Idoru-Trilogie - Gibson, W: Idoru-Trilogie - Virtual Light/Idoru/All Tomorrow´s Parties
eine Verschwörung gibt. Der Überfall im Nightclub …«
»Bei dem es worum ging?«
»Ich weiß es nicht. Um einen Entführungsversuch? Vielleicht wollten sie Rez etwas antun? Oder die Peripherie der Idoru entwenden? Er ist jedenfalls mit erstaunlicher Ungeschicklichkeit ausgeführt worden, aber Blackwell sagt, das ist Merkmal des Kombinats … Ist ›Merkmal‹ das richtige Wort?«
»Keine Ahnung«, sagte Laney. »›Kennzeichen‹?«
»Sie glauben doch nicht, dass Blackwell uns die Zehen abschneidet, wenn wir das tun?«
»Nein. Wir sind bei einer Lo/Rez-Briefkastenfirma angestellt …«
»Paragon-Asia?«
»… aber Blackwell bei der Lo/Rez-Handelsgesellschaft. Wenn Rez uns etwas befiehlt, dann müssen wir es tun.«
»Auch wenn Blackwell meint, dass es Rez’ Sicherheit gefährdet? «
Yamasaki zuckte die Achseln. An seiner Schulter vorbei sah Laney durch das Heckfenster des Vans, wie Shannon das graue Modul vor sich herschob, das sie hinten aus Kuwayamas Landrover ausgeladen hatten. Es war doppelt so groß wie die schwarzen, die Arleigh benutzte.
Er sah zu, wie Shannon es an den orangefarbenen Absperrungen vorbeischob.
36 MARYALICE
»Nix brüllen, bitte«, sagte derjenige, der sie festhielt, und nahm dann die Hand von ihrem Mund.
»Wo ist es?« Eddies blasse Augen.
»Da«, sagte Chia und zeigte hin. Sie konnte den ausgefransten, blaugelben Plastikrand aus ihrer offenen Tasche ragen sehen. Dann sah sie, dass Maryalice zusammengerollt auf dem pinkfarbenen Bett schlief; sie trug noch ihre hochhackigen Schuhe und hatte das Gesicht in ein Kissen gekuschelt. Das Oberteil des kleinen Kühlschranks war von leeren Minifläschchen bedeckt.
Eddie zog einen schwarzgoldenen Kuli aus seiner Jacke und ging zu der Tasche. Er beugte sich über sie, benutzte den Stift als Sonde und schob das Plastik beiseite, um etwas sehen zu können. »Da ist es«, sagte er.
»Ist da?« Die andere Hand hielt noch immer Chias Schulter nieder, so dass sie auf dem Teppich sitzen blieb.
»Das hier ist es«, sagte Eddie.
»Sitzen bleiben.« Die Hand wich von ihrer Schulter, und der Mann, der hinter ihr gekniet haben musste, stand auf, ging zu Eddie hinüber und schaute in Chias Tasche. Er war größer und trug einen hellbraunen Anzug und schicke Cowboystiefel. Ein grobknochiges Gesicht, blondere Haare als Eddie, ein rötliches, sichelförmiges Muttermal hoch oben an seinem rechten Wangenknochen. »Woher du willst so genau wissen?«
»Herrgott nochmal, Jewgeni …«
Der Mann in dem hellbraunen Anzug richtete sich auf, sah Maryalice an und bückte sich, um ihr das Kissen vom
Gesicht zu ziehen. »Wieso deine Frau schläft auf Bett in diese Zimmer, Eddie?«
Eddie sah, dass es Maryalice war. »Scheiße«, sagte er.
»Du sagst uns, Mädchen und deine Frau, ist ›zufällig‹. Du sagst uns, sie treffen in Flugzeug, ist reiner Zufall . Ist Zufall , deine Frau ist hier? Wir nicht mögen Zufall.«
Eddie schaute von Maryalice zu dem Mann – er musste Russe sein – und dann zu Chia. »Was, zum Teufel , macht dieses Miststück hier?« Als könnte es nur Chias Schuld sein.
»Sie hat uns gefunden«, sagte Chia. »Sie hat gesagt, sie kennt jemand von dem Taxiunternehmen.«
»Nein«, sagte der Russe, » wir kennen jemand von Taxiunternehmen. Ist zu viel Zufall.«
»Wir haben es, okay?«, sagte Eddie. »Warum willst du die Dinge komplizieren?«
Der Russe rieb sich die Wange, als könnte er das Muttermal abrubbeln. »Bitte überlegen«, sagte er, »wir dir geben Isotop. Willst du wissen, ist Isotop, kannst du testen. Du gibst uns das.« Er stieß Chias Tasche mit der scharfen Spitze seines Cowboystiefels an. »Woher wir sollen wissen? «
»Jewgeni«, sagte Eddie sehr ruhig, »dir muss doch klar sein, dass solche Geschäfte eine gewisse Vertrauensbasis voraussetzen.«
Der Russe dachte darüber nach. »Nein«, sagte er, »Basis nicht gut. Unsere Leute verfolgen diese Mädchen zu große Rockerband, riesige Unternehmensstruktur. Für was arbeitet sie, Eddie? Heute Abend wir schicken Leute, mit ihnen zu reden, fallen sie über uns her wie Scheiß-Wölfe. Vermisse ich immer noch einen Mann.«
»Ich arbeite nicht für Lo/Rez!«, rief Chia. »Ich bin bloß im Club! Maryalice hat mir dieses Ding in die Tasche gesteckt, als ich im Flugzeug geschlafen hab!«
Masahiko stöhnte, seufzte und schien wieder wegzutreten. Eddie hatte noch immer die Betäubungspistole in der
Hand. »Na, noch ’ne Ladung gefällig?«, fragte er Masahiko hypernervös und
Weitere Kostenlose Bücher