0442 - Entführt ins Nichts
»Was zum Teufel ist das?« murmelte John Steel. Der Liehtfleck am Nachthimmel war ihm schon vor über einer Minute aufgefallen, aber er hatte sich zuerst nichts dabei gedacht. Vielleicht ein Flugzeug… Aber Flugzeuge senkten sich nicht auf diese Weise herab, nicht einmal bei einem Absturz, und das Licht war zu seltsam dafür…
»Vielleicht ein UFO«, sann Jamie McKay.
Steel trat abrupt auf die Bremse. Der Pontiac Fiero tauchte mit der Nase ein und stand mitten auf dem nächtlichen Highway. »Du bist verrückt«, stieß Steel hervor. »UFOs sind Hirngespinste!«
»Na, ich weiß nicht… man munkelt, daß der CIA einen Außerirdischen oder mehrere in einer Kältekammer im Pentagon aufbewahrt, und selbst Jimmy Carter hat zugegeben, ein UFO gesehen zu haben…«
»Und als er durch ein unglückseliges Schicksal 39. Präsident der Vereinigten Staaten wurde, hatte er nichts Eiligeres zu tun, als diese Behauptung zu dementieren. Komm mir nicht mit diesem Erdnußfarmer. Gut, daß der weg vom Fenster ist und wir wieder einen richtigen Präsidenten haben, der sich nicht von jedem Witzbold auf der Nase herumtanzen läßt…«
Jamie winkte ab. »Deine sogenannten richtigen Präsidenten sind fünftklassige Schauspieler und deren Protegen, die Wirtschaftsförderung mit Kriegspielen verwechseln…«
»Vorsicht«, warnte er. »Du verallgemeinerst.«
»Und was tust du?«
Es war zwischen ihnen fast ein Ritual, bei jeder sich bietenden Gelegenheit über Politik und Politiker zu streiten, wobei der eine an des anderen Favoriten kein gutes Haar ließ. Dabei waren sie beide nicht auf bestimmte politische Richtungen festgelegt; bei der nächsten Diskussion mochte Steel durchaus Jimmy Carter in den höchsten Himmel loben.
Mittlerweile schwebte das Lichtfeld dicht über dem Highway. Wie weit es entfernt war, ließ sich nicht einmal schätzen. Es konnte eine nahe und kleine Lichtquelle sein, aber auch eine weit entfernte, die unheimlich groß war. Es war ein eigenartig kaltes Licht, neonweiß mit einem leichten Blaustich.
In einiger Entfernung vor ihnen war der rote Lichtpunkt von Auto-Rückleuchten gewesen. Jetzt, da Steel den Sportwagen wieder beschleunigte, wurde der Fleck größer und teilte sich rasch in zwei Glutpunkte. Der Wagen vor ihnen war stehengeblieben, ehe er das Licht erreichte.
Jamie McKay schaltete das CB-Funkgerät ein und nahm das Mikrofon in die Hand. »Mal sehen, ob außer uns noch jemand unterwegs ist und das Licht ebenfalls sieht. Wenigstens ein paar Trucker müßten doch auf der Strecke sein.«
»Um diese Zeit? Da ist es schon ein Wunder, daß wir hier sind«, erwiderte Steel. Er fuhr nicht besonders schnell, als wolle er den Augenblick der Annäherung und möglicherweise einer Begegnung mit dem Unbekannten so weit wie möglich hinauszögern.
Jamie drückte auf die Sendetaste. »McKay auf Kanal 19. Hört mich jemand? Sieht einer den Lichtfleck auf dem U.S.Highway 380, etwa… Moment, zehn Meilen westlich von Roswell?«
Sie wiederholte ihren Durchruf noch zweimal. Aber nur das Statikrauschen antwortete. Offenbar war um diese Nachtzeit außer ihnen wirklich niemand unterwegs, einmal abgesehen von dem Wagen, der vor ihnen abgebremst hatte. Immerhin war Mitternacht bereits durch. Abergläubische Gemüter nannten diese Zeit die Geisterstunde, bloß hielten weder John Steel noch Jamie McKay etwas von Gespenstern.
Inzwischen waren sie näher herangekommen, und der Lichtfleck schien sich in unmittelbarer Nähe des vor ihnen auf der Straße stehenden Autos zu befinden. Er war mittlerweile sehr, sehr hell geworden und überstrahlte alles andere, ohne dabei zu blenden. Steel fand höchst seltsam. Er sah jetzt die Silhouette des Wagens vor ihm. Langsam wurde die Autotür geöffnet, und der Fahrer schraubte sich ins Freie.
Da waren auch noch weitere Bewegungen…
Etwas war in dem Licht!
»Verdammt«, murmelte Steel.
Jamie wollte gerade erneut auf die Sendetaste drücken, als eine Stimme erklang. Aber was war das für eine Stimme? Überlaut drang sie aus dem Lautsprecher, ließ die beiden Menschen zusammenzucken. Steel verriß fast das Lenkrad. Jamie drehte die Lautstärke herunter, bis auf Null, aber das Dröhnen dieser fremden Stimme blieb, deren Worte nicht zu verstehen waren! Dann riß sie plötzlich ab, wurde von einem schrillen Pfeifton abgelöst, der die Tonleiter hinauf kletterte und ihm Infraschallbereich unhörbar wurde. Aber zu spüren war das Pfeifen nach wie vor, die Schallwellen wirkten schmerzhaft
Weitere Kostenlose Bücher