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Idoru-Trilogie - Gibson, W: Idoru-Trilogie - Virtual Light/Idoru/All Tomorrow´s Parties

Idoru-Trilogie - Gibson, W: Idoru-Trilogie - Virtual Light/Idoru/All Tomorrow´s Parties

Titel: Idoru-Trilogie - Gibson, W: Idoru-Trilogie - Virtual Light/Idoru/All Tomorrow´s Parties Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Gibson
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sie einem ordentlich in den Arsch treten.
    Wo bleiben die bloß? Hunger jetzt, der Wind weht ihm Sand ins Gesicht, Regen.
    »Hast du dieses Mädchen gesehen?« ’n Weißer, Hollywood-Typ, Gesicht dunkel angemalt, wie sie’s an der Küste machen. Klamotten von jemand, der Zeit hat, drüber nachzudenken, was er anzieht, wenn er hierherkommt, alles grade richtig abgetragen. Lederjacke, als hätt er seinen alten Flieger gleich um die Ecke. Blue-Jeans. Schwarzes T.
    Also er, Boomzilla, er würd’ kotzen, wenn jemand ihn in so ’nen Müll stecken wollte. Boomzilla weiß, was er anzieht, wenn er mal ganz oben ist.
    Boomzilla gafft auf den Printout, den ihm der Mann vor die Nase hält. Sieht die Bikerschnepfe, aber mit besseren Klamotten.
    Boomzilla blickt in das gefärbte Gesicht hinauf. Richtig hell, die blauen Augen da drin. Etwas sagt: kalt. Etwas sagt: Verarsch mich nicht.

    Boomzilla denkt. Der hat kein’ Schimmer, dass es denen ihre Karre ist.
    »Sie ist verschwunden«, sagt der Mann.
    ’nen Dreck ist sie, denkt Boomzilla. »Nie gesehn.«
    Die Augen kommen ein bisschen näher. »Sie wird vermisst, verstehst du? Will ihr bloß helfen. Ein vermisstes Kind.«
    Er denkt: von wegen Kind; die Schnepfe ist so alt wie meine Mama.
    Boomzilla schüttelt den Kopf. Ganz ernst, nur ein bisschen, von links nach rechts. Heißt: nein.
    Die blauen Augen wenden sich ab, suchen nach jemand anderem, dem sie das Bild zeigen können; schwenken an der Karre vorbei. Null Check.
    Der Mann geht weg, zu einer Gruppe von Leuten vor einem Kaffeestand, das Bild in der Hand.
    Boomzilla schaut ihm nach.
    Er ist selbst ein vermisstes Kind, und das will er auch bleiben. Unbedingt.

21 PARAGON ASIA
    San Francisco und Los Angeles waren eher verschiedene Planeten als verschiedene Städte. Das hatte nichts mit den Unterschieden zwischen Nord- und Südkalifornien zu tun, sondern mit etwas, was an die Wurzeln reichte. Rydell erinnerte sich, dass er vor Jahren irgendwo mit einem Bier gehockt und sich die feierliche Trennung auf CNN angesehen hatte, und es hatte ihn schon damals nicht sonderlich beeindruckt. Aber der Unterschied, der war schon sehr interessant.
    Eine steife Bö trieb ihm Regen ins Gesicht, als er die Stockton Street zur Market Street hinunterging. Büromädels hielten ihre Röcke fest und lachten, und Rydell war auch zum Lachen zumute, aber damit war es vorbei, noch bevor er die Market überquert hatte und auf die 4 th Street eingebogen war.
    Hier hatte er Chevette kennengelernt, hier hatte sie gewohnt.
    Sie und Rydell hatten hier das Abenteuer erlebt, bei dem sie sich kennengelernt hatten und das sie schließlich nach L. A. geführt hatte.
    L. A. hatte ihr nicht gefallen, sagte er sich immer, aber er wusste, in Wahrheit lag es nicht daran, dass die Sache so gelaufen war.
    Sie waren beide dorthin gezogen, als Rydell mit der Medialisierung dessen beschäftigt war, was sie gerade zusammen durchgemacht hatten. Cops in Schwierigkeiten war interessiert. Cops in Schwierigkeiten war schon einmal an Rydell interessiert gewesen, damals in Knoxville.

    Damals – er kam gerade frisch von der Akademie – hatte er tödliche Gewalt gegen einen Drogenkonsumenten gebraucht, der versucht hatte, die Kinder seiner Freundin – der des Drogenkonsumenten — umzubringen. Die Freundin hatte daraufhin das Department, die Stadt und Rydell verklagen wollen, was Cops in Schwierigkeiten auf den Gedanken gebracht hatte, Rydell könnte vielleicht einen Beitrag wert sein. Deshalb hatten sie ihn nach Südkalifornien geflogen, wo ihre Produktionsfirma saß, und ihm einen Agenten und so weiter besorgt, aber dann war der Deal geplatzt, und er hatte einen Job als Fahrer einer bewaffneten Streife bei IntenSecure angenommen. Nachdem er es fertiggebracht hatte, auch von denen gefeuert zu werden, war er wieder nach Nordkalifornien gegangen und dort inoffiziell als freier Mitarbeiter für die dortige IntenSecure-Filiale tätig gewesen. Das hatte ihn in die Schwierigkeiten gebracht, denen er die Bekanntschaft mit Chevette Washington verdankte.
    Als Rydell daraufhin mit Chevette am Arm wieder in L. A. auftauchte und eine Geschichte zu erzählen hatte, spitzten sie bei Cops in Schwierigkeiten sofort die Ohren. Sie befanden sich gerade im Übergang in eine Phase, in der sie versuchten, einzelne Berichte zu Serien für Nischenmärkte auszubauen, und den Leuten von der Demografie gefiel es, dass Rydell männlich, nicht zu jung und nicht zu gebildet war und aus dem Süden stammte.

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