If You Stay – Fuereinander bestimmt
ist wie ein Kätzchen, das einem Löwen Paroli bietet.
»Im Bett.«
Meine Antwort ist einfach. Als Reaktion darauf sprühen Funken aus ihren Augen.
»Du bist ziemlich arrogant, was?«, stellt sie fest, die Hände in ihre schlanken, mit Farbe bespritzten Hüften gestemmt. »Ein schlichtes ›danke, dass du mir das Leben gerettet hast‹ hätte genügt. Du musst mich nicht ins Bett kriegen, um mir deine Dankbarkeit zu zeigen.«
Ich warte eine Minute, bevor ich versuche, sie zu besänftigen.
»Komm wieder runter«, sage ich mit ruhiger Stimme. »Tut mir leid. Ist so eine blöde Angewohnheit von mir. Das war nur ein Scherz. Manchmal habe ich einen etwas schrägen Sinn für Humor. Ich danke dir für das, was du neulich Nacht getan hast. Tut mir leid, dass ich es nicht eher gesagt habe.«
Sie macht einen Schmollmund. Seufzt.
»Schon okay«, erwidert sie. »Und du hast es bereits im Krankenhaus gesagt. Du hättest nicht herkommen müssen, um es noch einmal zu wiederholen. Ich habe mich allerdings gefragt …« Sie verstummt.
Nun ist es an ihr, mich anzustarren, und ihr Blick ist nachdenklich. Ich erwidere ihn entschlossen.
»Was denn?«, ermuntere ich sie. »Was hast du dich gefragt?«
»Warum du es getan hast«, sagt sie leise. »Wieso hast du das gemacht? Du scheinst doch ein tolles Leben zu führen.«
Sie überrascht mich schon wieder. Sie ist verdammt direkt und zögert nicht, zu sagen, was sie denkt. Und sie glaubt offenbar, dass es Absicht gewesen ist und ich mich umbringen wollte. Was soll der Scheiß?
Einerseits finde ich ihre direkte Art erfrischend. Sie scheint kein Mensch zu sein, der Spielchen mit anderen treibt. Doch andererseits finde ich sie nervig, denn manchmal verliere ich mich gern in irgendwelchen Spielchen, um keine richtigen Antworten geben zu müssen.
Aber ich habe so eine Vermutung, dass man es bei Mila mit so einem Blödsinn gar nicht erst versuchen sollte.
»Es war ein Versehen«, sage ich schulterzuckend. »Ich war zu leichtsinnig. Wird nicht wieder vorkommen.«
Sie hat ihren Blick immer noch auf mich geheftet, und ich muss gegen den Drang ankämpfen, mich ihm irgendwie zu entziehen. Es kommt mir so vor, als schaue sie in mich hinein und würde versuchen, mich auseinanderzunehmen und genau zu untersuchen. Das mag ich ganz und gar nicht.
»Tatsache?«, fragt sie. Sie klingt skeptisch, unsicher. »Das will ich um deinetwillen hoffen. Und falls du gelogen hast, solltest du dir Hilfe suchen. Könnte sein, dass ich beim nächsten Mal nicht da bin, um dich zu retten.«
Sie macht auf dem Absatz kehrt und strebt auf das Hinterzimmer zu. Und mir nichts, dir nichts ist die Künstlerin Mila mit dem wunderbaren Lächeln wieder aus meinem Leben verschwunden.
Ich bin überrascht, wie sehr mir dieses Gefühl missfällt.
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Kapitel 7
Mila
I ch träume wieder einmal.
Als ich den Gang in der örtlichen Kirche hinuntergehe und die Morgensonne durch die Fenster hereinscheint, da weiß ich, dass ich träume. Ich weiß es, weil ich seit dem Tod meiner Eltern schon tausendmal an diesem Ort gewesen bin.
Der Traum ist immer der Gleiche.
Nichts ändert sich.
Deshalb weiß ich, dass ich erst aufwachen werde, wenn er zu Ende ist.
Ich seufze und blicke an mir hinunter.
Ich trage dasselbe schwarze Kleid, das ich zu ihrer Beerdigung getragen habe. Es ist tailliert, aber fließend, dunkel, aber feminin. Ich trage es jedes Mal, wenn ich diesen Traum habe, eine unaufhörliche Erinnerung an jenen schrecklichen Tag.
Ich tappe in schwarzen Slippern den Gang hinunter, setze einen Fuß vor den anderen. Ich habe keine Kontrolle über meine Füße. Sie bewegen sich wie von selbst. Selbst wenn ich es gewollt hätte, könnte ich nicht stehen bleiben. Mein rechter Fuß tritt auf den Läufer, dann mein linker. Dann wieder der rechte.
Etwas treibt mich voran.
Ehe ich es mich versehe, stehe ich vorn in der Kirche vor zwei in Sonnenlicht getauchten Särgen. Einer davon ist weiß und schimmernd, der andere schwarz und glänzend.
Gut und Böse.
Als ich diesen Traum zum ersten Mal hatte, dachte ich, dies würde bedeuten, dass einer meiner Eltern böse gewesen war, ohne dass ich davon gewusst hatte. Ich gebe viel auf Träume. Ich weiß, dass sie eine Bedeutung haben. Daher lastete der Gedanke, dass einer meiner Eltern möglicherweise eine verstörte dunkle Seele sein könnte, für eine ganze Weile schwer auf mir. Doch dann wurde mir klar, dass ich eine falsche Bedeutung hineingelesen hatte.
Denn auch wenn dies
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