If You Stay – Fuereinander bestimmt
dabei mit ihrem Blick.
Ich schüttele den Kopf.
»Nein. Hat es nicht. Der Typ hatte eine Überdosis intus. Ich habe versucht, ihn wiederzubeleben, und einen Krankenwagen gerufen. Schluss, aus, Ende.«
Maddys Lippen verziehen sich zu diesem Lächeln, das mir signalisiert, dass sie gerade erst richtig loslegt.
»Aber du hast mehrfach betont, dass er gut aussieht, dass er etwas Gefährliches an sich hat, dass er faszinierend ist. Das hört sich für mich nicht nach ›Schluss, aus, Ende‹ an. Damit hast du mein Interesse geweckt, aber du machst mir auch gleichzeitig Angst. Der Typ hat immerhin eine Überdosis genommen. Er ist ein
Junkie.
Du hast ihn halbtot in seinem Wagen gefunden. Das macht ihn nicht unbedingt beziehungstauglich, wenn du mich fragst.«
Maddy hält für einen Moment inne und mustert mich mit einem strengen Blick. Ich verdrehe wieder die Augen.
»Mila, das ist mein Ernst!« Sie lässt nicht locker, ist beunruhigt, dass ich ihr nicht genug Aufmerksamkeit schenke. »Ich kenne ihn zwar nicht persönlich, aber er war schon einige Male im Restaurant. Ich habe gehört, dass er nicht arbeitet. Soll von einem Treuhandfonds leben. Er ist ein verzogenes Balg, das keine Verantwortung kennt. Offenbar ist er total durch den Wind. Ein richtig böser Junge. Der würde dich zum Frühstück verspeisen.«
Jetzt reicht es mir.
»Maddy, lass es gut sein, ja?«, sage ich entnervt. »Das ist mein Ernst. Es war eine außergewöhnliche Situation, und ich wollte dir davon erzählen, das ist alles. Das werde ich nicht noch einmal tun, glaub mir, denn ich habe keine Lust auf eine solche Predigt – vor allem nicht, wenn sie völlig unbegründet ist. Du hast selbst zugegeben, dass du ihn nicht persönlich kennst. Und ich bin nicht einmal auf die Idee gekommen, mich zu fragen, ob dieser Mann beziehungstauglich ist. Ich werde ihn wahrscheinlich nie wiedersehen, also hör auf, die Glucke zu spielen, und sag mir lieber, was du mir vom Restaurant erzählen wolltest. Was ist denn los?«
Madisons Gesicht wird ernst. Sie legt die Mappe zur Seite und streckt ihre untergeschlagenen Beine aus. Ihre tiefblauen Augen blicken beunruhigt drein, und das weckt meine Aufmerksamkeit. Sie kümmert sich seit dem Tod unserer Eltern um deren Restaurant, und wenn sie sich Sorgen macht, dann sollte ich es auch tun.
»Was ist denn?«, frage ich erneut. Ich bin nervös, denn Maddy lässt sich eigentlich niemals anmerken, wenn sie bedrückt ist. Als große Schwester verbirgt sie ihre Probleme vor mir.
Sie stößt einen leisen Seufzer aus, wendet sich mir zu und sagt mit dünner Stimme: »Es könnte sein, dass ich die mit der Renovierung verbundenen Risiken falsch eingeschätzt habe.«
Ich sehe sie verwirrt an. »Aber du hast doch gesagt, dass mit dem Budget alles in Ordnung sei, wir bis zum Frühjahr alles wieder abbezahlt hätten und es sich praktisch selbst tragen würde, weil sich dadurch das Geschäft ankurbeln ließe.«
Sie nickt bekümmert. »Ja, ich weiß, was ich gesagt habe. Und ich war auch davon überzeugt. Aber ich habe nicht damit gerechnet, dass die Geschäfte in diesem Herbst derart schlecht laufen würden. Und eine Verbesserung ist im Winter nicht zu erwarten, das ist nie der Fall. Erst wenn die Touristensaison beginnt, werden wir genug Einnahmen haben, um diesen Kredit abzubezahlen.«
Und nun bin ich es, die erschrocken ist. »Was bedeutet das? Steckt das Restaurant etwa in Schwierigkeiten?«
Dieser Gedanke lässt mich in Panik geraten. Unsere Eltern hatten das kleine italienische Restaurant kurz nach ihrer Hochzeit unter dem Namen
The Hill
eröffnet, und es gehört zu Angel Bay wie der Michigansee. Es befindet sich unmittelbar am Strand und ist im Sommer bei Touristen und Einheimischen gleichermaßen beliebt.
Nachdem unsere Eltern gestorben waren, kam meine Schwester zurück, um es zu übernehmen. Als frischgebackene Diplomkauffrau machte dies Sinn. Diese Regelung ermöglichte es mir, meinen kleinen Kunstladen zu betreiben, in dem ich Künstlerbedarf und meine eigenen Bilder und Drucke verkaufe. Es ist für beide Seiten ein Gewinn. Als Miteigentümerin des Restaurants erhalte ich jeden Monat einen Anteil am Gewinn und kann dennoch mein eigenes Ding machen.
Doch offenbar sah es im Augenblick nicht so gut aus.
»Dreh nicht gleich durch«, sagt Madison ruhig. »Es ist kein Weltuntergang. Wir werden den Gürtel in diesem Winter, was das Restaurant angeht, einfach etwas enger schnallen müssen. Es wäre mir eine große Hilfe,
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