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Idoru-Trilogie - Gibson, W: Idoru-Trilogie - Virtual Light/Idoru/All Tomorrow´s Parties

Idoru-Trilogie - Gibson, W: Idoru-Trilogie - Virtual Light/Idoru/All Tomorrow´s Parties

Titel: Idoru-Trilogie - Gibson, W: Idoru-Trilogie - Virtual Light/Idoru/All Tomorrow´s Parties Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Gibson
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ich hatte wirklich keine Ahnung.« Eine Drehung. »Jetzt, wo ich all das gesehen habe, bin ich so viel mehr … Ist es für dich auch so, wenn du reist?«

    Der Totenkopf sandte einen blauen Lichtimpuls aus und machte ein Geräusch wie ein kurzer, scharfer Furz. »Zona!«, zischte Chia. Dann sagte sie hastig zu der Idoru: »Ich bin noch nicht viel gereist, und bis jetzt gefällt’s mir nicht, glaube ich. Aber eigentlich sind wir nur hergekommen, um rauszufinden, was du bist, weil wir’s nicht wussten; du bist nämlich in meiner Software und vielleicht auch in Zonas Site, und das stört sie, weil die eigentlich geheim sein soll.«
    »Das Land mit dem schönen Himmel?«
    »Ja«, sagte Chia, »du solltest da eigentlich gar nicht reinkommen, außer wenn sie dich einlädt.«
    »Das wusste ich nicht. Es tut mir leid.« Die Idoru machte ein trauriges Gesicht. »Ich dachte, ich könnte überallhin – außer dorthin, wo du herkommst.«
    »Nach Seattle?«
    »Ins Bienenhaus der Träume«, sagte die Idoru. »Fenster, die sich gegen den Himmel häufen. Ich kann die Bilder sehen, aber es gibt keinen Weg dorthin. Ich weiß, dass ihr von dort kommt, aber dieses Dort … ist nicht da!«
    »Die Ummauerte Stadt?« Es musste so sein, denn von dort waren Zona und sie vorhin gekommen. »Wir sind bloß durchgeportet. Zona ist in Mexico City, und ich bin hier im Hotel, okay? Und wir müssen jetzt wirklich zurück, weil ich nicht weiß, was da vor sich geht …«
    Der blaue Schädel dehnte sich aus und wurde wieder zonamäßig, grimmig und mürrisch. »Das erste vernünftige Wort, das ich von dir höre. Warum redest du mit diesem Ding? Sie ist nichts, bloß eine teurere Version deines Spielzeugs, das sie gestohlen und übernommen hat. Jetzt, wo ich sie gesehen habe, kann ich nur finden, dass Rez verrückt ist und einer jämmerlichen Täuschung unterliegt …«
    »Aber er ist nicht verrückt«, widersprach die Idoru, »so empfinden wir beide nun einmal. Er hat mir erklärt, dass wir auf Unverständnis stoßen werden, jedenfalls zu Anfang,
und dass es Widerstand und Feindseligkeit geben wird. Aber wir wollen niemandem etwas Böses, und er glaubt, dass unserer Vereinigung am Ende nur Gutes entspringen kann.«
    »Du synthetisches Miststück«, sagte Zona, »glaubst du, wir merken nicht, was du tust? Du bist nicht real! Du bist so wenig real wie diese Imitation einer versunkenen Stadt! Du bist ein künstliches Etwas und willst ihm alles Reale aussaugen!« Chia sah, wie sich die Gewitterwolke und die Aura aufzubauen begannen. »Dieses Mädchen hat den Ozean überquert, um dir auf die Schliche zu kommen, und jetzt ist ihr Leben in Gefahr, und sie ist zu dumm, um zu begreifen, dass du der Grund dafür bist!«
    Die Idoru sah Chia an. »Dein Leben?«
    Chia musste schlucken. »Kann sein«, sagte sie. »Ich weiß nicht. Ich hab Angst.«
    Und die Idoru lief wie eine namenlose Farbe aus Chias Music Master heraus und war weg. Der Music Master stand mit unergründlicher Miene im Schein der zwanzig Kerzen. »Verzeihung«, sagte er, »aber worüber haben wir gerade gesprochen? «
    »Über gar nichts«, sagte Chia, und dann wurde ihr die Datenbrille abgenommen, der Music Master, das Zimmer in Venedig und Zona verschwanden mit ihr, und an zwei Fingern der Hand, die die Brille hielt, steckten goldene Ringe, und jeder Ring war durch ein eigenes feines Kettchen mit dem massiven Armband einer goldenen Uhr verbunden. Blasse Augen schauten in ihre.
    Eddie lächelte.
    Chia holte Luft, um zu schreien, und eine andere Hand – nicht die von Eddie, sondern groß und weiß, mit einem Geruch nach metallischem Parfüm – legte sich ihr über Mund und Nase. Und eine Hand auf ihrer Schulter drückte sie nieder, als Eddie zurücktrat und die Brille auf den weißen Teppich fallen ließ.

    Eddie hielt ihren Blick fest, hob einen Finger an die Lippen, lächelte und machte »scht«. Dann trat er beiseite und wandte sich ab, so dass Chia Masahiko auf dem Fußboden sitzen sah. Er hatte die schwarzen Schalen über den Augen, und seine Finger bewegten sich in den Fingersets.
    Eddie zog etwas Schwarzes aus seiner Tasche und war mit zwei lautlosen, übertriebenen Schritten bei Masahiko. Er machte etwas an dem schwarzen Ding und bückte sich damit. Sie sah, wie es Masahikos Hals berührte.
    Masahikos Muskeln schienen sich alle zugleich zusammenzukrampfen, seine Beine streckten sich und warfen ihn zur Seite, und er blieb zuckend und mit offenem Mund auf dem weißen Teppich liegen.

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