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Idoru-Trilogie - Gibson, W: Idoru-Trilogie - Virtual Light/Idoru/All Tomorrow´s Parties

Idoru-Trilogie - Gibson, W: Idoru-Trilogie - Virtual Light/Idoru/All Tomorrow´s Parties

Titel: Idoru-Trilogie - Gibson, W: Idoru-Trilogie - Virtual Light/Idoru/All Tomorrow´s Parties Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Gibson
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bewegen. Er hatte gehört, dass man so etwas als »intelligentes Material« bezeichnete. Die Flecken glitten zu dem Tag, wie künstlerisch wertvoll das abstrakte Gekrakel auch war, das man drangesprüht hatte, um Lehnstreue zu erklären, sein Territorium zu markieren oder Rache zu schwören (Durius hatte die Dinger lesen und eine Geschichte daraus konstruieren können), und fraßen es auf. In Wirklichkeit konnte man die Krabbenbeine nicht laufen sehen. Sie schmiegten sich einfach irgendwie an das Tag an, worauf dieses sich allmählich auflöste und immer unschärfer wurde, weil die Farbmoleküle ins Blau der Lucky-Dragon-Graffitifresser gesaugt wurden.
    Einmal waren dann irgendwelche Typen mit einem intelligenten Tag angekommen, einer Art Sticker, den sie irgendwie an die Wand gepappt hatten, obwohl weder Rydell noch Durius je rausbekamen, wie ihnen das gelungen war, ohne gesehen zu werden. Durius meinte, sie hätten es vielleicht von weitem rübergeschossen. Es war das Tag einer Gang, die sich Chupacabras nannte, ein furchterregend stacheliges Ding in Schwarz und Rot, insektoid, bedrohlich und irgendwie schön, fand Rydell — aufregend schön. Er hatte das Tag schon im Laden gesehen, als Tattoo. Die Kids, die damit herumliefen, hatten eine Vorliebe für diese Kontaktlinsen, mit denen man Schlangenpupillen bekam. Als die Graffitifresser jedoch auf das Tag losgingen, bewegte es sich.
    Sie rückten gegen es vor, und es spürte sie und wich zurück. So langsam, dass man es fast nicht sehen konnte, aber
es bewegte sich. Dann setzten die Graffitifresser ihm wieder nach. Durius und Rydell sahen in der ersten Nacht, wie es bis ganz auf die Rückseite des Ladens wanderte. Am Ende ihrer Schicht war es schon wieder auf dem Weg nach vorne.
    In der nächsten Schicht war es immer noch da, und ein paar normale Sprühdosen-Tags dazu. Die Graffitifresser waren vollkommen auf das intelligente Tag fixiert und vernachlässigten ihre eigentliche Aufgabe. Durius machte Mr Park darauf aufmerksam, dem es nicht gefiel, dass sie es ihm nicht schon früher gesagt hatten. Rydell zeigte ihm, wo sie es bei Arbeitsschluss in den Schichtbericht eingetragen hatten, aber das machte Mr Park nur noch saurer.
    Ungefähr eine Stunde später kamen zwei Männer in weißen Tyvek-Overalls mit einem anonymen, antiseptischen weißen Van angerauscht und gingen an die Arbeit. Rydell hätte gern zugeschaut, wie sie das intelligente Tag entfernten, aber in dieser Nacht gab es eine ganze Reihe Ladendiebstähle, und er bekam nicht zu sehen, was sie damit anstellten. Sie benutzten weder Schaber noch Lösungsmittel, das wusste er. Sie arbeiteten mit einem Notebook und ein paar Klebesonden. Im Grunde reprogrammierten sie das Ding vermutlich und pfuschten an seinem Code herum, und als sie fort waren, kamen die Graffitifresser wieder an und schlabberten die neueste Chupacabra-Ikonografie auf.
    Der Lucky Dragon bei der Brücke war glatt und weiß wie ein neuer Porzellanteller, sah Rydell, als er sich ihm näherte. Er wirkte wie ein Stück eines anderen Traums, das hier auf die Erde gefallen war. Der Zufahrt zur Brücke haftete eine merkwürdige, ungeplante Dramatik an, und Rydell überlegte, ob es in Singapur wohl viele Meetings zu der Frage gegeben hatte, ob man diese Einheit hier hinstellen sollte oder nicht. Lucky Dragon besaß einige Läden auf erstklassigem Touristengelände, wie Rydell von der Global Interactive Video-Säule in L. A. wusste; einen in der Einkaufspassage
unter dem Roten Platz, die schicke Niederlassung am Ku-Damm in Berlin, den Riesenladen am Piccadilly Circus in London, aber einen an dieser Stelle zu platzieren, war in seinen Augen schon seltsam oder beruhte zumindest auf einer seltsamen Überlegung.
    Die Brücke war ein zweifelhafter Ort, zwar einigermaßen ungefährlich, aber nicht »touristensicher«.
    Natürlich gab es Touristen, die hier herumliefen, sogar viele, besonders auf dieser Seite der Brücke, aber es gab weder Touren noch Führer. Wenn man hinging, dann auf eigene Faust. Chevette hatte ihm mit ausgesprochen deutlichen Worten erzählt, wie sie Wanderprediger, die Heilsarmee und alle anderen organisierten Vereine verscheucht hatten. Rydell vermutete, dass die ungeregelten Zustände nicht unwesentlich zur Anziehungskraft der Brücke beitrugen.
    Sie war eine »autonome Zone«, wie Durius es nannte. Er hatte Rydell erzählt, dass der Sunset Strip auch mal so angefangen hatte, als ein Ort zwischen den Polizeibezirken, und dass dies

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