Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
If you leave – Niemals getrennt

If you leave – Niemals getrennt

Titel: If you leave – Niemals getrennt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Courtney Cole
Vom Netzwerk:
hast du dir bei dem Aufprall den Kopf angeschlagen?«
    Denn das würde einen Sinn ergeben. Vielleicht. Würde eine Gehirnerschütterung jemanden derart durchdrehen lassen?
    Gabriel sieht mich an. »Ich weiß nicht. Ich glaube nicht. Ich muss nach Hause.« Inzwischen klingt er nicht mal mehr wie er selbst. Er redet in einem eigenartig monotonen Tonfall, vollkommen anders als die rauchige, sexy Stimme, die er vorhin hatte.
    Es macht mich wahnsinnig.
    »Wo wohnst du?«
    Er starrt mich einfach nur an.
    In dem Moment merke ich, dass ich immer noch seine Brieftasche in der Hand halte, also mache ich sie auf und werfe einen Blick auf seinen Führerschein. Seine Adresse ist gar nicht so weit weg von hier. Sogar in Laufweite. Gott sei Dank. So schnell möchte ich in kein Taxi mehr steigen.
    Ich lege meine Hand auf Gabriels muskulösen Arm.
    »Komm schon«, sage ich. »Ich bringe dich nach Hause.«
    Ohne Widerspruch kommt er mit mir und zerrt dabei an seinem Kragen.
    »Ich kriege keine Luft«, flüstert er. Ich sehe zu ihm hoch. So eng ist sein Kragen gar nicht.
    »Das wird wieder«, versichere ich ihm.
    Obwohl ich mir selbst gar nicht so sicher bin.
    Ich halte ihn am Arm, ohne zu wissen, wieso. Nachdem wir ein paar Blocks weit gelaufen sind, fängt Gabriel an, unzusammenhängende Wörter vor sich hin zu murmeln. Ich kann ihn nicht verstehen, aber als ich ihn bitte, die Worte zu wiederholen, sieht er mich nur an.
    Das macht mich
echt
wahnsinnig. Ich bezweifle sehr, dass ich mit diesem Typen allein irgendwohin gehen sollte. Warum, um alles in der Welt, habe ich nicht einfach den Polizisten gebeten, sich um ihn zu kümmern? Ich habe eindeutig nicht das Zeug dazu, mit dieser Situation umzugehen.
    »Gibt es jemanden, den ich für dich anrufen kann?«, frage ich und hoffe, dass er ja sagt. Aber er sieht mich einfach nur wieder an, beinahe so, als würde er mich nicht verstehen.
    Ich sehe ihm in die Augen. Sie sind leer und glasig.
    Als wäre er gar nicht anwesend.
    Ich schlucke schwer.
    Eine Minute später haben wir seine Adresse erreicht; noch nie war ich so glücklich. Der Portier erkennt Gabriel und grüßt ihn mit Namen.
    »Er ist nicht er selbst«, versuche ich zu erklären, denn ich weiß, ehrlich gesagt, nicht recht, was ich sagen soll. »Ich bringe ihn zu seiner Wohnung. Können Sie mir die Nummer sagen?«
    Der Portier ist tatsächlich so freundlich, uns zur Wohnung hinaufzubringen und dann noch mit seinem Hauptschlüssel die Tür für mich aufzusperren. Ich schenke ihm ein Lächeln.
    »Danke«, sage ich und gehe mit Gabriel durch die Tür. Zu diesem Zeitpunkt reagiert er bereits nicht mehr.
    Der Portier mustert uns.
    »Falls Sie noch etwas brauchen, lassen Sie es mich wissen«, meint er und wirft Gabriel noch einen neugierigen Blick zu, bevor er wieder geht.
    Interessant. Der Mann ist es offensichtlich nicht gewohnt, Gabriel so zu sehen, also ist es vielleicht wirklich eine Verletzung von dem Unfall. Vielleicht hat er sich ja
doch
den Kopf angeschlagen. Einen Moment lang frage ich mich, ob ich einen Krankenwagen rufen soll.
    Aber Gabriel geht schon nach hinten in sein Schlafzimmer und brummelt vor sich hin. Durch die offene Tür kann ich sein ordentlich gemachtes Bett sehen. Ich folge ihm und stoße fast mit ihm zusammen, als er urplötzlich stehen bleibt und seine Faust gegen die Wand donnert. Die Bewegung ist heftig, unerwartet und verrät enorme Kraft. So viel Kraft, dass der ganze Flur zittert und die Wand jetzt ein Loch hat.
    Ich schnappe nach Luft und erstarre, als er sich zu mir umdreht. Angst überrollt mich bis in den letzten Winkel meiner Seele. Denn als Gabriel den Kopf zu mir dreht, erwarte ich beinahe, jemand anderen zu sehen. Jemand furchterregenden.
    Meinen Vater.
    Mein Herzschlag dröhnt in meinen Ohren, und Erinnerungen von vor langer Zeit huschen durch mein Gedächtnis. Fäuste und Blut, Streit und Angst.
    Aber natürlich ist Gabriel nicht mein Vater. Also zwinge ich mich, wieder ruhig zu atmen, auch wenn ich mich gleichzeitig bereitmache, die Flucht zu ergreifen, falls nötig. Ich schlucke, als Gabriel mich ansieht.
    »Ich hasse das«, erklärt er. Seine Wangen sind gerötet, die Augen leicht glasig, und seine Hand ist immer noch zur Faust geballt, mit aufgeschürften Fingerknöcheln. Ich behalte sie im Auge und weiche einen Schritt zurück, weil ich weiß, was eine Faust alles anrichten kann.
    »Was hasst du?«
    Ein Gefühl regt sich in seinen Augen, etwas Düsteres, Gequältes. »Ich hasse die Art, wie

Weitere Kostenlose Bücher