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Idoru-Trilogie - Gibson, W: Idoru-Trilogie - Virtual Light/Idoru/All Tomorrow´s Parties

Idoru-Trilogie - Gibson, W: Idoru-Trilogie - Virtual Light/Idoru/All Tomorrow´s Parties

Titel: Idoru-Trilogie - Gibson, W: Idoru-Trilogie - Virtual Light/Idoru/All Tomorrow´s Parties Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Gibson
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wütend.
    »Eddie«, sagte Maryalice vom Bett her, »du undankbares Stück Scheiße …« Sie setzte sich mit ihrem Feuerzeug in beiden Händen am Bettrand auf und richtete es direkt auf Eddie.
    Eddie erstarrte. Man konnte sehen, wie ihn etwas durchlief und ihn erstarren ließ.
    »Prima Basis«, sagte der Russe.
    »Du lieber Himmel, Maryalice«, sagte Eddie, »wo hast du denn das Ding her? Hast du ’ne Ahnung, wie illegal das hier ist?«
    »Von ’nem kleinen Russen«, sagte sie. »Austrittslöcher so groß wie ’ne Grapefruit …« Maryalice klang eigentlich nicht betrunken, aber etwas an dem Ausdruck in ihren geröteten Augen sagte Chia, dass sie es war. Auf eine höchst furchterregende Weise. »Glaubst du, du kannst die Menschen einfach so benutzen, Eddie? Sie benutzen und wegwerfen?« Sie zog sich mit der Spitze eines Schuhs den anderen aus, dann mit dem Zeh den ersten Schuh. Sie stand in ihren Strümpfen auf und schwankte dabei nur ein kleines bisschen, aber das pistolenförmige Feuerzeug blieb von ihrer Schulter aus kerzengerade nach vorn gerichtet, wie es die Cops im Fernsehen machten.
    Eddie hatte noch immer die Betäubungspistole in der Hand. »Sag ihm, er soll das schwarze Ding wegwerfen, Maryalice! «, drängte Chia.
    »Fallen lassen«, sagte Maryalice, und es schien ihr Spaß zu machen, etwas zu sagen, was sie ihr ganzes Leben lang Leute im Fernsehen hatte sagen hören; jetzt konnte sie es endlich mal selber sagen, und zwar im Ernst. Eddie ließ es fallen. »Jetzt stoß es weg.«
    Das ist die andere Hälfte des Spruchs, dachte Chia.
    Die Betäubungspistole landete ein paar Zentimeter von Chias Knie entfernt, neben ihrer Brille, die verkehrt herum
auf dem Teppich lag und immer noch mit ihrem Sandbenders verbunden war. Sie konnte die beiden flachen Rechtecke auf den opaken Linsenflächen sehen, bei denen es sich um simple Videoteile handelte; wenn Zona in Chias System-Software ging und sie aktivierte, würde sie eine Weitwinkelaufnahme von Maryalices Strümpfen, Eddies Schuhen, den Cowboystiefeln des Russen und vielleicht Masahikos Schläfe zu sehen kriegen.
    »Du Scheißkerl«, sagte Maryalice, »du undankbarer. Los, ins Badezimmer.« Sie kam herum, so dass das Feuerzeug auf Eddie und den Russen zeigte, aber mit der offenen Badezimmertür hinter ihnen.
    »Ich weiß, du bist sauer …«
    »Scheißkerl. Scheiße gehört ins Klo, Eddie. Ab ins Badezimmer. «
    Eddie trat einen Schritt zurück, die Hände zu einer Geste erhoben, die seiner Ansicht nach wahrscheinlich wie ein Appell an Vernunft und klares Denken aussah. Der Russe trat ebenfalls einen Schritt zurück.
    »Sieben verdammte Jahre«, sagte Maryalice. »Sieben. Du warst ein Scheiß-Niemand, als ich dich kennengelernt hab. Gott, du und dein großkotziges Geschwätz vom Aufstieg in die besseren Kreise. Du machst mich krank. Wer hat die Scheiß-Miete bezahlt? Und das Essen? Wer hat dir deine beschissenen Klamotten gekauft, du eitles Stück Scheiße? Du und dein Aufstieg in die besseren Kreise und dein Image und dass du ein kleineres Scheiß-Telefon haben musst als dieser und jener, und zwar nur deshalb, Honey, weil du ganz sicher keinen größeren Schwanz hast!« Maryalices Hände zitterten jetzt, aber gerade nur so viel, dass das Feuerzeug noch gefährlicher wirkte.
    »Maryalice«, sagte Eddie, »du weißt, ich bin mir im Klaren, was du alles für mich getan hast, was du zu meiner Karriere beigetragen hast. Das vergesse ich nie, Baby, glaub mir, keine Sekunde, und das ist alles ein Missverständnis,
Baby, nur ’ne holprige Stelle auf der Straße des Lebens, und wenn du bloß diese verdammte Knarre weglegen und ’n schönes Glas trinken würdest wie ein zivilisierter Mensch …«
    »Halt dein beschissenes Maul!«, schrie Maryalice aus vollem Halse, und die Worte gingen alle ineinander über.
    Eddies Mund klappte zu wie bei einer Marionette.
    »Sieben verdammte Jahre«, sagte Maryalice, und es klang wie eine kindliche Beschwörungsformel, »sieben verdammte Jahre, und zwei davon hier, Eddie, und dann diese ewige beschissene Hin – und Herfliegerei für dich, Eddie. Und immer so hell hier …« Tränen kamen und verschmierten Maryalices Make-up. »Überall. Ich konnte nicht schlafen wegen dem ganzen Licht, wie ein Nebel über der Stadt … Los, ins Badezimmer. « Maryalice trat einen Schritt vor, Eddie und der Russe traten einen zurück.
    Chia streckte die Hand aus und hob die Betäubungspistole auf. Sie wusste nicht genau, warum. Das Ding hatte an

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