Idoru-Trilogie - Gibson, W: Idoru-Trilogie - Virtual Light/Idoru/All Tomorrow´s Parties
Folge dieser Serie aufzutreten. Nein, verbesserte sie sich, das war nicht fair, denn sie wusste, dass Rydell in Wirklichkeit am liebsten Cop geworden wäre, und ganz am Anfang, in Tennessee, war er ja auch einer gewesen. Aber es hatte nicht geklappt, und dann hatte es mit seiner Serienfolge auch nicht geklappt, geschweige denn mit der Mini-Serie, die sie eigentlich daraus machen wollten. Hauptsächlich deswegen nicht, vermutete sie, weil Tara-Mays Material die Leute von Cops in Schwierigkeiten davon überzeugt hatte, dass Rydell im Fernsehen ein bisschen zu dick wirkte. Nicht dass er auch nur ein Gramm Fett am Leib hatte, er bestand nur aus Muskeln und langen Beinen, aber vor der Kamera sah er nicht so aus. Und das hatte ihn irgendwie völlig kirre gemacht, das und Tara-Mays ewiges Geplapper, dass Chevette Sprech- und Schauspielunterricht nehmen, die ganzen Kampfkünste erlernen und mit Drogen aufhören sollte. Als Chevette klargestellt hatte, dass sie gar keine Drogen nahm, hatte Tara-May gesagt, es werde die Lizenzverkäufe ein bisschen erschweren, wenn sie nicht mit irgendwas aufhören könne, aber es gebe ja Gruppen für alles, und dies sei wahrscheinlich der beste Weg, Leute kennenzulernen, die einem bei der Karriere behilflich sein könnten.
Aber Chevette hatte gar keine Karriere machen wollen, jedenfalls nicht in dem Sinn, wie Tara-May es meinte, und das hatte die Frau einfach nicht geschnallt. Tatsächlich
waren eine Menge Leute in Hollywood so wie Tara-May, vielleicht sogar die meisten; jeder hatte etwas, was er »eigentlich« machte. Fahrer schrieben, Barmixer waren Schauspieler; Chevette hatte sich von einem Mädchen massieren lassen, das eigentlich ein Stunt-Double für eine Schauspielerin war, von der Chevette noch nie gehört hatte, nur dass sie in Wirklichkeit noch nie angerufen worden war, aber sie hatten ihre Nummer. Irgendwer hatte die Nummer von jedem; aber für Chevette sah es so aus, als stünden alle ihre Nummern auf den Losen einer Lotterie, bei der nie jemand gewann. Doch das wollte keiner hören, und wenn man den Leuten nicht abkaufte, was sie »eigentlich« machten, dann redeten sie auch nicht mehr viel mit einem.
Jetzt, wo sie darüber nachdachte, merkte sie, dass dies zu den Dingen gehörte, die zwischen sie und Rydell geraten waren, denn ganz gleich, was ihm jemand erzählte, er hatte allen immer abgekauft, was sie »eigentlich« waren. Und dann hatte er ihnen erzählt, er wolle eigentlich in einer Folge von Cops in Schwierigkeiten mitspielen, und es sehe so aus, als werde wirklich was draus, weil Cops in Schwierigkeiten momentan seine Miete bezahle. Was eigentlich niemand hören wollte, weil es ein bisschen zu real war, aber das kapierte Rydell nie. Und dann hatten sie ihn nach Telefonnummern und Namen angehauen, ihn gebeten, sie irgendwem vorzustellen, und ihm Disks und Listen zugesteckt, was sie alles konnten oder schon gemacht hatten, weil sie hofften, er wäre dumm genug, damit zu seinen Produzenten zu gehen und sie denen zu zeigen. Das war er auch, oder jedenfalls gutherzig genug, und damit hatte er bei den Leuten von Cops in Schwierigkeiten auch nicht gerade Pluspunkte gesammelt.
Und so kam es, dass sie bei Carson gelandet war. Rydell saß im Dunkeln auf dem Sofa, sah sich eine alte Folge von Cops in Schwierigkeiten nach der anderen an und wirkte
verloren, und damit war sie einfach nicht klargekommen. Solange es Sachen gab, die sie zusammen machen konnten, war alles okay gewesen, aber als es darum ging, einfach nur zusammen zu sein, hatte es nicht funktioniert, und dann zog Rydell auch noch diese Trauerkloßnummer ab, als aus der Sendung nichts zu werden schien …
Aber hier war die Bar, eine kleine Menschenmenge an der Tür und laute Musik, die sie schon gehört hatte, ohne sie jedoch richtig wahrzunehmen. Als sie fast da war, verstummte die Musik.
Der Laden war knüppelvoll. Sie schlüpfte seitwärts zwischen zwei Mexikanern durch, die wie LKW-Fahrer aussahen; sie hatten solche spitzen, stählernen Meißeldinger vorn an ihren schwarzen Cowboystiefeln. Drinnen konnte sie über die Köpfe der dicht gedrängten Menge hinweg Creedmore mit einem Mikrofon in der Hand sehen, der in die Menge hineingrinste. Es war ein Dancer-Grinsen, zehntausend Watt schlechte Elektrizität, und sie sah, dass es bei ihm schon damit losging, was Dancer mit dem Zahnfleisch anstellte.
Die Leute klatschten und pfiffen und wollten eine Zugabe, und Creedmore, das Gesicht schweißüberströmt, sah aus,
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