zonas Kopf auf dem Tisch mit den Löwenfüßen gab so ein britzelndes Geräusch von sich. Sie hatte sich darauf reduziert, Zona: auf diese blaue Neon-Miniatur ihres Aztekenschädels, etwa von der Größe eines kleinen Apfels. Weil Chia ihr gesagt hatte, sie solle die Klappe halten und das Messer wegstecken. Und nun war sie stocksauer und vielleicht auch beleidigt, aber Chia hatte sich nicht anders zu helfen gewusst. Chia hatte hören wollen, was die Idoru zu sagen hatte, und Zonas Ich-bin-gefährlich-Theater störte sie dabei gründlich. Und es war ja auch bloß pures Theater, weil man einander nicht wirklich was tun konnte, wenn man geportet war. Nicht körperlich jedenfalls. Und es war
immer schon ein Problem mit Zona gewesen. Dieses ganze aufgeblasene Donnerwolken-Macho-Ding. Kelsey und die anderen pflegten sich darüber lustig zu machen, aber Zona konnte verbal so fies werden, dass sie es nur hinter ihrem Rücken taten. Chia hatte nie gewusst, was sie davon halten sollte; es war, als ob Zonas Persönlichkeit nicht so recht bei sich war, wenn sie so eine Show abzog.
    Jetzt redete Zona nicht, sondern gab nur hin und wieder das britzelnde Geräusch von sich, um Chia daran zu erinnern, dass sie noch anwesend und nach wie vor sauer war.
    Aber die Idoru sprach. Sie erklärte Chia die alte venezianische Bedeutung des Wortes casino . Das war kein riesiger Laden in einer Fußgängerzone, in den die Leute gingen, um zu spielen und sich Shows anzusehen, sondern es klang eher wie das, was Masahiko über die Liebeshotels gesagt hatte. Nämlich, dass die Leute Häuser hatten, in denen sie wohnten, aber in diese Casinos gingen, diese geheimen kleinen Wohnungen, die überall in der Stadt versteckt waren, um mit anderen zusammen zu sein. Allzu gemütlich hatten sie es da aber nicht gehabt, nach dieser hier zu schließen, obwohl die Idoru immer noch mehr Kerzen anzündete. Die Idoru sagte, sie liebe Kerzen.
    Die Idoru hatte jetzt die Frisur des Music Masters; damit sah sie aus wie ein Mädchen, das so tut, als wäre es ein Junge. Sein Mantel schien ihr auch zu gefallen, denn sie drehte sich immer wieder auf ihrem Absatz – seinem Absatz – , um den Saum nach außen zu kehren. »Ich habe so viele neue Orte gesehen«, sagte sie und lächelte Chia an, »so viele verschiedene Menschen und Dinge.«
    – Ich auch, aber …
    »Er hat mir gesagt, dass es so sein würde, aber

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