Idoru-Trilogie - Gibson, W: Idoru-Trilogie - Virtual Light/Idoru/All Tomorrow´s Parties
Laney? Was haben Sie gesehen?«
»Schnee«, sagte Laney und merkte zu seiner Überraschung, dass er errötete. »Berge … Aber ich glaube, das war nur ein Video, das Sie gemacht haben.«
»Wir ›machen‹ Reis Videos nicht«, sagte Kuwayama, »nicht im üblichen Sinn. Sie entspringen unmittelbar ihrer fortschreitenden Welterfahrung. Es sind ihre Träume, wenn Sie so wollen.«
»Sie träumen auch, nicht wahr, Mr Laney?«, sagte die Idoru. »Das ist Ihr Talent. Yamasaki sagt, es sei, als sähe man Gesichter in den Wolken, nur dass die Gesichter wirklich vorhanden sind. Ich kann die Wolkengesichter nicht sehen, aber Kuwayama-san meint, dass ich eines Tages dazu imstande sein werde. Es ist eine Frage der Plektik.«
Yamasaki sagt? »Ich versteh’s nicht«, sagte Laney, »ich kann’s einfach nur tun.«
»Ein außergewöhnliches Talent«, sagte Kuwayama. »Wir haben großes Glück. Und wir haben auch Glück mit Mr Yamasaki, der zwar für Mr Blackwell arbeitet, aber dennoch unvoreingenommen ist.«
»Mr Blackwell ist nicht sonderlich begeistert über Rez und …« Er nickte zu ihr hin. »Mr Blackwell wäre vielleicht nicht glücklich darüber, dass ich mit Ihnen spreche.«
»Blackwell liebt Rez auf seine Weise«, sagte sie. »Er macht sich Sorgen. Aber er begreift nicht, dass unsere Vereinigung bereits stattgefunden hat. Unsere ›Ehe‹ wird ein allmählicher, langer Prozess sein. Wir möchten schlicht und einfach zusammenwachsen. Wenn Blackwell und die anderen einsehen, dass unsere Vereinigung für uns beide das Beste ist, wird alles gut sein. Und Sie können das für uns bewerkstelligen, Mr Laney.«
»Ich?«
»Yamasaki hat uns erklärt, was Sie mit den Daten aus dem Archiv der Lo/Rez-Fans versuchen wollen«, sagte Kuwayama. »Aber diese Daten enthalten nichts oder nur sehr wenig über Rei. Wir schlagen vor, eine dritte Informationsebene hinzuzunehmen: Wir werden Rei dazuaddieren, und das Muster, das dann zutage tritt, wird ein Porträt ihrer Vereinigung sein.«
Aber du bist selber bloß Information, dachte Laney, während er sie ansah. Ein Unmenge Information, die durch Gott weiß wie viele Maschinen läuft. Doch die dunklen Augen erwiderten seinen Blick, und in ihnen stand etwas, was beinahe wie Hoffnung aussah. »Werden Sie es tun, Mr Laney? Werden Sie uns helfen?«
»Hören Sie«, sagte Laney, »ich arbeite hier nur. Ich werde es tun, wenn Yamasaki mir die Anweisung dazu gibt. Wenn er die Verantwortung übernimmt. Aber ich möchte, dass Sie mir was erklären, okay?«
»Was wollen Sie wissen?«, fragte Kuwayama.
»Worum geht es hier überhaupt?« Die Frage überraschte Laney, der nicht so recht gewusst hatte, was er eigentlich fragen wollte.
Kuwayamas sanfte Augen betrachteten ihn durch die randlosen Brillengläser. »Um die Zukunft, Mr Laney.«
»Die Zukunft?«
»Wissen Sie, dass unser Wort für ›Natur‹ eine relativ neue Schöpfung ist? Es ist kaum hundert Jahre alt. Wir haben nie eine pessimistische Einstellung zur Technologie entwickelt, Mr Laney. Sie ist ein Aspekt des Natürlichen, der Einheit aller Dinge. Durch unsere Anstrengungen perfektioniert sich diese Einheit selbst.« Kuwayama lächelte. »Und die populäre Kultur«, sagte er, »ist der Prüfstand unserer Zukunft. «
Arleigh machte besseren Espresso als Shannon. Laney, der hinten in dem grünen Van auf Schnipseln aufplatzender Luftpolsterfolie hockte, beobachtete Yamasaki über den Rand eines Schaumstoffbechers mit einer frischen doppelten Portion hinweg. »Was denken Sie sich eigentlich dabei, Yamasaki? Wollen Sie, dass wir beide hinterher kleinere Schuhe tragen, oder was? Blackwell hat Spaß daran, Leuten die Hände auf Tische zu nageln, und da machen Sie irgendwelche Geschäfte mit der Idoru und deren Boss?« Laney hatte darauf bestanden, dass sie hier hinten einstiegen, um sich ungestört mit ihm unterhalten zu können. Yamasaki hockte ihm zwinkernd gegenüber.
»Ich bin nicht derjenige, der Geschäfte macht«, sagte Yamasaki. »Rez und Rei Toei sind jetzt nahezu ununterbrochen in Kontakt, und dank kürzlich vorgenommener Verbesserungen hat sie einen Grad von Freiheit. Rez hat sie in all die Daten hineingelassen, auf die Sie anfangs zuzugreifen versucht haben. Das hat er getan, ohne Blackwell davon in Kenntnis zu setzen.« Er zuckte die Achseln. »Jetzt hat sie
auch Zugang zu Fandaten. Und was sie vorschlagen, könnte uns durchaus erlauben, die Sache zu Ende zu bringen. Blackwell ist mehr denn je davon überzeugt, dass es
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