If You Stay – Fuereinander bestimmt
Verschwunden ist der leblose Mann von neulich Nacht, dessen Körper auf dem Asphalt, von Krämpfen geschüttelt, zuckte. An seine Stelle ist jemand getreten, der dynamisch ist, lebendig, der herrlich duftet und umwerfend sexy ist.
Jemand, der schlecht für mich ist.
Seine Zunge erforscht vorsichtig meinen Mund, und ich kämpfe gegen den Drang an, in seinen hineinzuseufzen. Ich spüre seine Hände auf meinem Rücken, weiß nicht, seit wann sie dort sind, aber ich schmiege mich in seine Umarmung, umklammere seine Taille. Ich genieße es, wie seine Finger meine Haut kneten, sich sein Körper gegen den meinen presst. Ich spüre seine Erektion. Es ist schwindelerregend.
Als ich schließlich Luft holen muss, weicht er zurück.
Ich bin etwas wackelig auf den Beinen von dem Kuss und auch, weil er mich nicht mehr festhält. Und weil ich das Ganze viel zu sehr genossen habe.
Ich sehe zu ihm hinauf.
Er sieht zu mir herab.
Er wartet auf eine Reaktion, und ich bin mir nicht sicher, wie ich mich verhalten soll. Der Kuss war perfekt. Pax ist unglaublich sexy. Aber er ist so anders als ich.
Und er hat sich gerade von einer anderen einen blasen lassen.
Ich sehe wieder diese schreckliche junge Frau vor mir, wie sie vor Pax kniet, und ich erschaudere. Er könnte mir eindeutig weh tun, wenn ich ihm die Möglichkeit dazu gäbe. Und ich hatte schon genug Schmerz in meinem Leben. Ich brauche nicht noch mehr davon.
»Ich halte das für keine gute Idee«, sage ich schließlich schweren Herzens. Es fällt mir alles andere als leicht, die Worte auszusprechen.
Der warme Schimmer in Pax’ Augen erlischt, während er mich anstarrt, und ich vermag die Enttäuschung darin zu erkennen, die Erkenntnis, zurückgewiesen worden zu sein, bevor ein kalter Ausdruck darin erscheint, bei dem ich am liebsten geweint hätte.
»Schade, dass du es so siehst«, erwidert er mit ruhiger Stimme. »Denn ich halte es für eine sehr gute Idee, für die beste, die ich seit langer Zeit gehabt habe.«
Er dreht sich um und marschiert zur Ladentür hinaus.
Ohne ein weiteres Wort zu verlieren.
Ich betrachte seine breiten Schultern, während er davongeht und schon bald außer Sichtweite ist.
Und dann sinke ich mitten in meinem Laden auf die Knie. Meine Hände zittern, und mir dreht sich alles im Kopf.
Was habe ich nur getan?
Habe ich den Verstand verloren? Da begegne ich jemandem, bei dem ich zum ersten Mal seit dem Tod meiner Eltern vor zwei Jahren etwas empfinde, und dann bin ich zu feige, um mich darauf einzulassen?
Wie erbärmlich ist das denn?
Ich greife nach dem Telefon und rufe meine Schwester an. Bevor sie etwas sagen kann, komme ich ihr zuvor.
»Ich könnte heute Abend diesen Drink gebrauchen, von dem du gesprochen hast.«
[home]
Kapitel 9
Pax
Z um Teufel mit ihr.
Mir dreht sich alles im Kopf, als ich mit steifen Schritten ihren Laden verlasse und zu meinem Wagen gehe. Ich kann, ehrlich gesagt, gar nicht glauben, was da gerade passiert ist. Da öffne ich mich seit Urzeiten endlich mal wieder einem Menschen, und sie trampelt auf meinen Gefühlen herum. Ich habe keine Ahnung, auf wen ich wütender bin – auf sie, weil sie mich zurückgewiesen hat, oder auf mich, weil ich mich überhaupt erst in die Situation gebracht habe, dass sie mich zurückweisen konnte.
So oder so, zum Teufel mit ihr.
Ich ramme meinen Schlüssel in das Zündschloss und drehe das Radio auf. Hardrock lässt meinen Brustkorb vibrieren, und als der Bass wummert, presche ich vom Parkplatz Richtung Highway, um nach Chicago zu fahren. Da ich ohnehin schon in einer schlechten Stimmung bin, kann ich das auch gleich hinter mich bringen.
Der Highway erstreckt sich vor mir, und die laute Musik beruhigt mich. Ich verliere mich in ihr. Erlaube ihr, meine negativen Gedanken zu verscheuchen. Beinahe hätte ich nach meinem Fläschchen gegriffen, das ich in meiner Jackentasche bei mir trage, aber ich habe es nicht getan. Schließlich habe ich mir geschworen, es für eine Weile bleiben zu lassen, und das werde ich auch tun. Ich bin nicht schwach. Bin kein Weichei.
Während ich Meile für Meile hinter mich bringe, schluckt der Himmel Stückchen für Stückchen die Straße am Horizont, bis ich schließlich die Brücke nach Chicago überquere und den Skyway erreiche.
Als ich am Büro meines Vaters im Stadtzentrum eintreffe, habe ich es geschafft, mich zu beruhigen und Milas Bild in den hintersten Winkel meines Bewusstseins zu verdrängen.
Denn sie kann mich mal.
Am liebsten hätte ich
Weitere Kostenlose Bücher